Süddeutsche Zeitung

SSV Jahn Regensburg:Ein paar Baustellen zu viel

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Der SSV Jahn Regensburg verliert zum Zweitliga-Wiederauftakt 0:2 bei Tabellenführer Darmstadt. Während die Lilien die Tabellenführung festigen, muss sich der Jahn mit dem unteren Tabellendrittel befassen.

Von Linus Freymark, Darmstadt

Das Stadion am Darmstädter Böllenfalltor ist gerade eine Baustelle. Der Großteil der Arbeiten ist abgeschlossen, aber ein paar Bauzäune stehen noch herum, auch der Presseraum wirkt ein bisschen provisorisch. Dort saß am Samstagnachmittag Mersad Selimbegovic, auch er sprach über Baustellen. Für den Fortschritt des Darmstädter Stadions interessierte sich der Trainer des SSV Jahn Regensburg weniger, vielmehr ging es ihm um die Baustellen in der eigenen Mannschaft. Vor allem die individuellen Fehler seines Teams, die schon in der Hinrunde Punkte gekostet hatten, erregten seine Aufmerksamkeit. "Das ist die größte Baustelle", erklärte Selimbegovic.

Beim Rückrundenauftakt am Samstag in Darmstadt trat dieses Manko nach 17 Minuten zu Tage. Maximilian Thalhammer vertändelte vor dem eigenen Strafraum den Ball, der Darmstädter Marvin Mehlem legte quer auf Braydon Manu, der nur noch einzuschieben brauchte. Weil kurz darauf Verteidiger Scott Kennedy einen hohen Ball durchließ und für die anschließende Notbremse an Manu die rote Karte sah (22.), mussten die Regensburger zu zehnt beim Tabellenführer bestehen. Als Lilien-Kapitän Fabian Holland sieben Minuten später einen Kopfball zum 2:0 unter die Latte setzte, war klar: Das würde ein aussichtsloses Unterfangen werden.

Auch die zweite von Selimbegovic ausgemachte Schwachstelle war am Böllenfalltor gut zu beobachten. "Wir müssen ein bisschen ruhiger zu Ende spielen", erkannte er. Nur dann könne "eventuell was Gefährliches entstehen". In Darmstadt brachten die Oberpfälzer nach vorne wenig Brauchbares zustande, die Statistiker erfassten keinen einzigen Schuss auf das Darmstädter Tor. Die Fehler und die Präzision, "das sind die zwei größten Sachen, die wir unbedingt verbessern müssen", konstatierte Selimbegovic.

In Jonas Urbig debütiert ein 19-Jähriger im Jahn-Tor, der perspektivisch die Nummer eins werden könnte

In dieser Hinsicht hatte sich der Trainer auch vom Wechsel auf der Torwartposition etwas versprochen, denn der bisherige Stammtorwart Dejan Stojanovic war für Glanzparaden ebenso gut gewesen wie für Patzer. Deshalb hatten sich die Oberpfälzer im Winter Jonas Urbig vom 1. FC Köln ausgeliehen. In Regensburg sind sie sehr angetan von dem 19-Jährigen, der beidfüßig gut mit dem Ball umgehen kann, in Darmstadt jedoch ein undankbares Zweitliga-Debüt erlebte. Bei den Toren machtlos, bekam Urbig kaum eine Gelegenheit sich auszuzeichnen und baute in seine Spieleröffnung einige Wackler ein. Vor dem 0:1 war er es, der den bedrängten Maximilian Thalhammer anspielte, um das Spiel von hinten heraus zu eröffnen. "Leider hat das in dem Moment nicht geklappt", sagte Urbig. Sein Trainer dagegen zeigte sich zufrieden mit ihm. "Er hat es sehr ordentlich gemacht", attestierte Selimbegovic dem Teenager, der in Regensburg durchaus als Stammtorwart auf Dauer gehandelt wird.

Sarpreet Singh wurde nach 65 Minuten eingewechselt. Der zum zweiten Mal vom FC Bayern ausgeliehene Neuseeländer war zu Saisonbeginn zunächst verletzt gewesen und dann zum Zuschauen verdammt, weil Jahn Regensburg vergessen hatte, ihn formgerecht anzumelden. Entsprechend groß war das öffentliche Interesse an seiner Personalie. Beim Comeback nach etwas mehr als 300 Tagen Zwangspause setzte der 23-Jährige im Mittelfeld aber kaum Impulse. "Das wird alles noch ein bisschen Zeit brauchen", sagte Selimbegovic.

Zu viel Zeit sollte sich auch Singh nicht nehmen. Der Jahn steht nun auf dem 14. Tabellenplatz und sollte seine Baustellen schnell in den Griff bekommen, um nicht tiefer in den Abstiegskampf gezogen zu werden.

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