Das Leben des Boris Becker:Bumm bumm

Boris Becker war der Lieblingssportler der Deutschen, seine Siege in Wimbledon lösten einen Tennis-Boom aus. Doch nach seiner Sport-Karriere folgten Rückschläge und Blamagen. Nun wagt er als Trainer von Novak Djokovic ein Comeback auf dem Court - dort, wo alles begann. Sein Leben in Bildern.

Von Dominik Fürst

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"Bumm Bumm Boris" war der Lieblingssportler der Deutschen, bevor seine Karriere in den vergangenen Jahren arg an Glanz verlor. Nun wagt Boris Becker als Trainer von Novak Djokovic ein Comeback auf dem Tennis-Court - dort, wo alles begann. Sein Leben in Bildern.

Kaum einer hat geglaubt, dass Boris Becker noch einmal auf die große Tennis-Bühne zurückkehren würde - dann kam diese Meldung: Becker wird Trainer des Weltranglistenzweiten Novak Djokovic. Nun schließt sich der Kreis im Leben des dreimaligen Wimbledonsiegers, der vor 46 Jahren in einer kleinen Stadt in Baden-Württemberg geboren wurde.

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Am 22. November 1967 kommt Boris Becker im badischen Leimen zur Welt. Sein sportliches Talent macht sich früh bemerkbar, im Alter von neun Jahren gewinnt er die Süddeutsche Meisterschaft. Monate später holt der Deutsche Tennisbund (DTB) Becker in seine Jugend-Auswahlmannschaft. Dort trifft er (rechts) bald auf eine junge Kollegin, die ebenfalls eine steile Karriere machen wird: Steffi Graf (zweite von rechts).

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Der erste Höhepunkt im Leben des jungen Tennisspielers kommt früh: Am 7. Juli 1985 schlägt der 17-jährige Becker im Finale von Wimbledon den Südafrikaner Kevin Curren in vier Sätzen und wird damit zum jüngsten Sieger eines Grand-Slam-Turniers. Der Erfolg macht Becker schlagartig berühmt und verhilft dem Tennis in Deutschland zu einer nicht gekannten Aufmerksamkeit. Becker ist der erste Deutsche, der jemals das altehrwürdige englische Turnier gewonnen hat.

Boris Becker in Wimbledon, 1985

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Beim großen Triumph im prestigeträchtigsten Tennisturnier der Welt wird auch Beckers Markenzeichen geboren: Der "Becker-Hecht", bei dem der Tennisspieler den Ball am Netz im Hechtsprung pariert. Im Finale von Wimbledon entsteht dieses berühmte Bild. Bereits ein Jahr später wiederholt er seine Leistung und gewinnt erneut das britische Grand-Slam-Turnier.

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Auch die "Becker-Faust" wird zum festen Bestandteil der Marke Boris Becker. Sein emotionales Spiel mit der Jubelgeste nach einem Punktgewinn macht den Leimener berühmt. 1985 wird Becker zu "Deutschlands Sportler des Jahres" gewählt. Er erhält die Auszeichnung auch in den Jahren 1986, 1989 und 1990.

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Am 24. Juli 1987 liefert sich Becker im Davis-Cup-Match gegen die bisweilen cholerische Tennis-Legende John McEnroe einen denkwürdigen, sechs Stunden und 39 Minuten langen Schlagabtausch. Am Ende steht der rothaarige Deutsche als Sieger fest. McEnroe war nach dem Match zu müde, um wütend zu sein: "Ich hatte nicht mehr viel übrig. Ich habe alles gegeben, was ich konnte. Es war schön, Teil eines großen Matches gewesen zu sein."

Davis-Cup 1988

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Im Dezember 1988 gewinnt dank Boris Becker erstmals ein deutsches Team den Davis-Cup. Teamchef Niki Pilic (Mitte) freut sich mit seinen erfolgreichen Spielern Becker, Patrick Kühnen, Eric Jelen und Carl-Uwe Steeb (von links), die sich gegen die favorisierten Schweden in Göteborg durchgesetzt haben.

60 Jahre Bundesrepublik - Wimbledon-Sieger Graf und Becker

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"Bumm Bumm Becker" lautet der Spitzname des deutschen Tennisspielers in diesen Jahren - sogar ein Eis wird nach ihm benannt. Im Jahr 1989 siegt er zum dritten Mal in Wimbledon. Auch Steffi Graf zählt mittlerweile zu den besten Athletinnen der Welt und gewinnt den britischen Grand Slam 1989. Freudestrahlend präsentieren die deutschen Vorzeige-Sportler ihre Trophäen.

