Das BVB-Meisterteam in der Einzelkritik:Wir sind alle Dortmunder Jungs

Harte Burschen und moderne Veteranen, Treckerfahrer und Innenverteidiger mit Beckenbauer-Pässen: Die Meisterelf von Borussia Dortmund beheimatet viele Typen, vom Strohwitwer bis zum Hobby-DJ. Es ist auch diese Mischung, die den BVB zur besten deutschen Mannschaft der vergangenen beiden Jahre macht. Das Team von Trainer Klopp in der Einzelkritik.

Freddie Röckenhaus, Dortmund

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Das BVB-Meisterteam in der Einzelkritik:Roman Weidenfeller

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Quelle: AFP

Harte Burschen und moderne Veteranen, Treckerfahrer und Innenverteidiger mit Beckenbauer-Pässen - die Meisterelf von Borussia Dortmund beheimatet viele Typen, vom Strohwitwer bis zum Hobby-DJ. Es ist auch diese Mischung, die den BVB zur besten deutschen Mannschaft der vergangenen beiden Jahre macht. Das Team von Trainer Jürgen Klopp in der Einzelkritik.

Aus Dortmund berichtet Freddie Röckenhaus

Roman Weidenfeller (31 Jahre/31 Saison-Einsätze/0 Tore): Musste eine schwere Saison als Strohwitwer überstehen, weil seine Lebensgefährtin in Australien studiert. Hat sich auch in seiner zweiten Meistersaison bei Bundestrainer Joachim Löw nicht einschmeicheln können. "Vielleicht sollte ich mir die Haare schneiden lassen und etwas zierlicher werden", hatte Dortmunds Torwart, Kosename "Weide", zu Saisonbeginn geätzt, als ihm in Sachen Nationalmannschaft der eben erst in der Bundesliga aufgetauchte Ron-Robert Zieler von Hannover 96 vorgezogen wurde. "Wenn ich schon höre, dass ich nicht modern spiele", sagt Weidenfeller, "was heißt denn bitte modern?" Für Dortmund jedenfalls ist Weidenfeller modern gut genug.

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Das BVB-Meisterteam in der Einzelkritik:Mitchell Langerak

Borussia Dortmund's goalkeeper Langerak makes a save during their German Bundesliga first division soccer match against Hamburger SV in Hamburg,

Quelle: REUTERS

Mitch Langerak (23/1/0): Der Australier musste Weidenfeller nur einmal vertreten, kassierte dabei ein Gegentor in Hamburg. Allerdings: Seine Vorderleute schossen fünf.

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Das BVB-Meisterteam in der Einzelkritik:Lukasz Piszczek

FC Schalke 04 v Borussia Dortmund  - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Lukasz Piszczek (26/31/4): Offensiver Rechtsverteidiger, der sich als ehemaliger Stürmer auf dem Spielfeld meist weiter vorne aufhält als sein zugehöriger rechter Mittelfeldspieler. Übernahm, gemeinsam mit Landsmann Robert Lewandowski, im Dortmunder Zoo die Namensgebung und Patenschaft für die Löwenbabies Lolek und Bolek. Gilt als schnellster BVB-Spieler.

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Das BVB-Meisterteam in der Einzelkritik:Neven Subotic

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Quelle: AFP

Neven Subotic (23/23/0): Kerniger Innenverteidiger, der gerne auf dem eigenen Grundstück am Dortmunder Stadtrand Trecker fährt. Bastelt mit Kumpels tagelang ölverschmiert an Autos herum und hält deshalb "die Lebensqualität in Dortmund für überragend". Bekam bei der letzten Meisterfeier von den BVB-Fans einen Parkplatz mitten auf der Fahrbahn der Lindemannstraße im Kreuzviertel eingerichtet, fünf Minuten vom Stadion. Subotic hatte dort eine halbe Stunde lang auf seinem Autodach gestanden und mit den Fans um die Wette gebrüllt, bis die Stimme versagte. Die Parkplatz-Markierung soll zur Überreichung der Schale in zwei Wochen wieder auf die Straße gepinselt werden.

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Das BVB-Meisterteam in der Einzelkritik:Mats Hummels

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Quelle: AFP

Mats Hummels (23/32/1): Nominell ebenfalls Innenverteidiger, gilt aber intern als einer der besten Spielmacher der Bundesliga. "Wenn ich zehn Meter vor Mittellinie stehe", sagt er gerne, "spiele ich den letzten Pass doch gleich selber." Spielt bei Dortmund serienweise lange Beckenbauer-Pässe, die er sich aber in der Nationalmannschaft auf Geheiß des Bundestrainers verkneifen muss.

