Davis-Cup:Russlands Trainer pokert noch

Auch kurz vor dem Davis-Cup-Halbfinale gegen Deutschland lässt sich Russlands Trainer noch nicht in die Karten schauen. Er hält weiterhin gemein, wen er für die beiden Einzel einsetzen will.

Vier Asse, ein gewiefter Zocker, dazu noch Heimvorteil: Russland hält vor dem Daviscup-Halbfinale gegen Deutschland von Freitag (11.00 Uhr/DSF) an alle Trümpfe in der Hand. Das Aufgebot ist eines Cupverteidigers würdig: Top-Spieler Nikolai Dawidenko, Kämpfer Michail Juschni, Sand-Spezialist Igor Andrejew, der Wahl-Amerikaner Dimitri Tursunow sowie als bisheriger Ersatzmann der frühere Weltranglisten-Erste Marat Safin. Alle sind erfahren und waren zumindest bei einem der beiden Cupsiege 2002 und 2006 dabei.

Davis-Cup: Russlands Trainer Schamil Tarpischtschew und Top-Spieler Nikolai Dawidenko.

Russlands Trainer Schamil Tarpischtschew und Top-Spieler Nikolai Dawidenko.

(Foto: Foto: AFP)

Zudem sitzt in Kapitän Schamil Tarpischtschew ein "Fuchs" auf der Bank. Der Präsident des russischen Tennis-Verbandes hatte erst am Wochenende schon wieder Grund zum Feiern, als die Damen in Moskau zum dritten Mal den Fedcup holten. Die Begegnung fand wegen der parallel stattfindenden Volleyball-EM der Männer allerdings nicht in der Olympia-Halle statt, sondern in der kleineren Luschniki-Arena.

Tarpischtschew ließ sich am Dienstag nicht in seine Daviscup-Karten schauen. "Es ist ein bisschen zu früh, um über bestimmte Spieler zu sprechen. Die Sandplatz-Saison ist eigentlich zu Ende, sie müssen sich jetzt auf einen anderen Belag umstellen. Jetzt geht es erstmal darum, die beste Form zu finden", erklärte er.

Safin allerdings ist kein Thema: "Selbst wenn er hier wäre, hätte er es schwer, mit seiner jetzigen Form sowohl spielerisch als auch von der Fitness mit den anderen mitzuhalten", sagte Tarpischtschew. Der mit Safin befreundete Thomas Haas bedauerte dies: "Er war immer eine große Hilfe für Russland in den letzten Spielen. Wir wissen alle, dass er ein bisschen anders ist. Ich habe gehört, dass er in Nepal sein soll und seine Seele sucht."

Der stets mit unerwarteten Aufstellungen verblüffende Tarpischtschew hatte Safin im Vorjahr im Finale gegen Argentinien nach verlorenem ersten Einzel noch zwei Mal auf den Platz geschickt. Der auch damals nicht in Top-Form spielende Star siegte im Doppel und im entscheidenden letzten Einzel.

Selbst Dawidenko hat als Weltranglisten-Vierter keine Einsatz-Garantie, auch wenn das deutsche Team fest mit ihm rechnet. Es zählt wie meist im russischen Sport nicht der Einzelne, sondern der Erfolg der Mannschaft, und dort kommt es für Tarpischtschew auf Tagesform, Befindlichkeit, Spielstand und sein Gefühl an. "Weltranglisten haben im Daviscup etwa die Bedeutung von Holzschlägern im Tennis des 21. Jahrhunderts", ist einer von Tarpischtschews überlieferten Sprüchen.

Andrejew schüttelte er in diesem Jahr in der 1. Runde in Chile aus dem Ärmel, als bei einem der schwersten möglichen Auswärtsspiele auf Sand sogar der Gang des Cupverteidigers in die Abstiegsrunde drohte. Doch Andrejew gewann unbeeindruckt von Kulisse und Namen beide Einzel gegen die Olympiasieger Fernando Gonzalez und Nicolas Massu, für den dritten Punkt sorgte auch damals Safin.

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