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Bis heute ist Boris Becker der einzige Deutsche, der die US Open gewinnen kann. Er sichert sich auch diesen Titel im Jahr 1989, als er den Tschechoslowaken Ivan Lendl in vier Sätzen besiegt. Heute trainiert Lendl den Weltranglistenvierten und aktuellen Wimbledon-Champion Andy Murray. Ein Wiedersehen mit Becker dürfte sich bald ergeben.

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1991 klettert Becker zum ersten Mal auf Platz eins der Tennis-Weltrangliste, nachdem er bei den Australian Open (Foto) erneut in vier Sätzen gegen Ivan Lendl gewinnt. Insgesamt steht "Bumm Bumm Boris" mit einer kurzen Unterbrechung zwölf Wochen an der Spitze der Tenniswelt. Im weiteren Verlauf seiner Karriere wird er es allerdings nicht mehr auf den ersten Platz der Weltrangliste schaffen.

Stich besiegt Boris Becker in Wimbledon 1991

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Dass es noch einen zweiten begnadeten Tennisspieler in Deutschland gibt, muss Boris Becker beim Wimbledon-Finale 1991 feststellen. Mittlerweile bezeichnet er den Centre Court zwar als sein "Wohnzimmer", verliert dort aber gegen Michael Stich verdient in drei Sätzen. Obwohl die beiden privat nicht miteinander auskommen, funktionieren sie als Team - und gewinnen ein Jahr später bei den Olympischen Spielen in Barcelona die Goldmedaille im Doppel.

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Sein letztes Grand-Slam-Turnier gewinnt Becker im Jahr 1996 mit den Australian Open - es ist sein sechster Erfolg bei einem der vier großen Turniere. 1997 scheidet er in Wimbledon im Viertelfinale aus (Foto), 1999 absolviert er sein letztes Match auf heiligem Rasen. Er bleibt im Achtelfinale gegen den Australier Patrick Rafter chancenlos, doch sein Abschied wird angemessen gewürdigt: "Die Royal Box gewährte die ungewöhnliche Ehre einer stehenden Ovation an einen Verlierer. Aber nur, weil der Verlierer Boris Becker hieß. Ein dreimaliger Sieger, der ein Lieblingssohn von Wimbledon war, seit er zum jüngsten Champion aller Zeiten wurde", schreibt der Daily Telegraph.

BECKER/HAAS

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In seinen beiden letzten Jahren als Aktiver fungiert Becker zudem als Teamchef der deutschen Davis-Cup-Mannschaft. Große Erfolge bleiben jedoch aus, und Becker hinterlässt bei seinem Abgang 1999 ein zerstrittenes Team. Immerhin kann er Nachwuchsathleten wie den jungen Tommy Haas (rechts) an die große internationale Tennis-Bühne heranführen.

BECKER MIT ZIGARILLO BEIM GOLFEN

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Nun beginnt der vermeintlich angenehme Abschnitt im Leben eines Profisportlers: der Ruhestand. Becker scheint ihn zunächst zu genießen, wie beim Golfturnier des FC Bayern München im Jahr 1999, bei dem - anders als in Wimbledon - auch ein Zigarillo-Päuschen auf dem Rasen gestattet ist.

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Der jüngste Wimbledonsieger der Historie bleibt auch nach seiner Tennis-Karriere im Bewusstsein der Öffentlichkeit. Als Werbefigur für einen amerikanischen Internetkonzern stellt Becker die prägnante Frage: "Bin ich schon drin, oder was?"

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Tiefschläge folgen. Am 24. Oktober 2002 verurteilt ihn das Landgericht München I zu seiner Bewährungsstrafe von zwei Jahren sowie zu einem Bußgeld in Höhe von 500.000 Euro. Mit falschen Angaben in seinen Steuererklärungen hatte Becker in den frühen 1990er Jahren mehr als drei Millionen Mark hinterzogen. Der Leimener war zu jener Zeit im französischen Monaco gemeldet, wohnte jedoch in München.

