Dante beim 1:5 gegen Bayern:Falsche Zeit, falscher Ort

FC Bayern Muenchen v VfL Wolfsburg - Bundesliga

Vielen Dank für die Blumen: Dante kurz vor dem Debakel gegen seinen Ex-Klub Bayern.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Das 1:5 in München muss sich für Dante angefühlt haben wie Brasiliens 1:7 bei der Weltmeisterschaft. Und dann gab es auch noch Blumen.

Kommentar von Claudio Catuogno

Blumen! Ein Gebinde aus Rosen und Gerbera, durchzogen von Stoffbändchen in Rot und Weiß. Blumen muss man ablehnen, wenn man im Fußballgeschäft ernst genommen werden will. Vielleicht nicht so brüsk wie Spaniens Nationalcoach Luis Aragonés bei der WM 2006 - in Dortmund angekommen, überreichte ihm jemand einen Willkommensstrauß, darauf Aragonés: "Was soll das, mir einen Strauß zu geben? Der passt doch nicht in meinen Arsch." Nein, so nicht.

Aber doch mindestens so entschieden wie Jürgen Klopp in seiner Dortmunder Abschieds-Saison: "Wir wollen uns nicht mit Blumen weichkochen lassen", richtete Klopp damals dem Bayernchef Karl-Heinz Rummenigge aus, vor dem Pokal-Halbfinale. Rummenigge verwarf also seine Idee, Klopp mit Grünzeug zu belästigen. Und Dortmund warf die Bayern aus dem Pokal.

Die Analogie zu Brasiliens 1:7 drängt sich auf

Andererseits sind das nun mal drei Jahre lang Dantes Farben gewesen: Rot und Weiß. Der brasilianische Innenverteidiger war Champions-League-Sieger, Meister, Pokalsieger mit den Bayern, außerdem trug er den Titel als beliebtester Sänger im Team. Nicht, weil er besonders gut sang - davon konnten sich die Zuschauer in der Münchner Arena noch mal überzeugen, als sein Klassiker "Wir gewinnt Meisterschaft" eingespielt wurde. Aber Dante sang immerhin sehr oft. Und wenn Dante sang, hatten die Bayern wieder mal was gewonnen.

Nein, Dante musste den Strauß schon annehmen als verspätete Verabschiedung aus München, und am Ende waren es wohl auch nicht das Gebinde von oder die Umarmung durch Rummenigge, die Dante diesmal weich gekocht haben. Dante war einfach mal wieder zur falschen Zeit am falschen Ort

Natürlich hat sich die Analogie zu Brasiliens 1:7 im WM-Halbfinale gegen Deutschland aufgedrängt, nachdem Robert Lewandowski Wolfsburgs - brasilianische! - Innenverteidigung böse zerzaust hatte mit seinen fünf Toren. Es gehört ja zu Dantes Geschichte, dass er dieses 1:7 in der öffentlichen Wahrnehmung nie mehr losgeworden ist. Es liegt also auch ein bisschen an diesem 1:7, dass er jetzt in Wolfsburg und nicht mehr in München ist. In Belo Horizonte hatte Dante das Spektakel damals an der Seite von David Luiz über sich ergehen lassen; nun an der Seite von Naldo.

Und vor lauter Analogien könnte man glatt übersehen, dass es diesmal nicht an Dante lag. Dass Dante eine starke erste Halbzeit hatte, dass Dante Wolfsburgs 1:0 einleitete, dass Dante sich noch wehrte, als andere schon orientierungslos waren, dass Dante einen sechsten Treffer von Lewandowski sogar verhindert hat. "Er ist ein guter Spieler", sagte Robert Lewandowski hinterher über Dante, den alten Kollegen. Es klang allerdings ein bisschen welk, dieses Lob.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: