Süddeutsche Zeitung

Corona-Fall beim FCB:Zittriger Auftakt

Nach dem positiven Corona-Befund bei Nationalspieler und Stürmer Serge Gnabry bangte der FC Bayern München noch bis wenige Stunden vor Anpfiff um die Champions-League-Partie gegen Atlético Madrid.

Von Tim Brack

Das Projekt Titelverteidigung des FC Bayern drohte schon früh in Schwierigkeiten zu geraten. Am Abend vor dem Münchner Champions-League-Auftakt gegen Atlético Madrid wirbelte ein positiver Corona-Test die sonst so gut geordnete Welt der Bayern durcheinander. Serge Gnabry, 25, war am Dienstagabend positiv auf Corona getestet worden. Das Problem: Zuvor hatte der deutsche Nationalspieler beim Abschlusstraining neben seinen Mitspielern geschwitzt und Bälle hin und her geschoben. Es gab die Befürchtung, dass der Stürmer seine Mitspieler nicht nur mit Pässen versorgt hätte, sondern auch mit diesem hinterhältigen Virus.

Kurzerhand organisierte der FC Bayern am Mittwochvormittag eine zusätzliche Testung für seine Kaderspieler. Von deren Ergebnis hing viel ab: Würde die Partie gegen Atlético angepfiffen werden können? Würden weitere Spieler in Quarantäne müssen? Spätestens sechs Stunden vor Anpfiff mussten die Befunde beim europäischen Fußballverband Uefa vorgelegt werden, um zu entscheiden, ob alles wie geplant stattfinden kann. Der Uefa genügt es, wenn mindestens 13 Spieler (einschließlich mindestens einem Torhüter) zur Verfügung stehen. In diesem Fall hat der betroffene Klub dann gar keine Wahl: Er muss antreten. Da ist der Verband rigoros, weil es in der Champions League um extrem viel Geld geht und mögliche Ausweichtermine in dieser Corona-Saison rar gesät sind. In solchen Situationen hätten die Vereine sogar die Möglichkeit, den Champions-League-Kader mit Spielern aufzufüllen, die nicht für den Wettbewerb gemeldet sind, mit Spielern aus der zweiten Mannschaft etwa. Hauptsache, es wird gespielt.

Das strenge Uefa-Reglement können höchstens die lokalen Behörden aushebeln, indem sie eine gesamte Elf unter Quarantäne stellen. In so einem Fall müsste dann doch ein Ausweichtermin gefunden werden. In München ist dafür das Referat für Gesundheit und Umwelt zuständig. Im Fall des FC Bayern überprüfte die Behörde, ob weitere Personen mit dem infizierten Gnabry relevanten Kontakt hatten. Der Champions-League-Sieger hatte Glück: Es betraf offenbar niemanden - und auch die Testbefunde kamen offenbar allesamt negativ zurück. Die Welt war so weit geordnet, wie das in diesen Zeiten eben geht. Dem Auftakt in der Königsklasse stand nichts mehr im Weg.

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Quelle:
SZ vom 22.10.2020
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