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Seine erste Ehe mit Barbara Feltus (Bild), aus der zwei Söhne hervorgehen, ist zu diesem Zeitpunkt bereits geschieden. Zu den unüberwindbaren Differenzen zwischen den Eheleuten dürfte nicht zuletzt die berüchtigte Besenkammer-Affäre beigetragen haben: ein Intermezzo mit dem russischen Model Angela Ermakowa im Londoner Nobelrestaurant Nobu. Neun Monate später wird Beckers erste Tochter geboren.

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Es vergehen einige öffentliche Affären und Liebesgeschichten, ehe Becker im Jahr 2009 zum zweiten Mal heiratet. Sharlely Kerssenberg, genannt "Lilly", ist auch heute noch die Frau an der Seite der rothaarigen Tennis-Legende. Im Februar 2010 bringt sie das erste gemeinsame Kind, einen Sohn, zur Welt.

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Weil Becker für professionelles Tennis mittlerweile zu alt ist, sucht er sich eine neue Lieblingsbeschäftigung - und wird dort fündig, wo Karten, Chips und bisweilen Geld über die Tische wandern: beim Poker. Becker fungiert als Werbefigur für ein Online-Pokerportal und nimmt selbst an Turnieren teil, wie 2009 in Monaco (Bild). Als Geschäftsmann scheitert Becker jedoch regelmäßig: Das Internet-Projekt Sportgate oder die New Food AG sind Beispiele für seine glücklose Unternehmerkarriere.

Wetten, dass...? - Boris Becker als Mozart

Quelle: picture-alliance/ dpa/dpaweb

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Insgesamt betrachtet, läuft die Karriere nach der Karriere für Boris Becker ziemlich schief. Peinliche Auftritte häufen sich. Dass Becker im Januar 2006 als Mozart verkleidet auf dem Sofa der Fernsehsendung "Wetten, dass...?" sitzt, kann man ihm indes nicht vorwerfen: Er hat eine Wette verloren, das Kostüm war der Einsatz.

Boris Becker

Quelle: dpa

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Den vorläufigen Tiefpunkt in Beckers Vita markiert die öffentliche Auseinandersetzung mit Oliver Pocher. Zunächst tragen die beiden einen Kleinkrieg via Twitter aus, dann folgt dieses Fernsehereignis (Foto), bei dem der ehemalige Tennisspieler zum Duell mit dem Komödianten antritt. Der Vollständigkeit halber hier die Hintergründe: Pochers Ex-Frau Allesandra nannte sich früher Sandy und war 2008 mit Boris Becker verlobt. Sie ist zudem die Tochter von Beckers früherem, bereits verstorbenen Manager Axel Meyer-Wölden. Beckers zweite Biografie, die er im Herbst 2013 auf den Markt bringt, enthält pikante Details zu seinem Liebesleben. Auch Sandy wird ausführlich besprochen, was Oliver Pocher schließlich zu seinen Twitter-Attacken veranlasst. In der Sendung sollen die Kontrahenten sich messen - was teilweise entwürdigend ausfällt.

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Quelle: AFP

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Boris Beckers obskure öffentliche Auftritte veranlassen im Oktober 2013 sogar den Spiegel, die Tennis-Legende zur Vernunft zu rufen: "Falls es einen Tennisgott gibt, dann soll er Boris Becker bitte einen weisen, väterlichen Mann schicken. Einen guten Berater. Jemanden, der zu Becker immer wieder sagt: Quiet, please. Oder meinetwegen auch: Shut the fuck up, Boris! Dazu empfehle ich eine Kindersicherung für das Handy. Und Twitter-Verbot. Und Fernsehstudioverbot. Und Schreibverbot. Ich möchte in ein paar Jahren nicht die dritte Autobiografie lesen. Bitte, Boris!"

Boris Becker als Zuschauer bei den French Open im Juni 2013.

Quelle: AFP

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Becker genießt jedoch nicht überall einen schlechten Ruf: In Großbritannien kommentiert er bereits seit zehn Jahren Tennismatches für die BBC und wird als "Britain's favourite German" gefeiert. Vielleicht kann Becker nun auch sein Bild in der Heimat aufpolieren. Mit seinem Engagement als Trainer von Novak Djokovic gibt er seiner Karriere noch einmal eine entscheidende Wende. Dass Becker sich dabei auf sein ursprüngliches Metier, den Tennis-Court, rückbesinnt, könnte sich als vernünftiger Schachzug des einstigen Lieblingssportlers der Deutschen herausstellen. In jedem Fall ist es wohl besser als eine TV-Show mit Oliver Pocher.

© SZ.de/rus
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