Corona beim FC Bayern:Geimpft, nicht versichert

Corona beim FC Bayern: Trainer Julian Nagelsmann fehlt dem FC Bayern erst einmal an der Seitenlinie.

Trainer Julian Nagelsmann fehlt dem FC Bayern erst einmal an der Seitenlinie.

(Foto: Christof Stache/AFP)

Dass sich auch vollständig Geimpfte wie der Bayern-Trainer Julian Nagelsmann vermehrt wieder mit Corona infizieren, ist keine Überraschung. Die Impfung schützt vor schweren Verläufen, aber nicht vor Quarantäne bei Fußballteams.

Kommentar von Claudio Catuogno

Doch, es gibt eine Parallele zwischen dem Corona-Fall des Trainers Julian Nagelsmann jetzt und dem Corona-Fall des Spielers Thomas Müller im Februar: den Sanitätsflieger! Nachdem Müller das Finale der Klub-WM in Katar verpasst hatte, weil er positiv auf das Virus getestet worden war, kehrte er mit dieser speziellen Art des Privatjets zurück nach Hause. "Corona-Seuchentrip im Ganzkörperanzug - Drastische Fotos", titelte seinerzeit die Münchner tz, wohingegen der damalige Trainer Hansi Flick über Müllers "Faschingsoutfit" witzelte. Nun muss Nagelsmann - ebenfalls infiziert, ebenfalls im Privatjet ohne Kontakt zur Crew - aus Lissabon heimgebracht werden. Doch abgesehen von der exquisiten Beförderung ist die Situation kaum zu vergleichen.

Die Katar-Reise fiel noch in die Zeit von Kontaktbeschränkungen und Hygiene-Bubbles. Mehr als trainieren, spielen und daheim rumsitzen war für Spitzensportler nicht vorgesehen. Jetzt, da die Corona-Impfung hierzulande fast allen offensteht, aber nicht von allen in Anspruch genommen wird, ist das Risiko, mit dem Virus in Kontakt zu kommen, viel höher. Aber, sofern man geimpft ist, ist das halt auch viel ungefährlicher. Entsprechend laxer sind die Regeln. Wo hat Nagelsmann sich infiziert? War er mal im Kino? Mit Freunden im Restaurant? Letztlich ist das irrelevant. Weil er laut Bayern-Mitteilung "vollständig geimpft" ist, muss er sich nicht mal mehr den regelmäßigen Tests unterziehen, die vor gar nicht so langer Zeit noch der Kern des berühmten DFL-Hygienekonzepts waren.

Nun häufen sich in vielen Sportarten die Meldungen über Spieler oder Trainer, die geimpft und dennoch infiziert sind. Man könne sich das nicht erklären, heißt es dann häufig. Dabei ist das Überraschende, dass noch so viele überrascht sind. Die Impfung schützt zuverlässig vor schweren Covid-19-Verläufen, sie reduziert auch das Risiko, sich das Virus einzufangen und es weiterzugeben - aber eben nicht auf null.

Die Frage ist daher eher, wie der Profisport jetzt damit umgeht. Manches spräche dafür, auch die Geimpften wieder regelmäßig zu testen, um Impfdurchbrüche früher zu entdecken. Das Risiko, dass wieder ganze Teams ins Quarantäne und Spiele abgesagt werden müssen, wäre geringer. Andererseits: Geimpfte werden weder im Kino noch im Restaurant getestet - aber im Fußball? Man kann es ja auch so sehen: Gegen ausgefallene Fußballspiele kann man sich halt nicht impfen, bloß versichern.

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