Um 22:41 Uhr musste Luke Humphries für einen kurzen Moment mit seinem Spitznamen brechen: "Cool Hand" verwandelte seinen Matchdart, drehte sich zu den rund 3000 Fans und ließ nach einem kurzen Kniefall einen Jubelschrei samt Siegerfäusten los, wie man ihn bei dem zurückhaltenden Engländer nur selten hört. Der Turniersieg des German Darts Grand Prix in München war sein erster auf der European Tour, ein unerwarteter zudem.
Die Dartsparty startete bereits am Samstagmittag, ehe am Abend die Kulturhalle Zenith das erste Mal eingeheizt wurde, als Max Hopp, Lukas Wenig und Martin Schindler, gleich drei Deutsche, am Start waren. Während der Kitzinger Lukas Wenig seine Chancen nicht nutzen konnte, gewannen Hopp und Schindler ihre Auftaktpartien, Letzterer huldigte schon nach der Partie dem Heimpublikum: "You have to say, Hexenkessel." Später pulverisierte Schindler im Achtelfinale mit überragenden 109,24 Punkten im Schnitt je drei geworfener Darts den deutschen Rekord auf der European Tour.
Darts in München:Endlich wieder Ekstase mit Pfeilen
Beim German Darts Grand Prix in München werden am Osterwochenende 16 000 Fans erwartet. Seriensieger Michael van Gerwen ist nach der dreijährigen Corona-Pause auch dabei - ebenso wie ein junger Deutscher.
Dass durch seine Niederlage im Viertelfinale auch der letzte Deutsche ausschied, tat der Stimmung keinen Abbruch. Zwar entwickelte sich das Turnier zu einer Überraschung, bei der etwa die beiden Top-Akteure Gerwyn Price, der wegen einer Mandelentzündung kurzfristig absagen musste und Peter Wright, der bereits sein Auftaktmatch verlor, früh zur Seite treten mussten, das Niveau litt darunter keineswegs.
Der ungesetzte Martin Lukeman wird zum Liebling in München
So entwickelte sich der ungesetzte Martin Lukeman, der in der Geldrangliste an Platz 74 geführt wird, von Spiel zu Spiel zum Publikumsliebling, obwohl er über das Turnier hinweg die beiden besten Deutschen, Schindler und Gabriel Clemens, ausschaltete. Der 37-jährige Engländer zeigte, weshalb im Darts oft die Underdogs die Gefeierten sind, überraschte mit seinen Leistungen am Dartsboard - und am Finaltag stets mit der Entblößung seines Bauches nach dem Einlaufen.
Das imponierte dem bunten Publikum, das Lukeman mit Sprechchören seines Namens bis ins Finale trug, wo er sich in einer Partie, die geprägt war von Fehlern auf die abschließenden Doppelfelder, dem dreimaligen WM-Viertelfinalisten Luke Humphries, 27, verdient mit 2:8 geschlagen geben musste.
Darts-Weltmeister Peter Wright:Sieg für Schottland
Im schottisch-englischen Finale wird Publikumsliebling Peter Wright ausgepfiffen, behält aber die Nerven - und kümmert sich rührend um seinen unterlegenen Gegner.
Humphries, der den ehemaligen Geldranglistenersten Michael van Gerwen in der Vorschlussrunde in dominanter Manier mit 7:0 aus dem Turnier nahm und somit für die erste Niederlage des Niederländers in München überhaupt sorgte, herzte Lukeman auch lange nach Turnierende auf der Bühne. Bestens leben konnten nämlich beide mit dem Ergebnis: Während Humphries seinen ersten Turniersieg vor TV-Kameras feiern durfte, erspielte sich Lukeman als Finalist mit 10.000 Pfund das höchste Preisgeld seiner bisherigen Karriere.
Im Siegerinterview griff Humphries dann schon voraus, nach München werde er nächstes Jahr an Ostern sehr gerne wiederkommen. Das letzte Wort des Turniers aber überließ er den Fans: Die besangen mit "Oh, wie ist das schön" nicht nur die Finalisten, sondern auch sich selbst. Zumindest der ostermontägliche Feiertag machte seinem Namen also alle Ehre.