Philippe Coutinho beim FC Bayern:"Wir brauchen so einen Spieler"

Bayern München - Werder Bremen

Philippe Coutinho bei seinem Treffer zum 6:1.

(Foto: Matthias Balk/dpa)
  • Beim 6:1 gegen Werder Bremen ist Philippe Coutinho mit drei Toren und zwei Vorlagen herausragender Spieler des FC Bayern.
  • Er bekommt viel rhetorischen Beifall von seinen Mitspielern.
  • Fragen zu seiner Zukunft beantwortet der Leih-Spieler zurückhaltend - diese hängt ohnehin nicht nur von seinen Leistungen ab.

Aus dem Stadion von Maik Rosner

Als Philippe Coutinho als Letzter aus dem Kabinengang trat, ging es rasch um die großen Fragen nach seiner Zukunft. Ob er sich wohlfühle in München und auch seine Familie, sollte der Brasilianer nun beantworten - und vor allem, ob er über das Saisonende hinaus bleiben wolle. Ein kurzes Lächeln huschte über Coutinhos Gesicht, wohl auch wegen der indirekten Komplimente, die bei diesen Fragen mitschwangen. Ja, er sei glücklich, seine Familie auch, sagte er. Große Antworten allerdings vermied der stets höfliche und scheue Coutinho allein schon deshalb, weil er sie für verfrüht gehalten hätte. "Wir wissen nicht, was passieren wird", sagte der 27-Jährige zu einem möglichen Verbleib in München, "es ist nicht an der Zeit dafür. Es ist an der Zeit, bereit zu sein für die Spiele und mein Bestes zu geben."

Dass die Fragen nach einer festen Verpflichtung für 120 Millionen Euro Ablöse nach dem Ende seiner Leihe vom FC Barcelona am Samstag aufkamen, lag an jener Hauptrolle, die er beim 6:1 (2:1) des FC Bayern gegen Werder Bremen übernommen hatte. Drei Tore hatte er erzielt: Zunächst das wichtige 1:1 (45.) nach dem Rückstand durch Milot Rashica (24.). Später das vorentscheidende 3:1 mit einem gefühlvollen Lupfer (63.). Und schließlich, zur Krönung, das 6:1 mit einem kunstvollen Schlenzer, der vom Innenpfosten ins Tor prallte (78.).

Hinzu kamen sein ebenfalls hochwertig durch die Schnittstelle gelupfter Pass zu Robert Lewandowskis 2:1 (45.+4) und sein zweite Vorlage für Thomas Müllers 5:1 (75.). Davor hatte Lewandowski mit seinem 18. Ligator in dieser Saison noch das 4:1 erzielt (72.), es war zugleich der einzige Treffer, an dem Coutinho nicht direkt beteiligt gewesen war.

Doch auch so war dem kleinen Offensivspieler ein Auftritt gelungen, mit dem er erstmals ohne Abstriche den Erwartungen an ihn gerecht geworden war, nachdem er im vergangenen Sommer für 8,5 Millionen Euro Leihgebühr aus Barcelona übergelaufen war. "Klasse" nannte nun Trainer Hansi Flick Coutinhos Leistung, für die dieser bei seiner Auswechselung in der 82. Minute vom Publikum mit viel Beifall bedacht worden war - und hinterher ebenso von den Kollegen.

"Das war sein Spiel heute. Mit dem Ball, mit seinen Bewegungen - wie er das gemacht hat, das war überragend", sagte Lewandowski, "wir brauchen so einen Spieler. Ich freue mich sehr, dass er gezeigt hat, wie gut er ist und welch großes Potenzial er hat." Man sehe von Training zu Training und von Spiel zu Spiel, "dass er sich wohler und wohler fühlt", ergänzte David Alaba, "dann kommt sowas wie heute dabei raus."

Die Antworten auf die großen Fragen hängen nicht nur von Coutinhos Leistungen ab

Einen günstigen Zeitpunkt für seinen ersten großen Auftritt hatte sich Coutinho auch deshalb ausgesucht, weil das Spiel gegen Bremen zunächst alles andere als planmäßig aus Sicht der Münchner verlaufen war. Immer wieder sahen sie sich Kontern ausgesetzt, bei denen durchaus mehr hätte passieren können als nur das eine Gegentor vom flinken Rashica. Durch Coutinhos 1:1 und seinen Pass zum 2:1 jeweils kurz vor der Pause gelang die Wende, ebenso wie durch Flicks Umstellungen in der Abwehr zu Beginn der zweiten Halbzeit; er wechselte Jérôme Boateng aus, Benjamin Pavard rückte von außen in die Abwehrmitte.

Fortan war die Bühne bereitet für nicht nur dominante, sondern auch souveräne und spielfreudige Bayern, bei denen sich der kleine Künstler Coutinho mit Nachdruck entfalten konnte. Wie die Mannschaft insgesamt scheint auch er zunehmend von jenem Offensivstil zu profitieren, den Flick seit dem 4. November vorgibt, nachdem er Niko Kovac abgelöst hatte. Fünf Tore und drei Vorlagen sind Coutinho seither in der Bundesliga und Champions League insgesamt gelungen. In seinen mittelprächtigen vier Monaten zuvor waren es insgesamt zwei Tore und vier Vorlagen gewesen. "Die Zeit zum Eingewöhnen hat er bekommen und sich genommen", bilanzierte Alaba, und Sportdirektor Hasan Salihamidzic sagte: "Ich freue mich unheimlich für ihn, dass der Knoten geplatzt ist."

Das wird Coutinho noch bestätigen müssen, und er baute schon einmal vor, damit die Erwartungen nun nicht wieder ähnlich überbordend werden wie zu Saisonbeginn, als er sich nach seinen komplizierten anderthalb Jahren beim FC Barcelona erst einmal zurechtfinden musste. "Ich versuche immer mein Bestes zu geben. Manchmal kannst du es nicht zeigen, manchmal kannst du es", sagte Coutinho.

Dann zog er in den Feierabend, auch in dem Wissen, dass die Antworten auf die großen Fragen nicht nur von seinen Leistungen abhängen. Sondern ebenso davon, ob der FC Bayern im kommenden Sommer den ähnlich teuren Leroy Sané, 23, verpflichten wird. Weil sich der deutsche Nationalspieler von Manchester City einen Kreuzbandanriss zugezogen hatte, war sein Wechsel nach München im vergangenen Sommer unmöglich geworden. Die kurzfristig mögliche Ersatzlösung hieß Coutinho, und unter Flick spielt er nun auch nicht mehr nur als Zehner, sondern oft auch als Linksaußen. Jene Position, für die Sané vorgesehen war - und wohl noch ist.

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