Claudia Pechstein bei Olympia:Pechstein sprengt die alten Muster

Claudia Pechstein bei den Olympischen Spielen 2018 in Pyeongchang.

Claudia Pechstein, 45 Jahre alt, konnte auf der Strecke über 3000 Meter nicht zu ihrer insgesamt zehnten olympische Medaille laufen. Über 5000 Meter, hofft sie, stehen die Chancen besser.

(Foto: Getty Images)
  • Claudia Pechstein wird zum Start bei Olympia Neunte über 3000 Meter.
  • Im Eisschnelllauf geht es ihr aber vor allem um einen Erfolg auf ihrer Lieblingsstrecke.
  • Über 5000 Meter will sie ihre zehnte Olympia-Medaille.

Von Barbara Klimke, Pyeongchang

Frau Pechstein, Ihre Einschätzung zum Wettkampf, bitte? "Ich war mit dem Rennverlauf zufrieden, ich habe konstante Runden gemacht."

Gedränge in der Mixed Zone im ersten Stock der Eisschnelllauf-Halle von Gangneung hinter lilafarbenen Planen, die zum Wandelgang für die Athleten zusammengeschoben waren: Fernsehkameras, Hörfunk-Mikrofone, dann die schreibende Presse, in dieser Reihenfolge.

Es war das standardisierte Frage-und-Antwortspiel zur medialen Wettkampfnachbereitung, das sich hier vollzog, und wenn es einen Hinweis darauf gab, dass doch etwas den üblichen Rahmen sprengte, lag er in Claudia Pechsteins Gesichtsausdruck: in diesem seltenen leisen Lächeln, das die Kameras schon am Start einfingen, dann im Ziel, und später noch einmal, als ihr beim Auslaufen im weiten Rund die Zuschauergruppen auf den Rängen applaudierten - nicht nur die Südkoreaner, auch die Holländer, Japaner, Tschechen. Rang neun belegte Pechstein im olympischen 3000-Meter-Rennen im Oval von Gangneung, aber das hatte keine Bedeutung im Vergleich zu einer anderen Zahlenreihe. Sie hat die Platzierung nicht einmal erwähnt.

Albertville, Lillehammer, Nagano, Salt Lake City, Turin, Sotschi, Pyeongchang. 1992, 1994, 1998, 2002, 2006, 2014 und 2018. Sieben Olympische Spiele vor Ort miterlebt zu haben, das können sonst nur Funktionäre oder Preisrichter oder Zeitnehmer von sich behaupten, vielleicht der eine oder andere Sportreporter-Veteran. Wenn ein Sportler 26 Jahre zwischen seinen ersten und seinen gegenwärtigen Olympiaauftritt legt, inklusive einer zweijährigen Wettkampfsperre, dann ist das eine Spanne, die das simple duale Muster wie Sieg und Niederlage in jeder Hinsicht sprengt.

Zu trockene Luft in der Halle

Selbstverständlich hatte Claudia Pechstein, 45 Jahre alt, Erklärungen für ihr Abschneiden auf den 3000 Metern in 4:04,49 Minuten, die als ihre Nebenstrecke gelten: Nur 27 Grad Luftfeuchtigkeit seien in der Halle gemessen worden, "das ist definitiv wenig, wenn man hier Höchstleistungen bringen muss", und außerdem hätten ihre Ambitionen am Samstag, dem ersten offiziellen olympischen Wettkampftag, darin gelegen, "einen sehr guten Trainingslauf unter Wettkampfbedingungen" abzuliefern: "Ich bin sehr zufrieden damit."

Es wäre ihre zehnte Medaille

Die Taktung ihres Rennkalenders war ohnehin nie auf den 10. Februar ausgerichtet, sondern auf Freitag, den 16. Februar. Wenn die 5000 Meter anstehen, "meine Lieblingsstrecke", wie sie sagte, dann besteht ihre Strategie darin, die letzten Runden sehr konstant zu laufen, "damit ich am Ende vielleicht einen Platz auf dem Podium abbekomme".

Es wäre die zehnte Medaille bei Winterspielen für die fünfmalige Olympiasiegerin und eine weitere Genugtuung für eine Athletin, die nicht verwunden hat, dass ihr der Eislauf-Weltverband ISU zwei Jahre ihrer Karriere nahm, weil er sie 2009 wegen ungewöhnlicher Blutwerte suspendierte; Pechstein verweist auf Gutachten der Diagnose einer hereditären Sphärozytose und klagt bis heute auf Schadenersatz.

Gold, Silber, Bronze für die Niederlande

Die Motivation, die sie aus dieser Kontroverse zieht, lässt sie weiterlaufen. Im Alter von 45 Jahren gibt es nichts, das sie bremst; keine körperlichen Einschränkungen und keine persönlichen Enttäuschungen wie die verlorene, vom Deutschen Olympischen Sportbund ausgerufene Wahl des olympischen Fahnenträgers.

Am Samstag, als drei Niederländerinnen den Sieg unter sich ausmachten, Carlijn Achtereekte (3:59,21) vor Ireen Wüst (3:59,29) und Antoinette de Jong (4:00,02), trat Pechstein gegen 23 Konkurrentinnen an, von denen die Hälfte nicht geboren war, als sie in Albertville Bronze über 5000 Meter gewann. Auch Roxanne Dufter aus Inzell, zwanzig Jahre jünger als Pechstein, hatte am Samstag als 23. des Klassements des Rennens keine Chance gegen die nimmermüde Teamgefährtin.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: