Confed-Cup in Südafrika:Ägypten blamiert Italien

Italien verliert beim Confed-Cup in Südafrika mit 0:1 gegen Außenseiter Ägypten und muss um das Halbfinale bangen. Brasilien schlägt indes die USA locker mit 3:0.

Außenseiter Ägypten hat mit dem ersten afrikanischen Sieg gegen Weltmeister Italien im Jubiläumsspiel des Confed Cups Fußball-Geschichte geschrieben. Der Afrikameister bezwang die alte Garde von Trainer Marcello Lippi in der 100. Partie des Konföderationen-Pokals mit 1:0 (1:0) und sorgte damit für die erste Überraschung bei der Mini-WM in Südafrika. Die Squadra Azzurra, die zuvor in 14 Spielen noch nie gegen ein Team vom Schwarzen Kontinent verloren hatte, muss nun in der Gruppe B um das Weiterkommen bangen.

Confed-Cup in Südafrika: Italiens Vincenzo Iaquinta sitzt nach dem 0:1 im Confed-Cup gegen Ägypten völlig frustriert auf dem Rasen des Ellis Park Stadions in Johannesburg.

Italiens Vincenzo Iaquinta sitzt nach dem 0:1 im Confed-Cup gegen Ägypten völlig frustriert auf dem Rasen des Ellis Park Stadions in Johannesburg.

(Foto: Foto: AP)

Denn am Sonntag (20.30 Uhr) wird der Vorrundenabschluss zum Nervenspiel: Das Lippi-Team muss in Pretoria gegen Rekordweltmeister Brasilien mit zwei Toren Unterschied gewinnen, um das Halbfinale aus eigener Kraft zu erreichen. Die Ägypter um Bundesliga-Profi Mohamed Zidan von Borussia Dortmund könnten ihrerseits zeitgleich in Rustenburg mit einem Sieg gegen die USA in die Runde der letztenVier einziehen.

Vor 52.150 Zuschauern im Ellis Park von Johannesburg erzielte Mohamed Homos in der 40. Minute das Tor des Tages. Schon in ihrem Auftaktspiel hatten die Ägypter einen Favoriten geärgert: Gegen Brasilien verloren Zidan und Co.erst durch einen Handelfmeter in der Nachspielzeit 3:4. Weltmeistercoach Lippi hatte auf die Kritik nach dem ersten Spiel reagiert und Giuseppe Rossi von Beginn an aufgeboten. Der Italo-Amerikaner, der beim 3:1 gegen sein Geburtsland zwei Tore erzielt hatte, ersetzte den enttäuschenden Alberto Gilardino.

In Fabio Quagliarella brachte Lippi neben Vincenzo Iaquinta einen dritten Stürmer. Erneut auf der Bank Platz nehmen musste zunächst Bayern-Star Luca Toni, der nach einer schwachen Bundesliga-Saison bei den Azzurri immer mehr ins Abseits gerät. Trotz des Einsatzes des 22-jährigen Rossi setzte Lippi wieder auf die alte Garde: Gleich acht Weltmeister von 2006 standen in der Startelf.Gegen die taktisch disziplinierten und kompakt verteidigenden Ägypter taten sich die Azzurri zunächst schwer.

Pomadige Italiener

Zu behäbig agierte das Mittelfeld um Spielmacher Andrea Pirlo, das die sichere Abwehr der Nordafrikaner nur selten mit präzisen Pässen in die Spitze überraschte. Gefährlich wurden die Italiener vor allem mit Distanzschüssen. Zunächst verfehlte Pirlo mit einem Freistoß aus 25 Metern das Tor (22.), dann musste Torwart Essam El Hadary nach einem 18-Meter-Schuss von Iaquinta nachfassen (24.). Schließlich lenkte der Schlussmann des Schweizer Erstligisten FC Sion den Ball nach einem 20-Meter-Schuss von Rossi über die Latte (26.). Nach gut einer halben Stunden wurden die Ägypter, die von den südafrikanischen Fans lautstark unterstützt wurden, mutiger.

Zunächst scheiterte noch Mohamed Shawky nach einer sehenswerten Kombination über Zidan und Mohamed Aboutrika, weil Fabio Cannavaro in seinem 125. Länderspiel in letzter Sekunde klärte (38.). Dann zog Hosni Abd Rabbou aus 18 Metern ab, und Gianluigi Buffon lenkte den Ball mit den Fingerspitzen über die Latte (39.). Nur eine Minute später war der Schlussmann von Juventus Turin machtlos: Eine Ecke von Aboutrika verwertete Homos per Kopf zur Führung des Außenseiters.