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Das BVB-Meisterteam in der Einzelkritik:Marcel Schmelzer

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Quelle: AFP

Marcel Schmelzer (24/27/1): Linksverteidiger, der bei den letzten drei Gipfeltreffen gegen Bayern München, Schalke und Mönchengladbach jeweils einer der besten Dortmunder war. Am Samstag war er sogar der Beste auf dem Platz. "Schmelle" kam mit 16 aus Magdeburg ins BVB-Internat, gibt angeblich Neuankömmlingen in Dortmund die besten Tipps zur Club- und Einkaufsszene der Stadt. Sollte Bundestrainer Löw bei der EM den Münchner Lahm doch noch nach rechts ziehen, könnte Schmelzer zum Linksverteidiger der Nation aufrücken.

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Das BVB-Meisterteam in der Einzelkritik:Felipe Santana

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Quelle: AP

Felipe Santana (26/12/1): Hat es auch im zweiten Meisterjahr nicht geschafft, vom Abwehr-Duo Hummels/Subotic mehr Spielanteile zu übernehmen. Konnte bei zwei Verletzungspausen von Subotic aber immerhin eines beweisen: Er hat nicht nur dauernd gute Laune, er ist auch der nach Noten beste Ergänzungsspieler der Liga. Und: Seine Haare wachsen - er hat keine Naturglatze. Überlegt, den BVB nach vier Jahren zu verlassen. Geht er nach Mönchengladbach?

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Das BVB-Meisterteam in der Einzelkritik:Chris Löwe

Werder Bremen -  Borussia Dortmund

Quelle: dpa

Chris Löwe (23/6/0): Konnte zu Saisonbeginn einige Male Marcel Schmelzer vertreten, sehr seriös übrigens. Fiebert mit seinem früheren Klub Chemnitzer FC um den Aufstieg in die zweite Liga.

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Das BVB-Meisterteam in der Einzelkritik:Patrick Owomoyela

Borussia Dortmund v Borussia Moenchengladbach  - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Patrick Owomoyela (32/10/1): Hobby-Musiker, Hobby-DJ und seit einem Jahr besonders stolzer Vater. Kam nach langwierigen Achillessehnen- und Hüftverletzungen erst spät in der Saison wieder in Form und am überragenden Piszczek als Rechtsverteidiger nicht vorbei. Hat bei Trainer Jürgen Klopp aber einen besonders großen Stein im Brett: Gilt als einer der großen Integratoren im Team.

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Das BVB-Meisterteam in der Einzelkritik:Sebastian Kehl

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Quelle: AFP

Sebastian Kehl (32/25/3): Comeback des Jahres, wird von den meisten Kollegen als bester BVB-Spieler der Saison eingestuft. Gewinnt mit Dortmund zum dritten Mal den Meistertitel, seit er im Dezember 2001 aus Freiburg kam. Stand im vergangenen Jahr bei der Meisterfeier bedröppelt am Rande, weil er wegen dauernder Verletzungen nur sechs Spiele bestritt und sich in der jugendlichen Elf wie ein fünftes Rad am Wagen vorkam. Gilt jetzt wieder als der Boss im Team. Gefürchtet, wenn er seinen iPod an die Musikanlage anschließt und dann Schlager oder Kölner Karnevalslieder ertönen. Einziger ernsthafter Kritiker: Söhnchen Luis (5), der Papa regelmäßig vorhält, dass er zu wenig Tore mache.

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Das BVB-Meisterteam in der Einzelkritik:Sven Bender

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Quelle: AFP

Sven Bender (22/24/1): Oberbayer, härtester Bursche im Kader. Erlitt im Laufe der Saison diverse Verletzungen, unter anderem einen doppelten Kieferbruch im Champions-League-Spiel beim FC Arsenal. Wird gerne mit seinem typischen Spruch zitiert: "Trainer, wenn die Syndesmose noch ganz ist, kann i spuin." Freunde wie Mats Hummels sagen über den defensiven Mittelfeldspieler, dass er bei Knochenbrüchen aber "auch schon mal eine Woche pausiert".

