Süddeutsche Zeitung

David Alaba beim FC Bayern:So gut wie Beckham und Ronaldo

  • David Alaba ist im Spiel der Bayern mittlerweile eine zentrale Figur. Im Pokal-Achtelfinale gegen Eintracht Braunschweig schießt er ein Tor und trägt damit entscheidend zum Sieg bei.
  • Der Österreicher verfügt über all das, was FCB-Trainer Pep Guardiola für seine Spielstrategie braucht: Leichtfüßigkeit, Eleganz, Spielintelligenz und Technik.
  • Teamkollege Franck Ribéry verrät, wie Alaba seine Freistoßkunst verfeinert - mit Internetrecherche.

Aus dem Stadion von Matthias Schmid

David Alaba, die übergroßen Kopfhörer auf den Ohren, raste lange nach Spielende durch den Bauch der Münchner Arena, als fühlte er sich von einer gefährlichen Macht verfolgt. Der Trolley, den er hinter sich her zog, geriet dabei des Öfteren in gefährliche Schräglage. Umgefallen ist er aber nicht. Und Menschen, die versuchten, ihm zu folgen, waren schon nach ein paar Schritten außer Atem.

Alaba hatte nach dem 2:0 im Pokal-Achtelfinale seines FC Bayern gegen Eintracht Braunschweig genug gesagt, er wollte keine weiteren Einblicke gewähren. Sein spektakulärer Freistoßtreffer in der Nachspielzeit der ersten Hälfte hatte einen wenig spektakulären Auftritt seiner Mannschaft entschieden. Es war allerdings nicht die Rückkehr der "Dusel-Bayern", dafür spielten die Münchner gegen den leidenschaftlichen und durchaus aufmüpfigen Zweitligisten zu dominant.

Doch ihre Darbietung zeigte zumindest, dass die Münchner nach Wochen des Erlebnisfußballs auch den Ergebnisfußball noch beherrschen. Franck Ribéry drückte es so aus: "Wir sind auch nur Menschen, keine Maschinen." Die Bayern-Profis offenbarten ihre sanfte Seite.

Ribéry widersprach in diesem Punkt energisch seinem Vorgesetzten Matthias Sammer. Der Sportvorstand hatte in der Vorwoche verlangt, dass die Bayern-Spieler endlich in den Maschinenmodus wechseln sollten. Wahrscheinlich rätseln die meisten selbst darüber, was der Sportdirektor eigentlich damit sagen will. Rund um den Klub raunen manche zum Spaß, es sollten bald Seminare in der Sammer-Sprache angeboten werden.

David Alaba belegt derweil Extrakurse, um seine Freistoßkunst zu verfeinern. Kumpel Ribéry erzählte, sein Teamkollege fahnde im Internet nach Freistoßkönnern. David Beckham oder Cristiano Ronaldo seien seine Favoriten. Gegen Braunschweig hatte der Österreicher den Freistoß aus halbrechter Position mit links unter die Unterkante geschossen. "Aber", sagte Alaba, "im Training haue ich den einen oder anderen Freistoß über den Zaun."

Seit Alaba im Januar nach seiner auskurierten Innenbandverletzung in die Mannschaft zurückkehrt ist, spielt er sehr auffällig - schon in Stuttgart setzte er einen Freistoß kunstvoll ins Netz. Doch durch die sagenhaften Festspielwochen Arjen Robbens ist das alles ein wenig untergangen.

Der Österreicher verkörpert den Fußball von Bayern-Trainer Pep Guardiola auf idealtypische Weise: Alaba mixt jene Leichtfüßigkeit, Eleganz, Spielintelligenz und Technik, die Guardiola für seine reine Ballbesitzlehre voraussetzt. Dazu rennt er für zwei. Es ist unschwer aus den Worten des Spaniers herauszuhören, dass er den 22-Jährigen so wertschätzt wie sonst vielleicht nur noch seinen Musterschüler Philipp Lahm. "David kann überall spielen", lobt Guardiola, "er ist einer unserer wichtigsten Spieler."

Dass gegen Braunschweig letztlich zwei Einzelaktionen - Mario Götze schloss ein formidables Dribbling zum 2:0 ab (57.) - das Spiel entscheiden mussten, war für den Bayern-Trainer nicht verwunderlich. Er hatte vor der Partie die angeblichen Gesetzmäßigkeiten des Pokalwettbewerbs hervorgehoben, er mag es nicht, wenn vor dem Spiel nur noch über die Höhe des Sieges diskutiert wird.

"Ich werde vorher immer gefragt, wie viele Tore schießt ihr? Fünf, sechs, sieben? Das war heute eine gute Demonstration, dass man immer Respekt vor dem Gegner haben sollte", sagte Guardiola. Die Bayern haben mit ihrer Dominanz in den vergangenen Wochen ein Monster geschaffen, das sie so schnell nicht mehr loswerden dürften. 8:0 gegen den HSV, 6:0 in Paderborn. Zweistellig gegen Braunschweig?

Viele Zuschauer erwarteten das. Diese Sehnsucht gegen einen Zweitligisten noch mehr Tore zu machen, sagte Bastian Schweinsteiger, "kann man aber nicht erfüllen". Zumindest Braunschweigs Trainer Torsten Lieberknecht war froh, dass seine taktischen Winkelzüge nicht vergeblich waren. Er hatte offensiver verteidigen lassen als zuletzt der VfB Stuttgart oder der SC Paderborn. "Wir wollten uns besser präsentieren als einige Erstligisten", sagte Lieberknecht und fügte hinzu: "Das ist uns gelungen."

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