Darmstadt:Glückliche Rückkehr

Sandro Wagner, Peter Niemeyer, Luca Caldirola, Tobias Kempe: Vier Ex-Bremer punkten bei ihrem einstigen Arbeitgeber.

Von Frank Hellmann, Bremen

Sandro Wagner wusste gleich, dass es unmöglich für ihn sein würde, vom Spielfeld in die Kabine zu gelangen. Auch wenn der Stürmer des SV Darmstadt 98 wohl noch alle Schleichwege im Weserstadion aus seiner Werder-Zeit kennt. Also nahm er sich die Zeit und erledigte den Interviewmarathon. Seine zentrale Aussage zum 2:2: "Das war Abstiegskampf pur. Wir waren erste Halbzeit, Werder zweite Halbzeit besser. Wir nehmen den Punkt gerne mit."

Der 28-Jährige war zeitweise zum Feindbild des Bremer Publikums aufgestiegen, weil speziell die Werder-Anhänger in der Ostkurve bei seinem Sturz über das ausgestreckte Bein von Torwart Felix Wiedwald ein Täuschungsmanöver vermuteten. Wagners kurze Widerrede: "Er erwischt mich leicht. Das reicht!" Und die Fernsehbilder belegten, dass er von Wiedwald am Fuß getroffen worden war.

Wagner erzielt sein neuntes Saisontor per strittigem Elfmeter

Wagner war denn auch so frei, den Strafstoß gegen seinen Ex-Klub, bei dem er zwischen Januar 2010 und Januar 2012 unter Vertrag stand, lässig zum 1:1 zu verwandeln. Es war bereits sein neuntes Saisontor. "Da war ein bisschen Druck da", erklärte die Nummer 14, "ich habe vor der Kurve mal einen Elfer geschossen, als der 'Lutscher' noch gespielt hat." Er meinte damit Werders Co-Trainer Torsten Frings.

Tatsächlich war Wagner, ein gebürtiger Münchner, für Werder in der Saison 2010/2011 im Heimspiel gegen Schalke vom Punkt angetreten, allerdings wehrte Manuel Neuer den Versuch ab, und Wagner versenkte den Nachschuss. Endstand 1:1. Erstaunlich, dass der Profi dieses Ereignis auf Knopfdruck abrief, wo er doch zuvor betont hatte, Bremen sei "nichts Besonderes" mehr für ihn.

Der eingewechselte Kempe setzt eine raffinierte Freistoßflanke

Gegenteilig hatte sich Kollege Peter Niemeyer (2007 bis 2010 bei Werder) geäußert. Sein Fazit: "Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen. Und wir halten mit dem 2:2 Werder auf Distanz." Eine grün-weiße Vergangenheit besitzen bei Darmstadt zudem Luca Caldirola und Tobias Kempe. Der aus Bremen entliehene Caldirola erledigte auf links einen souveränen Job - Werder muss sich gut überlegen, ob man den italienischen Defensivallrounder nicht doch ab Sommer wieder einbauen sollte. Der zur Pause eingewechselte Kempe spielte zwischen 2005 und 2010 für Werders A-Junioren und die zweite Mannschaft. Ihm genügte am Samstag eine Szene, um aufzufallen: Der 26-Jährige schlug jene raffinierte Freistoßflanke, die Kapitän Aytac Sulu wie selbstverständlich zum zweiten Treffer für die Lilien einköpfte.

Für den Deutsch-Türken Sulu war es schon der sechste Saisontreffer. Der Kopfballspezialist ist hinter Wagner (und gemeinsam mit Marcel Heller) zweitbester Darmstädter Schütze. Die Frage, die sich stellte, war nur: Hätte Sulu zu diesem Zeitpunkt noch auf dem Platz stehen dürfen? Denn obwohl bereits verwarnt, war er in der 78. Minute gegen Anthony Ujah mit gestrecktem Bein zu Werke gegangen.

Leidenschaftlich forderten Werder-Spieler und Werder-Fans eine gelb-rote Karte, doch Sulu wälzte sich minutenlang am Boden. Schiedsrichter Robert Hartmann beließ Darmstadts Nummer vier auf dem Feld. Und lag damit auch nicht ganz falsch.

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