Claudio Pizarro:Missratenes Jubiläum

In seinem 400. Bundesligaspiel (Rekord für ausländische Profis) erlebt Pizarro nahezu unbeteiligt Werders Debakel.

Von Ulrich Hartmann, Mönchengladbach

Eine 1:5-Niederlage schmeckt nicht, und wer seine Bundesliga-Karriere mit solch einer Klatsche beginnt, hat womöglich einen Schreck fürs Leben weg. Leon Guwara, 19-jähriger Linksverteidiger, spielte am Freitagabend erstmals für die Profis von Werder Bremen, und Laszlo Kleinheisler, 19-jähriger ungarischer Zugang aus Szekesfehervar, bestritt sein Startelf-Debüt. Beide Premieren gingen genauso daneben wie das Rekordspiel von Claudio Pizarro, der als erster ausländischer Profi die 400-Bundesligaspiele-Marke durchbrach.

Zwei Debüts und ein Jubiläum waren offensichtlich zu viel für Werder. Die Bremer verpassten den Sprung aus der Abstiegszone, aber schlimmer als die Niederlage war die Art und Weise, wie sich das Team präsentierte. "Da ist es schwierig, ruhig zu bleiben", sagte Trainer Viktor Skripnik nach dem Spiel und ließ mit dieser Formulierung keinen Zweifel daran, was er von der Leistung seiner Mannschaft hielt.

Scharfe Kritik von Sportdirektor Eichin

"Ich hatte nicht das Gefühl, dass jeder alles gegeben hat", schimpfte Sportdirektor Thomas Eichin und machte den Fußballern deutlich, dass Abstiegskampf in dieser Güteklasse kaum zum Erfolg führen wird. Die Gladbacher durften sich im Bremer Strafraum austoben wie Kinder auf dem Abenteuerspielplatz. Der zuvor nicht gerade durch Toraffinität aufgefallene Gladbacher Innenverteidiger Andreas Christensen traf sogar zwei Mal, weil sich kein Bremer Abwehrspieler für ihn interessierte.

Nachdem Pizarro in der 56. Minute per Foulelfmeter (Gladbachs Innenverteidiger Martin Hinteregger war Levin Öztunali auf den Fuß getreten) auf 1:3 verkürzt hatte, hätte er in der 65. Minute um ein Haar gar das 2:3 erzielt, ließ sich aber in letzter Sekunde vom Gladbacher Rechtsverteidiger Nico Elvedi den Ball weggrätschen. Dieses Tor hätte die Partie noch einmal geöffnet, doch so machten die Gladbacher mit zwei weiteren Treffern alles klar. "Wir haben zu viele Fehler gemacht und zu viele Bälle verloren", klagte Stürmer Anthony Ujah, der genauso wie Pizarro gar nicht richtig ins Spiel kam.

Das Rätsel um Zugang Sambou Yatabaré

Die Chance zur Wiedergutmachung erhalten die Bremer bereits am Dienstag, wenn sie zum Viertelfinale des DFB-Pokals bei Bayer Leverkusen gastieren. Wieder verzichten müssen sie dann auf ihren neuen Mittelfeldspieler Sambou Yatabaré, der in den vergangenen Tagen zum Thema Nummer eins an der Weser avanciert war, weil er sich im letzten Spiel vor seinem Wechsel von Standard Lüttich nach Bremen Ende Januar zu einer Tätlichkeit hatte hinreißen lassen. Vom belgischen Verband wurde er noch für drei Spiele gesperrt. Drei Stunden vor Anpfiff wussten die Bremer noch nicht, ob diese Sperre für den Spieler auch in Deutschland gilt - aber dann erfuhren sie, dass es genau so ist. "Wir finden die Übernahme einer Strafe nach einem Transfer zu einem anderen Verband kritisch", sagte Eichin, der die "Hängepartie" bis zur Klärung des Sachverhalts am späten Freitagnachmittag für "unzumutbar" hielt.

Klar ist nun immerhin die schlechte Nachricht, dass der aus Mali stammende Yatabaré weder im Pokal in Leverkusen noch am kommenden Wochenende im Liga-Heimspiel gegen Hoffenheim mitwirken darf. Vor allem das Duell gegen einen Tabellennachbarn wird zur wichtigen Partie für Bremen und für die jungen Spieler Guwara und Kleinheisler, die ihren Debütschreck aus Mönchengladbach vor heimischem Publikum therapieren können.

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