Es war ein Abend, der funkelnde Bilder produzieren sollte. Da kam es gelegen, dass Cristiano Ronaldo sein weißestes Lächeln aufgesetzt hatte. Und die Sonne in Saudi-Arabien hat dieser Statue von einem Fußballer wieder den gewohnten bronzenen Glanz verliehen; das Schattendasein von Manchester, als er bei United auf der Bank verwelkte: vergessen. "So glücklich, wieder auf dem Platz zu stehen", schrieb Ronaldo nach seinem ersten Spiel, seitdem er einen Rentenvertrag bei Al-Nassr unterschrieben hat. Was für eine Renaissance!
Es war allerdings gar nicht der erste Einsatz für seinen neuen Verein, Ronaldo war vielmehr Teil einer "Allstar"-Auswahl, bestehend aus Al-Nassr-Spielern und Akteuren des lokalen Rivalen Al-Hilal. Gegner in Riad war ein letztlich katarisches Allstar-Team, angeführt von Lionel Messi; im wahren Leben firmiert es unter dem Namen Paris Saint-Germain. Mehr als zehn Millionen Euro Antrittsgeld soll PSG für den Testkick laut der französischen Zeitung Le Parisien eingesteckt haben. Geld, das der aus Katar alimentierte Verein zwar nicht nötig hat - das sich aber auf der Einnahmenseite gut macht, wenn wieder mal unbequeme Fragen zur Finanzierung des Fußballprojekts gestellt werden.
Cristiano Ronaldo nach Saudi-Arabien:Der 500-Millionen-Deal
Mit seinem Wechsel zum Al-Nassr Football Club verabschiedet sich Ronaldo von der Bühne des Weltfußballs. Die Frage ist, ob der bald 38-Jährige in Saudi-Arabien glücklich wird - oder zu einem Repräsentanten des autokratischen Regimes.
Der Al-Nassr-Angestellte Ronaldo und Messi, neuerdings Weltmeister und nebenberuflich Tourismus-Botschafter für Saudi-Arabien, waren die Hauptdarsteller an diesem Abend, die Bühne bot das König-Fahd-Stadion. Im Vorfeld war das Duell der beiden Granden als ihr wahrscheinlich letztes Aufeinandertreffen stilisiert worden. Und es bildete tatsächlich den Abschluss für etwas, allerdings nicht für die Rivalität der beiden.
Messi trifft, Ronaldo sogar doppelt, und Juan Bernat sieht Rot
Es war der dritte Teil einer Sportswashing-Trilogie, die der saudi-arabische Staat seit vergangenem Sonntag in Riad inszeniert hatte. Vor dem unbedeutenden Glamourkick hatten schon der FC Barcelona und Real Madrid den spanischen Supercup dort untereinander ausgemacht, und das Mailänder Derby um die Supercoppa fand auch fernab vom Land des Calcio statt. PR-Zwecke schlagen Fußballbegeisterung.
Beim Messi-Ronaldo-Treffen ging es am wenigsten ums Sportliche, sondern vornehmlich um Bilder, die das Image von Saudi-Arabien in der Welt beschönigen. Die zwei populärsten Fußballer auf der Erde hielten sich ans Drehbuch, vor dem Anpfiff gab es eine Umarmung zur Begrüßung. Stoff, aus dem saudi-arabische Träume sind. Es passte auch ins Setting, dass beim Einlaufen ins Stadion Flammen und Lichtblitze durch die Luft zuckten, als würde gleich der goldene WM-Pokal vergeben. Weniger geht nicht.
Das Werbespiel war durchaus unterhaltsam, was aber auch bei einem Legendenkick bei einem Oldenburger Hallenturnier mal vorkommt. Messi traf früh, Ronaldo gleich doppelt, als er jubelte, dröhnte aus den 70 000 Fankehlen im Stadion ein "Siiiuuuuu", unverkennbarer Brunftruf von Ronaldo. Messis Teamkollege Neymar verschoss einen Elfmeter, Kylian Mbappé machte es besser und traf. PSG-Verteidiger Juan Bernat spielte, wie Uli Hoeneß sagen würde, einen "Scheißdreck" zusammen, er sah Rot für eine Notbremse. Die Partie endete 5:4 (2:2) für PSG, das in der französischen Liga gerade ähnlich konfus aufläuft wie in Riad.
Das Medienecho dürfte in Saudi-Arabien wohlwollend aufgenommen worden sein. "Die Zuschauer kamen voll auf ihre Kosten", urteilte Frankreichs Sportblatt L'Équipe überraschend unkritisch. "Ronaldo, Messi drehen die Jahre beim Neun-Tore-Thriller zurück", schrieb der Sender Al Jazeera erwartbar unkritisch. Die Deutsche Presse-Agentur befand, es sei "ein denkwürdiges Fußball-Spektakel" gewesen. Und man muss sich fragen: Wirklich?