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Das BVB-Meisterteam in der Einzelkritik:Ilkay Gündogan

Borussia Dortmund - Gündogan

Quelle: dpa

Ilkay Gündogan (21/26/3): Gebürtiger Gelsenkirchner, was sich schon darin ausdrückte, dass Vater Gündogan, als er dem Sohn beim Einzug in die Wohnung im Rosenkarrée der Dortmunder City half, treffend kommentierte: "Dortmund sieht ja inzwischen aus wie Düsseldorf." Das war nicht böse gemeint, wie es eingefleischte Dortmunder verstehen könnten, sondern als Kompliment aus streng Gelsenkirchner Sicht, wegen der Dichte der Edel-Boutiquen und des Klepping-Boulevards vor Gündogans Haustür. Nach seinem Wechsel aus Nürnberg anfangs mit Umstellungsproblemen, etablierte sich aber in den letzten Wochen mit rasiermesserscharfen Pässen und solider Deckungsarbeit.

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Das BVB-Meisterteam in der Einzelkritik:Moritz Leitner

Borussia Dortmund v FC Bayern Muenchen  - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Moritz Leitner (19/16/0): Gebürtiger Münchner. Wird von vielen beim BVB als ähnlich großes Talent wie Mario Götze eingestuft. Hat zwei spielfähige Füße (links und rechts) und zwei Nationalitäten (Deutsch und Österreichisch). Spielt aber für Deutschlands U21. Hat von allen jüngeren Spielern angeblich die größte Klappe, was aber offenbar zu seiner Beliebtheit beiträgt.

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Das BVB-Meisterteam in der Einzelkritik:Mario Götze

Borussia Dortmund's Goetze celebrates winning German Championship after first division Bundesliga soccer matchagainst Borussia Moenchengladbach in Dortmund

Quelle: REUTERS

Mario Götze (19/15/5): Verpasste Dortmunds grandiose Rückrunde mit bisher 13 Siegen und zwei Unentschieden fast komplett, wegen einer langwierigen Schambeinentzündung. Hat - sehr zur Verwunderung interessierter, finanzstarker Klubs - gerade seinen Vertrag in Dortmund wieder verlängert, bis 2016 vorerst. Spielt seit seinem 9. Lebensjahr für den BVB. Gilt als Mädchenschwarm, aber als eher zurückhaltend, wenn es darum geht, davon Gebrauch zu machen. Hat die lange Verletzungspause genutzt, sich die Hautbräune eines Brasilianers zuzulegen. Verbringt praktisch jede freie Minute beim Sonnenbaden. Und sein Spiel? Ach, darüber ist alles gesagt.

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Das BVB-Meisterteam in der Einzelkritik:Shinji Kagawa

Borussia Dortmund - Borussia Moenchengladbach

Quelle: dapd

Shinji Kagawa (23/29/13): Sein Spiel? Darüber ist auch fast alles gesagt, sein Talent ist in etwa so kostbar wie das des Nebenspielers Götze. Neigt bei Interviews zu japanischem Pathos. Ein Tor zum Meisterspiel gegen Gladbach beigetragen zu haben, sei für ihn "die Erfüllung" und mit "unfassbaren Emotionen" verbunden. Wohnt im absoluten Stadtzentrum, wo man fast nur zu Fuß gehen darf und Dortmunds bestes japanisches Restaurant liegt. Wird angeblich von Chelsea und Manchester United umworben, während der BVB ihn mit einem aufgebesserten Gehalt von angeblich drei Millionen Euro zu einer Vertragsverlängerung über 2013 hinaus bewegen will. Ein japanisches Reiseunternehmen bietet inzwischen Fan-Reisen von Tokio nach Dortmund an, Eintrittskarten, Sightseeing inklusive Kölner Dom und gemeinsames Essen mit Shinji inbegriffen.

