David Abraham:"Sind Sie in derselben Whatsapp-Gruppe?"

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Pause bis Januar: David Abraham (links) bleibt nach seiner Tätlichkeit gegen Christian Streich gesperrt. (Foto: imago images/Jan Hübner)

Das Urteil bleibt: Er ist auch nach der mündlichen Verhandlung gesperrt.

David Abraham bleibt für sieben Wochen gesperrt. Bei der mündlichen Verhandlung wich das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes nicht von der Einzelrichter-Entscheidung ab. Eintracht Frankfurts Kapitän hatte Freiburgs Trainer Christian Streich bei einem Bundesliga-Spiel umgestoßen. "Es ist ein klarer Fall des direkten Vorsatzes", sagte der Vorsitzende Richter Hans E. Lorenz nach vierstündiger Verhandlung. Er betonte angesichts der jüngsten Attacken gegen Amateur-Referees auch die Vorbildfunktion der Profis: "Das, was oben passiert, findet seinen Niederschlag auch an der Basis." Auf seinen Vorschlag an die Abraham-Partei, den Einspruch zurückzuziehen, war deren Anwalt Christoph Schickhardt nicht eingegangen. Dieser hatte gefordert, die Sperre teilweise zur Bewährung auszusetzen. Der DFB-Kontrollausschussvorsitzende Anton Nachreiner hingegen beantragte gar acht Spiele Sperre und eine Geldstrafe in Höhe von 25 000 Euro. Letztere wurde dann auch ausgesprochen. Der SC Freiburg hingegen nahm im Fall Vincenzo Grifo den Vorschlag an. So bleibt es bei einer Zwangspause von drei Spielen für den Offensivspieler. Der ausgewechselte Grifo hatte bei den Tumulten nach Abrahams Attacke dem Frankfurter ins Gesicht gefasst. Der Ankläger Nachreiner sprach bei den Ausführungen Abrahams und Grifos, die ausgiebig ihre Unschuld und ihr gutes Verhältnis betonten, von einer "Märchenstunde". Richter Lorenz kommentierte die Ausführungen der Spieler ironisch: "Sie sind ja alle ziemlich nett zueinander", und: "Sind Sie in derselben Whatsapp-Gruppe?"

Zuvor hatte Abraham beteuert, die Aktion sei "keine Absicht" gewesen: "Ich bedauere sehr, was passiert ist. Ich wollte ihn nie umstoßen. Ich bin in die Richtung des Balles gelaufen." Er habe Streich nicht im Auge gehabt. "Wollen Sie uns sagen, dass Sie ihn aus Versehen umgerempelt haben?", hatte Lorenz daraufhin gefragt.

Referee Brych verwies noch darauf, dass er Grifo, der eine Mütze trug, in der Szene gar nicht gleich erkannt habe. Hätte er ihn nicht mit Hilfe von Freiburgs Sportvorstand Jochen Saier identifiziert, hätte er Streich als Verantwortlichem die rote Karte zeigen müssen. Streich war der Verhandlung telefonisch zugeschaltet.

© SZ vom 20.11.2019 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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