Am Ende war’s noch mal richtig knapp. Der Favorit Fantastic Moon kam mit großen Sprüngen angaloppiert, arbeitete sich Platz für Platz vor und überholte sogar den führenden Hengst Calif – aber dann... „Ich komme hin und denke, es geht, aber die letzten 100 Meter war das Pferd dann einfach müde“, erklärte Reiter René Piechulek später. Der fünfjährige Calif war letztlich zu stark, er wehrte den Angriff ab und gewann das Gruppe-1-Galopprennen in München-Riem um den Großen Dallmayr-Preis. „Dieser Sieg ist sehr speziell für mich“, sagte Siegerjockey Adrie de Vries aus den Niederlanden, der das Pferd selbst für seine Besitzer ausgesucht hat. Der dritte Platz im 2000 Meter langen Rennen ging an Westminster Moon aus Berlin.
Dass Fantastic Moon im entscheidenden Teil des Rennens ermüdete, lag auch an den Bedingungen in Riem: Pünktlich zum wichtigsten Rennen des Tages war zwar zur Freude der Zuschauer die Sonne herausgekommen, doch starker Regen in der Nacht und am Morgen hatte den Untergrund tief und matschig werden lassen – nicht das Lieblingsterrain des vierjährigen Hengstes, der im Rennstall von Sarah Steinberg in Riem trainiert und hier schon im Vorjahr Zweiter war. Weil die Schwächen des sensiblen Tieres bekannt sind, hatte die Besitzergemeinschaft des Tieres sogar einen Rückzug vor dem Rennen erwogen, Fantastic Moon dann aber doch starten lassen. Mitbesitzer Christian Sundermann, der am Renntag in Riem auch als Wettexperte für die nationale und internationale Übertragung gefragt war, zeigte sich zufrieden: „Es war besser als erwartet.“
Allein im Gruppe-1-Rennen betrug der Wettumsatz mehr als zwei Millionen Euro
Mehr als 13 000 Zuschauer waren zu diesem Renntag gekommen, vom Pferdefanatiker mit Klemmbrett und Hut bis zu Gruppen junger Erwachsener, die wohl hauptsächlich zum Aperol Spritz-Trinken da waren. „Man denkt ja immer, Pferdesport wäre nur was für die Etepetete-Gesellschaft – das ist alles Quatsch“, erläuterte Sascha Multerer, der Generalsekretär des Münchener Rennvereins (MRV), „hier kann sich jeder wohlfühlen, und jeder hat seinen Spaß.“
Spaß hatten die Menschen vor allem am Wetten, am kleinen Nervenkitzel, wenn das richtige Pferd zum Sieg galoppiert, oder der Enttäuschung, wenn es kurz davor noch eingeholt wird. Allein im Gruppe-1-Rennen betrug der Wettumsatz laut Sundermann mehr als zwei Millionen Euro, wobei einiges Geld von Online-Wettern aus dem In- und Ausland kam. „Das ist ein neuer Rekord für den Dallmayr-Preis in München“, sagte Sundermann. Von den Wetteinnahmen profitiert auch der MRV, der prozentual am Gewinn beteiligt ist. Das stellt langfristig das Bestehen des Galoppsports sicher. Zucht, Training und Unterbringung der Pferde sind teuer, und ein Vollblüter kostet gut und gerne mal so viel wie ein Luxusauto. Dazu sichern die Einnahmen auch das Fortbestehen des Dallmayr-Preises, der 1866 erstmals stattfand und eines von nur sieben Gruppe-1-Rennen in Deutschland ist, der höchsten Kategorie im Galoppsport.