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Das BVB-Meisterteam in der Einzelkritik:Kevin Großkreutz

Kevin Großkreutz

Quelle: dpa

Kevin Großkreutz (23/30/7): Drittbester Torschütze nach Lewandowski und Kagawa. Brach sich vergangenen Mittwoch im Training die Nase und kassierte bei der Anprobe der Gesichtsschutz-Maske von Klopp den Spruch: "Kevin, du bist der einzige, der mit so einer Maske besser aussieht als ohne." Wenn die Südtribüne für den ehemaligen Südtribünen-Steher Großkreutz "Wir sind alle Dortmunder Jungs" skandiert, gehört das zu den großen Momenten eines Spiels. Gibt Rätsel auf, weil er viel Freizeit mit Kagawa verbringt, obwohl Kagawas Deutsch noch etwas stockend ist und Großkreutz' Japanisch ebenfalls. Intonierte mit der Südtribüne am Samstag per Mikrophon seine liebste Fanlied-Zeile: "Borussia - Du gibst uns die Freiheit, nach der wir so streben." Einen Platz im EM-Kader gibt ihm Jogi Löw aber wohl nicht.

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Das BVB-Meisterteam in der Einzelkritik:Jakub 'Kuba' Blaszcykowski

Borussia Dortmund - Borussia Moenchengladbach

Quelle: dapd

Jakub Blaszczykowski (26/28/4): Künstlername "Kuba", Anführer der sogenannten Polonia Dortmund-Fraktion des BVB. War in der Hinrunde völlig frustriert, weil er kaum zum Einsatz kam, drehte dann - nach der Verletzung von Mario Götze - in der Rückrunde groß auf. Zeigte als rechter Flügelspieler sein bestes Halbjahr in Dortmund, stieg zum besten Rückrundenspieler auf. Will zusammen mit seinen Landsmännern Piszczek und Lewandowski bei der Heim-EM im Juni "mindestens ins Viertelfinale".

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Das BVB-Meisterteam in der Einzelkritik:Ivan Perisic

Champions League - Borussia Dortmund - FC Arsenal

Quelle: dpa

Ivan Perisic (23/26/6): Kam als Torschützenkönig aus Belgien, musste sich aber meist mit der Rolle des Ersatzmanns für Großkreutz oder Kuba begnügen. Bester Offensiv-Kopfballspieler im Kader, schnell, starker Techniker, aber in der Defensivarbeit noch verbesserungsfähig. Dortmunds Anforderungen sind in diesem Bereich besonders hoch.

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Das BVB-Meisterteam in der Einzelkritik:Antonio da Silva

Borussia Dortmund v FC Augsburg  - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Antonio da Silva (33/5/0): Senior im Team, begnadeter Techniker mit großartigen Standards, aber vom permanenten ICE-Tempo der BVB-Mannschaft inzwischen doch überfordert.

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Das BVB-Meisterteam in der Einzelkritik:Robert Lewandowski

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Quelle: AP

Robert Lewandowski (23/32/20): Kann für sich in Anspruch nehmen, dass sein Name im Dortmunder Telefonbuch mehr Einträge hat als jeder andere Nachname eines BVB-Spielers. Mutet sich die meisten Körperkontakte von allen Borussen zu, Aufsteiger der Saison, mit 20 Toren bisher drittbester Bundesliga-Torjäger, obwohl er keine Elfmeter schießt, weil Dortmund die statistisch fairste Elf der Liga ist und vermutlich deshalb "auch keine Elfmeter zugesprochen bekommt", wie Klopp glaubt. Stählt sich für seinen körperbetonten Stil auf dem Platz vermutlich im Privatleben: Seine Verlobte Ania Stachurska ist Weltmeisterschafts-Dritte im Karate.

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Das BVB-Meisterteam in der Einzelkritik:Lucas Barrios

SV Werder Bremen v Borussia Dortmund  - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Lucas Barrios (27/16/1): Unglücklichster Spieler der Saison. Letztes Jahr noch umjubelter Torjäger, verletzte sich im Sommer im Endspiel der Südamerika-Meisterschaft mit Paraguay, fiel mit einem Muskelbündel-Riss drei Monate aus und verlor den einzigen Stürmer-Platz an Lewandowski. Zögert noch, ob er ein millionenschweres Angebot aus der Peking-Oper-Liga in China annehmen oder es weiter im europäischen Fußball versuchen soll. Der BVB versucht ihn zu halten. Lebt als einziger Borusse im Hotel.

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Das BVB-Meisterteam in der Einzelkritik:Mohamed Zidan

Borussia Dortmund - Borussia Mönchengladbach

Quelle: dpa

Mohamed Zidan (30/2/0): Klopps ehemaliger Lieblingsschüler, spielte beim BVB in der Vorrunde kaum mehr eine Rolle. Schoss in der Rückrunde sieben Tore - für Mainz 05.

© SZ vom 23.04.2012/fred
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