Die Fans des FC Chelsea feierten Cole Palmer, den Schützen von vier Toren, aber auch den Vereinsmitbesitzer Behdad Eghbali. Auf Social Media kursierte nach dem Ligaspiel gegen Brighton & Hove Albion ein Bild von Eghbalis Stadionbesuch, auf dem sich der US-Amerikaner den Finger auf den Mund hält. Die Geste sah wie ein Konter gegen die Kritiker seiner Transferstrategie aus. Seitdem Eghbali mit Landsmann Todd Boehly den Klub im Mai 2022 übernahm, haben die Londoner beispiellose 39 Spieler für die Gesamtablöse von 1,4 Milliarden Euro fest eingekauft. Die Verpflichtungen der vielen Talente wirkten wie Wetten auf die Zukunft – und Palmer entwickelt sich für Chelsea jetzt tatsächlich zu einem Jackpot.
Palmer knackte beim 4:2 (4:2) im Verfolgerduell mit Brighton, durch das sich die Blues in der Spitzengruppe festsetzen, eine nie zuvor erreichte Bestmarke in der Premier League: Er erzielte vier Tore in der ersten Halbzeit. Dafür benötigte er gerade mal 20 Minuten, inklusive eines Hattricks in der Hälfte der Zeit. 21, 28, 31, 41: Palmers Torminuten muteten wie die richtigen Fußballzahlen am Samstag an; und die 22 war in gewisser Weise die Zusatzzahl, denn so alt ist Palmer erst im Mai geworden.
Seit seinem Wechsel von Manchester City im Sommer 2023 für nun preiswert erscheinende knapp 50 Millionen Euro hat der englische Jung-Nationalspieler 28 Tore und 15 Vorlagen in 39 Ligaspielen für Chelsea markiert. Niemand sonst in der Liga, nicht mal Manchester Citys Torjäger Erling Haaland, kommt in dieser Zeit auf eine solche Ausbeute. Das Brighton-Match sei „vielleicht“ das beste seiner Laufbahn gewesen, antwortete Palmer auf Nachfrage dazu gewohnt zurückhaltend. Schon in der Vorsaison waren ihm vier Treffer gegen den FC Everton (6:0) geglückt. Der einzig andere Chelsea-Profi mit zwei Viererpacks ist Frank Lampard, er verfolgte das Spiel im Stadion aus der Ehrenloge.
„Wir sind alle Menschen – außer der legendäre Cole Palmer“, kommentierte Chelseas Keeper Robert Sánchez
Zunächst half Palmer ein kapitaler Abspielfehler des Gegners zu seinem ersten Tor, dann verwandelte er einen von Jadon Sancho herausgeholten Elfer, setzte einen Freistoß sehenswert aus 25 Metern Entfernung in den Torwinkel – und bewahrte im Eins-gegen-eins gegen Brightons Torwart die Nerven. „Wir sind alle Menschen – außer der legendäre Cole Palmer“, kommentierte Chelseas Keeper Robert Sánchez die Darbietung. Sánchez hatte beide Gegentore durch Georginio Rutter (7.) und Carlos Baleba (34.) verschuldet.
Die Boulevardzeitung Mail fand, trotz des Hypes um Palmer werde immer noch unterschätzt, wie besonders er sei. Er sei elegant und vielseitig, verfüge über einen starken linken Fuß – und so entspreche der Junge aus Manchesters Vorort Wythenshawe einem „Schweizer Taschenmesser“, schrieb das Blatt. Der Ex-Nationalspieler Theo Walcott verglich ihn in der BBC mit Dennis Bergkamp, der einst gleichermaßen Tore auflegen wie selbst schießen konnte. Auch Palmer ist eine Mischung aus Stürmer, Spielmacher und Flügelspieler.
Bei seinem Torreigen kam dem englischen Jung-Nationalspieler die waghalsige Taktik von Brightons Trainer Fabian Hürzeler entgegen. Trotz der Schnelligkeit von Chelseas Angriffsreihe verteidigte Brighton weit vom Tor entfernt – und wurde ständig überlaufen. Dabei leitete Palmer die Angriffe meistens selbst ein, immer wieder spielte er Direktpässe hinter die Abwehr in den Lauf seiner Mitspieler. Er hätte eigentlich „fünf oder sechs Tore“ erzielen müssen, ärgerte sich Palmer hinterher. Hürzeler nahm sich und seine Mannschaft in Schutz, indem er darauf verwies, Palmer sei einfach unaufhaltbar und bestrafe jeden Fehler.
Chelseas Trainer Enzo Maresca, der den Spieler bereits für eine Saison bei den Junioren von Manchester City trainiert hatte, lobte insbesondere dessen Charakter. Palmer sei ein bescheidener Junge geblieben, den die Erfolge nicht verändert hätten: Er verhalte sich immer noch so wie vor vielen Jahren, sagte Maresca. Vor anderthalb Monaten hat Eghbali den Vertrag mit Cole Palmer beim FC Chelsea um zwei Jahre verlängert – bis 2033.