Messi übt Selbstkritik:"Mein Niveau ist nicht das beste"

Messi übt Selbstkritik: Lionel Messi wirkt bereits während des Spiels unzufrieden.

Lionel Messi wirkt bereits während des Spiels unzufrieden.

(Foto: Pedro Ugarte/AFP)
  • Obwohl Messi nicht in seiner besten Verfassung ist, gelingt Argentinien gegen Venezuela ein 2:0-Sieg und der Einzug ins Halbfinale der Copa America.
  • Dort wartet mit Brasilien nicht nur der Gastgeber, sondern auch das südamerikanische Duell schlechthin.
  • Im anderen Halbfinale trifft Chile auf den Sieger der Begegnung Uruguay gegen Peru.

Von Javier Cáceres, Rio de Janeiro

Am Horizont schien der Klassiker des südamerikanischen Fußballs auf, und Lionel Messi sah den Moment gekommen, Selbstkritik zu üben. "Mein Niveau ist nicht das beste, ich spiele nicht so, wie ich es erwartet hatte", sagte Messi, nachdem Argentiniens Nationalelf am Freitagabend im Estadio Maracanã das Halbfinale gegen Brasilien erreicht hatte. Durch einen 2:0-Sieg gegen Venezuela, der das Ticket ins 430 Kilometer entfernte Belo Horizonte löste, findet dort am Dienstag das Duell des südamerikanischen Fußballs schlechthin statt. Und ja - es war Messi nicht zu widersprechen. Er war gegen Venezuela weit davon entfernt, die spielbestimmende Figur zu sein. Wieder einmal. Denn wenn Messi das himmelblauweiße Jersey seiner Nation überstreift, hat er es nur selten vermocht, an seine Leistungen beim FC Barcelona anzuknüpfen.

Eine Zeitlang wurde ihm vorgeworfen, durch seine Emigration in die katalanische Hauptstadt unter einem Mangel an Nationalgefühl zu leiden. Was sich unter anderem daran entzündete, dass Messi niemals die Hymne sang, "Höret, ihr Sterblichen, der heilige Ruf...". Am Freitag, im Maracana, sang Messi zum ersten Mal überhaupt die Hymne mit, "ich hatte Lust zu singen und sang", sollte er hinterher sagen. Und siehe: Es hatte keinerlei Auswirkungen auf die fußballerische Leistung Messis. Er blieb bei Dribblings hängen, die zu seinem Standardrepertoire gehören; zum Beispiel der Finte, bei der er nur so tut, als würde er den Ball berühren, und den gegnerischen Verteidiger genau dadurch in Verwirrung stürzt, dass er den Ball einfach weiterlaufen lässt.

Zwei Treffer nach missratenen Schüssen

Er arbeitete viel, das schon. Aber die besten Momente generierten andere, vor allem sein Freund Sergio "Kun" Agüero, der an beiden Toren beteiligt war, kurioserweise mit zwei eher missratenen Schüssen. Den ersten veredelte Lautaro Martínez, sein Sturmpartner, mit einem Absatzkick aus kurzer Distanz zum frühen 1:0. Den zweiten konnte der eigentlich gute Torwart Wuilker Farinez nicht festhalten, er fiel Rodrigo De Paul vor die Füße. Just, als das zunächst überaus defensiv agierende Team aus Venezuela die Fesseln abgelegt hatte und dem Ausgleich nahe zu kommen schien.

Er fiel aber nicht, stattdessen steht nun das erste K.-o.-Spiel Argentiniens bei einer Copa América auf brasilianischem Boden an; es ist das erste Duell zwischen den beiden seit dem Finale von 2007, als Julio Baptista, ein Eigentor von Roberto Ayala und ein Treffer von Dani Alves in Venezuela für ein deutliches 3:0 sorgten. Und es findet am Dienstag im Mineirão-Stadion statt, der Bühne von Brasiliens dramatischer 1:7-Niederlage gegen den späteren Weltmeister Deutschland bei der WM 2014. Dort ist der Rasen in etwas besserer Verfassung als in anderen Stadien der Copa América.

"Der Ball hüpft wie ein Kaninchen", sagte Messi nach dem Sieg gegen Venezuela. Doch all das wird kaum zählen, wenn sich die beiden Kolosse des südamerikanischen Fußballs gegenüberstehen. "Das ist ein Spiel, das nicht nur hier in Amerika, sondern in der ganzen Welt Aufmerksamkeit erzeugt", sagte Kun Agüero. "Sie werden vielleicht etwas mehr machen müssen - weil sie die Heimmannschaft sind und sie uns tausend lange Reisen aufs Auge gedrückt haben", sagte er mit Blick auf die an Flugkilometern reichen Spiele in Salvador de Bahia, Belo Horizonte, Porto Alegre, Rio de Janeiro und nun wieder Belo Horizonte.

Chile wird im Turnierverlauf immer besser

Dafür durften die Argentinier den Moloch Sao Paulo auslassen, wo am Freitag Titelverteidiger Chile auf die bislang so starken Kolumbianer traf - und das Spiel erst mit 20-minütiger Verzögerung anfangen konnte, weil die Chilenen im Stau stecken geblieben waren. Die 90 Minuten endeten 0:0, am Ende rang Chile die kolumbianische Mannschaft im Elfmeterschießen nieder. Die Chilenen sind - in noch beeindruckender Weise als die Argentinier - im Verlauf des Turniers stärker geworden, und hätten es verdient gehabt, das Spiel gegen Kolumbien schon vor Ablauf der regulären Spielzeit zu gewinnen. Ihre beiden Treffer aber erkannte der Videoschiedsrichter zurecht ab: Vor dem Tor des neuerlich beeindruckenden Charles Aránguiz hatte Alexis Sánchez im Abseits gestanden; beim Treffer des brillanten Arturo Vidal war eine Hand von Maripán im Spiel gewesen.

Vom Kreidepunkt versagten einzig dem Kolumbianer William Tesillo die Nerven, das Elfmeterschießen gewann Chile mit 5:4. Schon bei seinen beiden Copa-América-Siegen (2015, 2016) hatte sich Chile im Elfmeterschießen durchgesetzt. Die Chilenen treffen im Halbfinale auf den Sieger der Begegnung Uruguay gegen Peru, am Mittwoch in Porto Alegre. Doch die Blicke werden auf den Clásico von Rio gerichtet sein, auf Argentinien gegen Brasilien in Bello Horizonte. Und auf Lionel Messi, der bislang nur einen einzigen Treffer, per Elfmeter außerdem, bejubeln konnte. "Ich hoffe, mein Tor kommt gegen Brasilien", sagte Argentiniens Nummer 10.

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