Basketball:Das Rivers-Curry-Familienduell

Golden State Warriors v Los Angeles Clippers - Game Four

Kontrahenten in den Playoffs, bald Verwandte im echten Leben: Clippers-Trainer Doc Rivers (li.) und Warriors-Scharfschütze Steph Curry.

(Foto: Harry How/AFP)
  • In den Playoffs der NBA könnte es zu mehreren Duellen zwischen Mitgliedern der Familien Curry und Rivers kommen.
  • Aktuell spielen Austin Rivers, Steph Curry und Seth Curry in den Playoffs. Doc Rivers ist als Trainer der LA Clippers dabei.
  • Bald wird die Verbindung zwischen beiden Familien durch eine Hochzeit zementiert.

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Dell Curry ist ordentlich gestresst an diesem Sonntagnachmittag in Los Angeles. Sein Sohn Stephen hat gerade die Golden State Warriors mit einer für seine Verhältnisse eher unauffälligen Leistung (zwölf Punkte, zehn Rebounds) zu einem 113:105-Sieg bei den LA Clippers geführt. Der Vater will nun diese Halle im Stadtzentrum möglichst rasch verlassen, weil er auch die Partie seines anderen Sohnes unbedingt live erleben möchte. Seth spielt bei den Portland Trail Blazers, die gewinnen ein paar Stunden später bei Oklahoma City Thunder 111:98 und führen in der ersten Playoff-Runde der nordamerikanischen Basketballliga NBA wie Titelverteidiger Warriors mit 3:1-Siegen. Einen Sieg brauchen sie noch zum Weiterkommen.

Vater Curry, einst selbst 16 Jahre lang NBA-Profi und vor allem aufgrund seiner Zeit bei den Charlotte Hornets als einer der besten Schützen der Liga-Geschichte bekannt, pendelt derzeit durch den Westen der Vereinigten Staaten, von LA hinüber nach Oklahoma City, von dort aus nach Portland und wieder hinunter ins kalifornische Oakland. Diese Rumreiserei ist auch deshalb so interessant, weil diese Basketball-Familie sehr eng mit einem anderen NBA-Adelsgeschlecht verbandelt ist und über eine Hochzeit bald vereinigt wird. Es ist eine Geschichte, die so verrückt ist, dass sie wahr sein muss.

Es könnte noch weitere Rivers-Curry-Duelle geben - oder auch ein Curry-Curry-Duell

Curry, 55, hat sich als Spieler einst packende Duelle mit Doc Rivers, 57, geliefert, der nun als Trainer der Clippers versucht, den grandiosen Scharfschützen Stephen ("Steph") zu besiegen, zu ärgern oder wenigstens für die nächste Playoff-Runde zu ermüden. Dort würden die Warriors, ein Weiterkommen gegen die Clippers vorausgesetzt, höchstwahrscheinlich auf die Houston Rockets treffen. Die führen trotz der 91:107-Niederlage am Montagabend gegen Utah Jazz mit 3:1 und können ihre Serie wie die Warriors an diesem Mittwoch beenden. Die Hochleister der Rockets sind die Aufbauspieler James Harden und Chris Paul, deren Stellvertreter auf dem Parkett ist: der Doc-Rivers-Sohn Austin.

Es dürfte in der zweiten Runde also erneut ein Rivers-Curry-Gefecht geben. Im Finale der Western Conference könnte es dann zum Duell der Gebrüder Curry (Warriors gegen Portland) oder zum dritten Rivers-Curry-Duell (Houston gegen Portland) dieser Ausscheidungsrunde kommen. Klingt kompliziert? Es wird noch besser: Seth Curry hat einst mit Austin Rivers für die Duke University gespielt, er ist seit dem All-Star-Wochenende im Februar zudem mit Doc-Rivers-Tochter Callie verlobt - beide haben eine Tochter, wollen im kommenden Jahr heiraten und damit die Curry-Rivers-Verbindung zementieren.

