Coutinho beim FC Bayern:Die Spanier sind fassungslos

FC Bayern Muenchen v 1. FC Koeln - Bundesliga

Traf auch am 5. Spieltag gegen Köln: Philippe Coutinho

(Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Als Philippe Coutinho beim FC Barcelona spielte, konnte er die hohen Erwartungen nicht erfüllen und sein Talent selten zeigen.
  • Beim FC Bayern spielt er nun wie verwandelt.
  • In Spanien haben sie dies mitbekommen - und können es kaum glauben.

Von Lisa Sonnabend

An dem Tag, als die Fifa ihre Weltfußballer kürte, bekam auch Philippe Coutinho eine Auszeichnung. Die Leser der Madrider Zeitung Marca hatten abgestimmt und wählten den Brasilianer zum schlechtesten Spieler der vergangenen Saison, Kategorie Mittelfeld. Es waren noch einmal bittere Grüße, die Coutinho in der vergangenen Woche aus Spanien erhielt. Eineinhalb Jahre lang hatte der 27-Jährige beim FC Barcelona gespielt und die hohen Erwartungen an ihn meist enttäuscht. Heilfroh waren die Katalanen deswegen, als der FC Bayern ihnen den Spieler im August auf Leihbasis abnahm.

Kaum einer in Barcelona weinte Coutinho nach, kaum einer interessierte sich danach noch für ihn. Doch plötzlich ist die Aufregung um den 1,72 Meter großen Spieler wieder gewaltig. Denn Coutinho bereichert derzeit mit seinen klugen Ideen und zielgenauen Pässen das Bayern-Spiel wie kein anderer im Team und auch die spanischen Medien haben von der Wiederauferstehung Coutinhos Wind bekommen.

"In München flippen sie aus wegen Coutinho", schrieb die Sportzeitung AS, nachdem der ehemalige Barça-Spieler am Samstag beim 3:2-Erfolg gegen Paderborn ein Tor mit einem kunstvoll gechippten Pass vorbereitet und eines selbst erzielt hatte. Das Blatt Sport schwärmte: "Jeder Pass, den Coutinho schoss, verbesserte das Spiel der Bayern." Und an einer anderen Stelle stand: "Er verzauberte die Fans." Die Zeitung Mundo Deportivo wiederum analysierte: "Plötzlich hat er bei Bayern wieder sein außergewöhnliches Niveau erreicht."

"Er ist am Ball nahezu perfekt"

Die Spanier sind fassungslos, aber auch die Münchner sind durchaus überrascht, wie Coutinho sich in so kurzer Zeit integriert hat und das Spiel leitet. Auf der Zehner-Position sprühte er in den Partien gegen Roter Stern Belgrad, Köln und Paderborn vor Kreativität und Spielfreude. Er zog die Bälle an und verteilte sie clever und mit beeindruckender Präzision.

Kapitän Manuel Neuer lobte nach dem Spiel gegen Paderborn: "Er ist am Ball nahezu perfekt." Noch überschwänglicher formulierte es am Samstagnachmittag Trainer Niko Kovac: "Coutinho wird uns noch mehr helfen. Jeder heute im Stadion hat es genossen, ihn zu sehen." Sportdirektor Hasan Salihamidzic prophezeite: "Er wird noch fitter und noch besser werden."

Als Coutinho beim FC Liverpool angestellt war, wurde er zärtlich "kleiner Magier" gerufen. In München können sie nach wenigen Wochen bereits nachvollziehen, warum die englischen Fans sich diesen Spitznamen ausdachten, in Barcelona dagegen haben sie es in eineinhalb Jahren nie wirklich verstanden, wie es dazu kommen konnte. Mehr als 145 Millionen Euro hatte Barça im Januar 2018 gezahlt, um Coutinho abzuwerben.

Coutinho spielte im Camp Nou meist unentschlossen und schüchtern

Der Druck war also hoch - Coutinho hielt ihm nicht stand. Es fehlte ihm an Konstanz, er spielte oft zu unentschlossen, wirkte fast eingeschüchtert, wenn er im Camp Nou auflief, harmonierte nicht recht mit dem dominierenden Lionel Messi und hatte Mühe, sich dem Spielsystem anzupassen. Barcelona sah keine Verwendung mehr für ihn.

Da der brasilianische Nationalspieler bei der Copa América im Sommer ebenfalls enttäuschte, war es für die Katalanen gar nicht einfach einen Interessenten zu finden. Mehrere Klubs lehnten einen Transfer ab und so schlug der FC Bayern zu. Die Leihgebühr betrug angeblich lediglich 8,5 Millionen Euro, eine Kaufoption soll bei 120 Millionen Euro liegen.

Seit Coutinho in der Bundesliga ist, spielt er wie verwandelt. Für seine Leistungssteigerung hat der Fußballer vor ein paar Tagen selbst eine Erklärung gehabt: Die Bundesliga ähnle der Premier League wegen der Intensität der Spiele, sagte der Bayern-Zugang vor ein paar Tagen in einem Interview mit bundesliga.com. "Die Spiele sind immer sehr ausgeglichen. Jedes Team kämpft bis zum Schluss. Jeder Ball ist Krieg." In der spanischen Liga dagegen würden die Teams gegen Barcelona meist sehr defensiv spielen. "Dadurch haben sie uns zwar mehr Raum zum Kombinieren gegeben", erzählte Coutinho, "allerdings ist es auch sehr schwer, solche Defensivreihen zu überwinden."

An diesem Dienstagabend trifft der FC Bayern in der Champions League auf Tottenham Hotspur. Es ist der bislang schwierigste Gegner in dieser Saison. Ob es dem kleinen Magier erneut gelingt, auf dem Platz zu zaubern? In Barcelona werden sie die Partie sicherlich genau verfolgen.

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