Coronavirus in Bergamo:"Es ist wie in einem Weltkrieg"

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Atalanta-Präsident Antonio Percassi sagt: „Die Leute in Bergamo sind zäh." (Foto: imago/HochZwei/Syndication)

Antonio Percassi, Präsident von Atalanta Bergamo, berichtet vom Leid der Stadt. Auch im Umfeld seines Klubs sind mehrere Mitarbeiter gestorben.

Der Klubchef des italienischen Champions-League-Viertelfinalisten Atalanta Bergamo, Antonio Percassi, beklagt den Tod von acht Mitarbeitern im Umfeld seines Fußball-Serie-A-Klubs wegen der Coronavirus-Pandemie, die besonders hart seine Stadt getroffen hat. "Wir erleben eine unglaubliche Tragödie, der eine ganze Generation zum Opfer gefallen ist. Das Virus befällt auch jüngere Menschen. Wir kämpfen gegen einen unsichtbaren Feind, es ist wie in einem Weltkrieg", sagte Percassi der Gazzetta dello Sport am Sonntag.

Der 66 Jahre alte Unternehmer, seit zehn Jahren Eigentümer von Atalanta, lobte den Mut seiner Mitbürger und die Nähe der Fans zu ihrem Klub, der nach dem Sieg gegen den FC Valencia den Einzug ins Viertelfinale der Königsklasse geschafft hat. "In diesen zehn Jahren sind wir stets gewachsen, heute zählen wir zu den acht besten europäischen Klubs. Ich hoffe, dass Atalantas Leistungen unserem Volk Freude machen, das so traurige und schwierige Tage erlebt", betonte Percassi.

Der Atalanta-Chef dankte den Sanitätern, die unermüdlich im Kampf gegen die Pandemie engagiert sind. "Die Leute in Bergamo sind zäh und beweisen auch in dieser Situation einen starken Charakter. Unser Klub umarmt jeden, der in dieser Zeit leidet", äußerte Percassi.

In Italien ist am Samstag die Schwelle von 10.000 Todesopfern überschritten worden. Die Zahl der Coronavirus-Toten kletterte innerhalb von 24 Stunden um 889 auf insgesamt 10.023 Tote, teilte der Zivilschutz mit. Die Zahl der Infizierten in Italien stieg von 66.414 auf 70.065.

Angesichts der Pandemie wird es auch weiter keinen Fußball geben. "Ich werde morgen vorschlagen, den Stopp sportlicher Wettbewerbe aller Art auf den ganzen April auszudehnen", sagte Sportminister Vincenzo Spadafora in einem Interview der Zeitung La Repubblica (Sonntag) auf die Frage, wann in Italien wieder ein Fußballspiel zu sehen sein werde. Die Maßnahme solle auch auf das Training in allen Sportarten ausgeweitet werden. Das bislang letzte Spiel der Serie A fand in Italien - ohne Zuschauer - am 9. März statt.

Auf die Frage, wie die Regierung dem Fußball in der Krise helfen werde, sagte Spadafora: "Der Sport ist nicht nur der Fußball, und der Fußball nicht nur die Serie A". Er werde zunächst 400 Millionen Euro für den Basissport freigeben. Am Samstag gab Rekordmeister Juventus Turin bekannt, dass Spieler auf insgesamt 90 Millionen Euro Gehat verzichten.

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