Danijel Pranjic beim FC Bayern:Flucht nach unten

Vom Millioneneinkauf zum Regionalligaspieler: Trotz seiner kämpferischen Einstellung gehört der Kroate Danijel Pranjic unter Jupp Heynckes derzeit nicht mehr zum Profi-Kader des FC Bayern. Um das zu ändern, bot er sich selbst für die zweite Mannschaft an - trotzdem könnte er den Verein schon im Winter verlassen.

Christoph Leischwitz

Ende Juli war noch alles in Ordnung. Danijel Pranjic spielte im Finale eines Testspielturniers gegen den FC Barcelona, und danach erzählte er in vielen Interviews, was es doch für ein Traum wäre, nächstes Jahr an gleicher Stelle noch einmal gegen Barcelona zu spielen, im Champions League-Finale. Wieso auch nicht?

Danijel Pranjic FC Bayern

Unter Jupp Heynckes nicht wirklich gefragt: Danijel Pranjic.

(Foto: imago sportfotodienst)

Der Defensivmann beim FC Bayern München hatte in der Vorbereitungszeit unter dem neuen Trainer Jupp Heynckes seine Einsätze bekommen, klar, es wurde auch da schon viel rotiert, aber das betraf ja alle Spieler. Doch die Rotation hat bei Pranjic mittlerweile ganz andere Fliehkräfte entwickelt. So starke, dass er bald vielleicht aus München flieht.

Im August kam der 29-Jährige auf gerade mal drei Minuten Einsatzzeit, im DFB-Pokalspiel bei Eintracht Braunschweig. Dann flog er auch noch aus der kroatischen Nationalmannschaft. Seine Leistungen ließen zu wünschen übrig, dann hatte er Trainer Slaven Bilic kritisiert. Pranjic merkte bald, dass er nirgendwo Unterstützung fand.

Seine Einsatzbereitschaft wurde selten kritisiert. Das begann schon damit, dass er der Überlieferung nach persönlich 700.000 Euro zur Transfersumme beisteuerte, um beim FC Bayern spielen zu können. Doch bei den Fans blieb er immer nur eine gefühlte Notlösung.

Pranjic muss sich derzeit vorkommen wie eine internationale persona non grata, nicht einmal auf den Ersatzbänken der großen Stadien darf er sitzen. Der einzige, der noch an ihn glaubte, war Louis van Gaal, der ihn auch 2009 nach München holte. Doch van Gaal hat ja zurzeit auch keinen Job.

Fürs Erste hat Pranjic die Flucht nach vorne angetreten, und er fängt dabei noch einmal recht weit unten an. Am Dienstagabend spielte er im Regionalliga-Derby gegen den TSV 1860 München II. "Wir hatten uns am vergangenen Samstag zufällig getroffen, und da hat er mir gesagt, dass er gerne bei mir spielen würde", sagt Trainer Andries Jonker, der unter van Gaal Co-Trainer der Bundesligamannschaft war.

Mehr Einsätze dank Erfahrung

Jonker habe sich danach noch einmal mit Jupp Heynckes abgesprochen, und der habe die Initiative "sehr unterstützt". Pranjic sagte danach, dass er nach 60 Minuten schon recht müde gewesen sei wegen fehlender Spielpraxis, doch Jonker war zufrieden: "Er war sehr engagiert, seine Erfahrung ist das, was die Mannschaft braucht." Ob Pranjic weitere Einsätze in der zweiten Mannschaft der Bayern bekommen wird, ließ Jonker noch offen.

Auch mit Pranjic war es gegen 1860 eine undankbare Aufgabe. Die U23 des FC Bayern ist derzeit eine unfertiges Team, mit passablen Einzelspielern, aber mit vielen Abstimmungsproblemen und ohne Souveränität. Pranjic passte insofern gut hinein. Mit seinem Vorstößen und auch mit seiner Abwehrarbeit sammelte er Fleißpunkte, um aber Heynckes zu beeindrucken, dürfte das Spiel nicht getaugt haben. Die Bayern verloren 1:2.

Pranjics Vertrag läuft im kommenden Sommer aus, und es handelt sich wohl um einen letzten Versuch, in München zu bleiben. Allerdings deutet alles auf einen Abschied hin: Pranjic wird im Dezember 30, und der FC Bayern ist bekannt dafür, sogar Stammspielern mit einem vollendeten dritten Lebensjahrzehnt gerne mal einen Laufpass zu geben.

Gegenüber kroatischen Zeitungen äußerte Pranjic bereits, dass sich im Winter etwas ändern müsse. Falls er dann nicht wechselt, steht ihm danach zumindest seine Vertragsklausel nicht mehr im Weg: Angeblich soll sich sein Kontrakt um ein Jahr verlängern, sobald er in dieser Spielzeit auf 25 Einsätze kommt. Mit Beginn der Rückrunde wäre das kaum noch möglich, selbst wenn Schweinsteiger und Timoschtschuk die ganze Zeit verletzt fehlen würden.

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