Kurz nach der Pause hatte Iaquinta die große Chance zum Ausgleich. Der Stürmer von Juventus Turin tauchte ganz alleine vor El Hadary auf, scheiterte jedoch am Torwart (54.). Pirlo setzte danach einen Freistoß knapp neben den Pfosten (63.). El Hadary rettete anschließend noch mehrmals in höchster Not, hatte bei einem Lattentreffer von Iaquinta aber Glück (86.). Bei den Afrikanern verdienten sich Torhüter El Hadary und Vorbereiter Aboutrika die besten Noten. Bei den Italienern mühte sich Pirlo im Mittelfeld.

Brasilien tanzt Samba mit USA

Mit launigem Samba-Fußball hat sich Rekord-Weltmeister Brasilien beim Confederations Cup auf den Gipfel gegen Italien eingestimmt und kann fürs Halbfinale planen. Nach dem mühsamen 4:3 zum Auftakt gegen Ägypten reichte dem Titelverteidiger am Donnerstag in Pretoria beim 3:0 (2:0) über das überforderte US-Team der Schongang. Vor 39 617 Zuschauern sorgten Felipe Melo (7.), Robinho (20.), Maicon (62.) für den fünften Sieg in Folge unter der Regie von Trainer Carlos Dunga.

Am Sonntag kann "Selecao" die Italiener aus dem Turnier werfen. Die USA, die zudem noch Sacha Kljestan (57.) durch Rote Karte verloren, stehen nach der zweiten Pleite in der Gruppe B vor dem Turnier-Aus. Unmittelbar nach dem Pflichtsieg dachten die Brasilianer bereits an den Hit gegen Italien. "Wir werden gegen Italien alles geben. Das ist kein Freundschaftsspiel", versprach Robinho, "wir haben eine starke Truppe, auch wenn wir mal ein paar Spieler austauschen. Die Müdigkeit hat uns nichts ausgemacht."

US-Coach Bob Bradley rügte den "nervösen Beginn": "Wir waren von Anfang an in Schwierigkeiten." Dunga hatte auf die Defensivschwächen im ersten Spiel gleich mit vier Änderungen, davon drei in der Viererkette, reagiert - und diese Mini-Rotation machte sich bezahlt. Der neue Rechtsverteidiger Maicon, nach zweimonatiger Verletzungspause für Dani Alves in der Startelf, wurde zum Wegbereiter der Führung. Seinen Freistoß köpfte Melo zum 1:0 (7.) ein. Von den beklagten Ermüdungserscheinungen bei den Brasilianern war wenig zu sehen. Mannschaftsarzt José Luiz Runco hatte nach den Dauerstrapazen der vergangenen Wochen "Pyjama-Training" angeordnet, und die vorgeschriebene Schlafkur schien die Starkicker zu inspirieren.

Verpasste Großchancen

Selbst mit angezogener Handbremse ließen die Favoriten mit ihrem leichtfüßigen Pass-Spiel die verwirrte US-Defensive teilweise aussehen wie ein Panikorchester. Nach einem unnötigen Ballverlust von DaMarcus Beasley in der Nähe des brasilianischen Strafraums schloss Robinho einen Bilderbuchkonter über vier Stationen mit seinem ersten Turniertor ab (20.), gab noch an der Bande fröhlich ein erstes Kurz-Interview und widmete das Tor später seinem Sohn: "Kinder sind ein Geschenk Gottes."

Wesentlich verschwenderischer gingen danach Kaka (23.), Luis Fabiano und Gilbero Silva (40.) mit ihren Großchancen um. Die harmlosen US-Boys, im ersten Turnierspiel Italien unglücklich mit 1:3 unterlegen, wurden erst nach der Pause etwas aktiver. Als allerdings Kljestan nach einer rüden Attacke an Ramires vom Platz flog, wars mit der spärlichen US-Gegenwehr vorbei. US-Kapitän Landon Donovan, in München gescheitert, enttäuschte. Auch Gladbachs Michael Bradley, noch einer der Besten, konnte die 13. US-Niederlage im 14. Duell gegen Brasilien nicht verhindern. Der überragende Maicon von Inter Mailand veredelte schließlich ein traumhaftes Dreiecksspiel mit Kaka und Ramires zum 3:0 (62.). Bei den Lattentreffern der eingewechselten US-Profis Benny Feilhaber (83.) und dem Ex-Karlsruher Conor Casey (88.) waren die Brasilianer mit ihren Gedanken wohl bereits in der Kabine.

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