"Als ich damals gehört habe, dass meine Schwester mit einem NBA-Profi ausgeht, habe ich erst mal gedacht: 'Oh mein Gott!' Basketballspieler sind dauernd unterwegs, sie haben nun mal einen gewissen Ruf - und ich wollte nicht, dass jemandem aus meiner Familie wehgetan wird", sagt Austin Rivers, der einzige Akteur der NBA-Geschichte, der sowohl für als auch gegen seinen Trainer-Vater gespielt hat: "Dann habe ich erfahren, dass es Seth Curry ist - und alles war in Ordnung. Zwei große Familien werden bald zu einer riesigen."

Es kommt in der NBA erstaunlich oft vor, dass der Filius in die Fußstapfen des Vaters tritt: Dirk Nowitzki zum Beispiel spielte bei den Dallas Mavericks zuerst mit Tim Hardaway und später mit dessen Sohn Tim junior. Kobe Bryant, dessen Vater Joe ebenfalls NBA-Profi war, trat zuerst gegen Melvin Booker an und später gegen dessen Sohn Devin. Matt Guokas, Luke Walton, Klay Thompson und Brent Barry haben - wie ihre jeweiligen Väter - sogar die Meisterschaft gewonnen. Die Rivers-Curry-Verbindung jedoch ist weitreichender, weil sie jetzt gerade ein Netz um die Partien in der Western Conference spannt.

Die Golden State Warriors um Steph Curry sind Titel-Favorit

"Ich könnte kaum glücklicher sein über diese Verbindung zwischen unseren Familien. Ich kenne Dell Curry seit gefühlt 100 Jahren, seine Söhne sind tolle Jungs, ich könnte mir keinen besseren Schwiegersohn wünschen", sagt Doc Rivers: "Allerdings, das muss ich schon zugeben: Diese Saison macht mich völlig fertig. Ich gucke unsere eigenen Spiele, danach schaue ich mir die Partien von Austin an, dann die von Steph und Seth - jetzt geht es in einer Playoff-Serie gegen Steph. Es scheint immer ein Spiel zu laufen, in dem jemand aus einer der beiden Familien beteiligt ist."

Und das dürfte noch ein bisschen so weitergehen, denn zwei Currys und zwei Rivers kämpfen um den NBA-Titel. "Wir behalten uns gegenseitig im Auge, weil wir einander schon so lange kennen und nun durch die Verlobung auch offiziell miteinander verbandelt sind", sagt Steph Curry, dessen Warriors trotz der Verletzung von Zugang DeMarcus Cousins der Favorit auf die dritte Meisterschaft nacheinander sind: "Es ist ein freundlicher, aber doch sehr hart geführter Wettkampf, wer am Ende der Saison die Familienehre rettet."

Es geht um die Gegenwart, gewiss, und doch verhandeln sie im neuen NBA-Adelsgeschlecht Curry/Rivers bereits die Zukunft. "Ich habe meiner Verlobten schon mitgeteilt, dass der Druck auf unseren Sohn immens sein wird, wenn der Opa, der Vater und die beiden Onkel bereits in der NBA gespielt haben", sagt Austin Rivers. "Den größten Druck dürften jedoch die drei Kinder von Steph Curry haben: Opa Dell war der beste Schütze der Hornets, Vater Steph ist der treffsicherste Werfer der NBA-Historie. Das wird nicht einfach." Seth Curry dagegen glaubt an die Macht der Genetik: "Wenn unsere Tochter Carter den Körper von Callie (eine ehemalige professionelle Volleyballspielerin, Anm.) bekommt und mein Wurfgefühl, dann wäre das ideal."

Es hat ganz den Anschein, als dürfte Curry senior noch ein paar Jahrzehnte lang durch die Hallen der NBA (und durch jene der Frauen-Profi-Liga WNBA) flitzen, um nur ja kein Spiel der Verwandtschaft zu verpassen.

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