Confed Cup:Der Videobeweis funktioniert

Kamerun - Chile

Der Videobeweis kommt beim Confed Cup häufig zum Einsatz, hier wird Chiles Eduardo Vargas (Mitte) überführt, weil er knapp im Abseits steht.

(Foto: dpa)

Das neue Hilfsmittel für Schiedsrichter macht genau das, was es machen soll - auch wenn es bei der Umsetzung hapert.

Kommentar von Johannes Aumüller, Moskau

Fußballer sind manchmal eine seltsame Spezies. Da kommt beim Confed Cup erstmals bei einem wichtigen Turnier des Weltverbandes der Videobeweis zum Einsatz, da verhindert dieser gleich mehrere gravierende Fehlentscheidungen - und da gibt es tatsächlich Beteiligte, die den Videobeweis am liebsten wieder abschaffen würden, weil er so viel Verwirrung stifte.

Gewiss, es haperte an der technischen und kommunikativen Umsetzung und es bedarf einiger Verbesserungen. Und der Weltverband hätte das Personal wohl besser schulen können, bevor er es in eine solch heikle Premiere entlässt. Zyniker könnten fast zum Schluss kommen, die Fifa habe das extra so gemacht, um den von ihr lange verschmähten und nur nach zahlreichen öffentlichen Debatten eingeführten Videobeweis noch irgendwie zu diskreditieren.

Die gravierendsten Patzer werden ausbleiben

Im Kern bleibt festzuhalten: Der Videobeweis funktioniert, und er macht genau das, was er machen soll. Erstens nimmt er immensen Druck von den Unparteiischen, die bisher als einzige im Stadion die Szene nicht im Bewegtbild sahen. Zweitens reduziert sich so die Zahl der Fehler deutlich. Natürlich wird es weiter falsche Pfiffe (und damit Diskussionen über die Leistungen der Schiedsrichter geben), weil der Video-Assistent nur in klar definierten Momenten zum Einsatz kommt.

Aber die gravierendsten Patzer werden ausbleiben. Nichts anderes ist gerecht und angemessen im Angesicht der Millionen, um die es im Fußballbusiness geht. Da wirken die verbliebenen Argumente der Contra-Fraktion doch arg gekünstelt - von der irrigen Annahme, wonach sich aus schlimmen Schiedsrichter-Fehlern der schönste Stoff für Stammtisch-Debatten entspinne, bis hin zu der Befürchtung, dass die Emotionalität beim Torjubel leide, weil nun in manchen Fällen erst das Votum des Video-Mannes abzuwarten sei.

Neulich erst hat sich der Fußball auf eine unglückliche Weise beim American Football bedient, als er in Anlehnung an dessen Halbzeit-Programm beim "Super Bowl" während des DFB-Pokal-Finales zwischen Dortmund und Frankfurt Helene Fischer auf die Bühne ließ - und die Zuschauer laut pfiffen. Er sollte dem American Football besser in einem anderen Bereich folgen. Dort hat sich, wie in vielen anderen Sportarten auch, eine angenehme Kultur im Umgang mit dem Videobeweis entwickelt. Da wütet in der Regel keiner herum wie am Sonntag in Moskau, sondern verfolgen Aktive und Zuschauer gespannt und ruhig, zu welchem Schluss der Schiedsrichter anhand der Bilder kommt - und im Moment des Votums gibt es auch noch genügend Emotionen. Wem das zu lange dauert, kann ja in der Zwischenzeit Musik von Helene Fischer hören.

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