1:1 zwischen Dänemark und Slowenien:Eriksens fast perfektes Comeback

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Spieler des Spiels: Christian Eriksen (Mitte) steht beim 1:1 seiner Dänen gegen Slowenien nicht nur wegen seines Treffers im Fokus. (Foto: Fabrice Coffrini/AFP)

Drei Jahre nach seinem Zusammenbruch trifft der 32-Jährige bei seiner EM-Rückkehr zur Führung – am Ende müssen sich seine Dänen mit einem 1:1 gegen Slowenien begnügen.

Von Maik Rosner, Stuttgart

Die 42. Minute lief am Sonntag im Spiel der Gruppe C zwischen Dänemark und Slowenien bei dieser Fußball-Europameisterschaft, und es war eine ausgesprochen gute Nachricht, dass nichts Besonderes passierte. Im Grunde wäre das nicht erwähnenswert – in diesem Fall, im Fall von Dänemarks Mittelfeldspieler Christian Eriksen, verhielt es sich genau umgekehrt.

Vor fast auf den Tag genau drei Jahren, am 12. Juni 2021, war Eriksen in der 42. Minute des ersten EM-Spiels der Dänen gegen Finnland wegen eines Herzstillstands plötzlich zusammengebrochen. Minutenlang wurde er damals auf dem Platz reanimiert. Teamkollegen und Fans auf den Rängen in Kopenhagens Parken-Stadion waren geschockt, viele Menschen weinten. Es waren Momente, in denen Eriksen dem Tod näher zu sein schien als dem Leben. Entsprechend groß war später die Erleichterung, als die Nachricht die Runde machte, dass Eriksen bei Bewusstsein und außer Lebensgefahr sei.

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Von der damaligen Dramatik blieb Eriksen bei seiner Rückkehr auf die EM-Bühne nun ebenso verschont wie das Publikum. Dafür hielt Dänemarks 1:1 (1:0) gegen Slowenien die Geschichte von Eriksens fast perfektem EM-Comeback bereit. Der 32-Jährige hatte die Führung mit seinem 42. Länderspieltor erzielt (17.) und mit seiner Leistung insgesamt all jene Kritiker widerlegt, die ihm nach seiner mäßigen Saison bei Manchester United nicht mehr zugetraut hatten, die Nationalelf zu führen. Jedenfalls reichte es für die Dänen nur zum Remis, weil Sloweniens Erik Janza noch ausglich (77.). „Dieses Mal ist meine Geschichte zum Glück eine ganz andere als bei der vergangenen EM“, sagte Eriksen, nachdem er als Spieler des Spiels ausgezeichnet worden war, „ich wäre natürlich noch viel besser gelaunt, wenn wenn wir gewonnen hätten.“

Eriksen belegt, warum ihn sein Trainer als „Herz“ in Dänemarks Team bezeichnet

Zunächst kam das Spiel wie ein Beleg daher, warum Dänemarks Trainer Kasper Hjulmand den Spieler Eriksen tatsächlich als das „Herz“ der Mannschaft bezeichnet hatte. „Er ist unser Rhythmus, er ist unser Mann auf dem Feld, der das Spiel diktieren kann“, hatte Hjulmand über Eriksen gesagt. Genauso war es nun. Eriksen gab den Takt als zentrale Figur der Dänen vor, als Spielmacher im offensiven Mittelfeld. Er verteilte Bälle mit Ruhe und Spielintelligenz, er schlug die Standards, lieferte Ideen und beteiligte sich mit Balleroberungen auch an der Defensivarbeit.

Allerdings waren die Slowenen schon früh gefährlich. Die erste Chance des Spiels verzeichneten sie, als Stürmer Benjamin Sesko von RB Leipzig mit seinem Rechtsschuss Dänemarks Tor knapp verfehlte. Kurz danach schlug dann Eriksen zu. Nach Alexanders Bahs Einwurf von der rechten Seite leitete Jonas Wind den Ball elegant mit der rechten Hacke weiter auf Eriksen, der den Ball von der Brust tropfen ließ und mit der Spitze seines rechten Fußes ins Tor schickte. „Wer sonst?“, titelte die dänische Boulevardzeitung B.T. Metro sogleich. Kurz vor der Halbzeit blieb ihm sein zweiter Treffer verwehrt, weil er mit zu viel Rücklage abschloss und damit über Sloweniens Tor.

Die Dänen versäumen es, ihre Chancen zu nutzen

Es blieb auch in der zweiten Halbzeit ein offenes Spiel, weil es die Dänen versäumten, ihre spielerische Überlegenheit trotz mehrerer Chancen in weiteren Ertrag zu überführen. Auch deshalb kam Slowenien zurück. Zunächst setzte Adam Gnezda Cerin einen Kopfball freistehend neben das Tor, dann traf Sesko mit einem wuchtigen Rechtsschuss den Pfosten, ehe Janza mit einem abgefälschten Linksschuss zum Ausgleich traf.

Eriksen stapfte nach dem Abpfiff wenig begeistert über das Feld, seine Stirn lag in Falten, man erkannte die Enttäuschung über den verpassten Auftaktsieg. Das Remis änderte jedoch wenig an seiner persönlichen, ziemlich perfekten Rückkehr auf die Bühne der Europameisterschaft. Seit 2022 spielt er wieder Fußball, nun mit einem Defibrillator, der ihm nach seinem Kollaps implantiert worden war. Im Grunde ist es schon wieder Routine geworden für ihn, auf dem Platz zu stehen, ob im Verein oder bei der Nationalmannschaft, mit der er auch an der WM in Katar Ende 2022 teilgenommen hatte. Doch erst jetzt, bei seinem EM-Comeback, konnte mit dem Trauma von 2021 wohl vollends abgeschlossen werden.

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