Messi gegen Ramos beim Clásico:Stirn an Stirn

Real Madrid - FC Barcelona

Duell der Kapitäne: Lionel Messi (links) und Sergio Ramos.

(Foto: dpa)
  • Der FC Barcelona gewinnt im Estadio Santiago Bernabeu mit 1:0 und beendet damit wohl endgültig alle Meisterschafts-Hoffnungen von Real Madrid.
  • Das Duell des Spiels liefern sich die beiden Kapitäne Lionel Messi und Sergio Ramos.
  • Ramos fällt erneut durch überhartes Spiel auf. Messi platzt der Kragen.

Von Javier Cáceres, Madrid

Real Madrid hat das Rennen um den spanischen Meistertitel endgültig verloren. Nur 72 Stunden nach dem Pokal-Aus gegen den FC Barcelona verlor Spaniens Rekordmeister den zweiten Clásico der Woche, diesmal in der spanischen Meisterschaft. Die Katalanen stehen bei zwölf ausstehenden Spielen nun schon zwölf Punkte vor Real. Für Barcelona war es im 247. Clásico der 96. Sieg bei 95 Niederlagen, zum ersten Mal seit 87 Jahren spricht die Bilanz nun wieder gegen Real. "Barca hat einen wichtigen Schritt Richtung Meisterschaft getan", erklärte Real Madrids Sergio Ramos, der mit zwei Tätlichkeiten wieder einmal für eine unrühmliche Note sorgte.

Die bedeutendste Neuigkeit bei Real Madrid gegenüber dem Pokal-Clásico war Gareth Bale. Der Waliser war zuletzt in Ungnade gefallen und hatte am Mittwoch auf der Reservebank Platz nehmen müssen. Zudem rückte absprachegemäß Thibaut Courtois wieder für Keylor Navas ins Tor. Barcelonas Trainer Ernesto Valverde nahm lediglich einen Wechsel vor. Der brasilianische Nationalspieler Arthur spielte nach seiner Genesung an der Seite von Busquets und Ivan Rakitic, Sergio Roberto rückte daher zurück auf die Rechtsverteidigerposition, wo der Portugiese Semedo weichen musste. Er hatte im Pokal mit dem Starlet der Madrilenen, Linksaußen Vinicius Júnior, extreme Mühe gehabt.

Mit Arthur wollte Valverde den FC Barcelona mehr Fußball spielen lassen. Am Mittwoch waren die Katalanen trotz des deutlichen Sieges eine Enttäuschung gewesen. Das Rezept ging auf: Vor den Augen von Bundestrainer Joachim Löw, der Toni Kroos (Real Madrid) und Marc André ter Stegen (FC Barcelona) in Augenschein nahm, zeigten die Katalanen eine größere Konsistenz - und trugen damit entscheidend dazu bei, dass sich eine Partie entwickelte, die um einiges ansehnlicher war als das Pokal-Duell.

Madrid mangelt es an Effektivität

Das einzige Tor des Spiels besorgte am Samstagabend der Kroate Ivan Rakitic (26.). Der frühere Schalker spielte mit Sergi Roberto an der rechten Seite einen Doppelpass, entschwand im Rücken von Madrids Kapitän Sergio Ramos und lupfte im Strafraum den Ball über den herausstürzenden Courtois. Rakitic machte es damit besser als Messi, der fünf Minuten zuvor ebenfalls zu einem eleganten Lupfer angesetzt hatte, aber den Ball neben das Tor legte.

Zu diesem Zeitpunkt war bereits absehbar, dass die Madrilenen ihren Mangel an Effektivität nicht in den Griff bekommen. Bei einem 18-Meter-Schuss, den Jordi Alba mit der Sohle abfälschte, fand Kroos in seinem Landsmann ter Stegen seinen Meister; Modric hatte bei einem Flachschuss das Pech, dass Barcelonas Abwehrchef Gerard Piqué, noch seinen Fuß dazwischen bekam. Auch nach dem 0:1 setzte sich das Gleichgewicht an Chancen fort: Real-Torwart Courtois parierte einen 18-Meter-Schuss von Mittelstürmer Luis Suárez (39.), auf der anderen Seite zielte Linksverteidiger Reguilón bei einem Fernschuss neben (32.); Luka Modric bei einem Kopfball aus kurzer Distanz übers Tor. Dann erstarb die erste Halbzeit mit einem Privatduell zwischen Sergio Ramos und Lionel Messi, das in einen Eklat mündete.

Bei einem Zweikampf in der Nähe des Madrider Strafraums eroberte Reals Verteidiger zwar den Ball. Dann aber fuhr er in klassischer Sergio-Ramos-Manier den Ellbogen aus und traf Messi am Mund. Der Kapitän des FC Barcelona wälzte sich sekundenlang am Boden, krümmte sich vor Schmerz, und konnte erst aufstehen, als der überaus permissive Schiedsrichter Undiano zur Halbzeit pfiff - ohne Ramos die überaus angemessene rote Karte zu zeigen. Messi schien am Mund zu bluten, jedenfalls sagte Verteidiger Gerard Piqué das später, vor allem aber bebte er vor Zorn: Messi und Ramos standen Stirn an Stirn, bis sie doch entschieden, in die Kabine zu gehen.

Valverde findet die Antworten auf Reals Umstellungen

Nach der Pause schien Real Madrid das Tempo erhöhen zu wollen. Doch der FC Barcelona fand Gefallen daran, den Madrilenen den Ball zu verstecken, ohne selbst größere Gefahr zu entwickeln. Jedenfalls nicht vor dem gegnerischen Tor. Dann kam Real fast zum Ausgleich, dank einer Fahrlässigkeit von Rakitic, der im Strafraum den Ball auf Piqué zurücklegte. Den Schuss von Reals hochtalentierten Stürmer Vinicius aber fälschte Innenverteidiger Lenglet ab (60.).

Kurz zuvor hatte Reals Trainer Solari sein Team neu organisiert: Kroos musste für Federico Valverde weichen (56.); Marco Asensio kam für den abwesend wirkenden Bale (60.), der lange verfemte Isco kam für Casemiro und durfte damit erstmals nach einem Monat wieder spielen (75.). Barcelonas Trainer antwortete mit Arturo Vidal und Coutinho, die für Arthur und Dembélé kamen. Das Spiel verlor damit zwar nicht an Identität, aber schon an Struktur. Zu den spektakulärsten Szenen zählte ein ungeheuerliches Dribbling von Piqué zwei Meter vor der eigenen Torlinie, was illustrierte, wie sehr Barcelona gewillt war, mit dem Feuer zu spielen (83.). Es wäre fast ins Auge gegangen. Aber der wie schon am Mittwoch brillante ter Stegen parierte einen Gewaltschuss von Benzema. Das war die letzte nennenswerte Chance Madrids, die nun schon zum zehnten Mal in dieser Saison ohne eigenen Treffer blieben. "Wenn dir das Tor fehlt, ziehen die Dinge an dir vorbei", sagte Ramos, der in der Schlussphase den Arm auch gegen Vidal ausfuhr und den früheren Bayern-Profi am Hals traf. Ungesühnt, wie so oft.

Nun bleibt Real Madrid nur noch eine Titelchance - die Champions League, in der die Madrilenen seit mehr als 1000 Tagen herrschen. Am Dienstag muss der kontinentale Rekordmeister im Achtelfinale ein 2:1 gegen Ajax Amsterdam verteidigen - allerdings ohne Ramos, der eine Gelbsperre absitzt. Das ist zumindest für die körperliche Unversehrtheit der Niederländer nicht die schlechteste Nachricht.

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