Zwei Jahre später gelingt es dann Teamchef Niki Pilic, Boris Becker und Michael Stich mit größtmöglichem Verhandlungsgeschick zu einem gemeinsamen Auftritt im Davis Cup zu überreden. Im Halbfinale gegen Russland sieht es zunächst auch ganz danach aus, als könnten die beiden Alpha-Tiere das Endspiel erreichen. Doch dann ereignet sich das Unfassbare, das Pilic später so beschreibt: "So etwas passiert nur alle 50 Jahre." Nachdem Becker und Stich am Vortag das Doppel gegen Jewgeni Kafelnikow und Andrej Olchowski verloren haben, meldet sich Becker am Finaltag ab. Rückenprobleme. Für ihn spielt Bernd Karbacher, der Münchner unterliegt - und so steht es 2:2. Es liegt nun an Stich, das Team ins Finale zu tragen. Alles verläuft mehr oder weniger planmäßig, bis Stich im fünften Satz bei 7:6 zum Sieg aufschlägt. Doch plötzlich wird sein Arm schwer, er vergibt gegen Andrej Tschesnokow, ein solider Dauerläufer, den ersten Matchball, den zweiten, den dritten, den vierten, den fünften, sechsten, den siebten, den achten und schließlich den neunten. Am Ende siegt Tschesnokow mit 14:12 und wird anschließend von Russlands Präsident Boris Jelzin, ein großer Tennisfreund, mit einem nationalen Verdienstorden "für besonderen Mut" ausgezeichnet. Und Boris Becker? Legt tröstend ein Handtuch um die Schulter des hemmungslos weinenden Michael Stich.