FC Bayern gegen PSG:Choupos großer Moment

Training FC Bayern München: Eric Maxim Choupo-Moting - Foto: Marco Donato/FC Bayern München *** Training FC Bayern Muni

Könnte nach Vorfreude aussehen: Eric Maxim Choupo-Moting im Abschlusstraining.

(Foto: FC Bayern München/Imago)

Die Rolle als hochveranlagter Ersatzmann hat Eric Maxim Choupo-Moting schon in Paris vorbildlich ausgefüllt. Pünktlich zum Spiel gegen seinen Ex-Klub ist er auch bei Bayern so wichtig wie nie.

Von Sebastian Fischer

Es wäre eine fast schon zu schöne Geschichte, wenn eine der größten Gelegenheiten in der Karriere des Fußballers Eric Maxim Choupo-Moting vom FC Bayern mit einer E-Mail zu tun hätte, die nicht beim Adressaten ankam. Einst, im Januar 2011, war es ein inzwischen berühmtes Fax gewesen, das 13 Minuten zu spät eintraf und die Laufbahn des Stürmers maßgeblich beeinflusste, weil sein beschlossener Wechsel vom Hamburger SV zum 1. FC Köln daran scheiterte. Nun, zehn Jahre Digitalisierung später, war es der Darstellung seines Vaters nach eine fehlerhafte Mail von Kameruns Fußballverband, die Choupo-Motings Teilnahme an den jüngsten Länderspielen gegen Kap Verde und Ruanda Ende März verhinderte.

Hansi Flick glaubt an Choupo-Moting

Kameruns Verband hat dieses etwas peinliche Szenario zwar schleunigst dementiert; Choupo-Moting sei vielmehr auch telefonisch nicht erreichbar gewesen. In jedem Fall war es aber nicht ganz unwichtig für den Stürmer, dass er stattdessen in der Länderspielpause in München trainierte. "Choupo hat 14 Tage Zeit gehabt, Kräfte zu sammeln", so erklärte Bayern-Trainer Hansi Flick am vergangenen Samstag beim 1:0 gegen Leipzig, warum er sich für den Angreifer in der Startelf entschieden hatte, als Ersatz für den verletzten Robert Lewandowski.

Nach dem für die Meisterschaft wegweisenden Sieg sagte unter anderem Torschütze Leon Goretzka: "Choupo" habe "gezeigt, dass wir uns auf ihn verlassen können". An diesem Mittwoch könnte er wieder als Sturmspitze auflaufen, gegen seinen ehemaligen Klub Paris Saint-Germain. Serge Gnabry, ein möglicher Konkurrent um den Platz im Angriff, wurde positiv auf Corona getestet.

Nun wäre es vermessen, die Teilnahme an einem Champions-League-Viertelfinale als Karrierehöhepunkt für Choupo-Moting darzustellen. Schließlich stand er in der vergangenen Saison schon mit Paris im Finale gegen die Bayern, und im Viertelfinale hatte er mit einem Tor gegen Atalanta Bergamo zum 2:1 in der Nachspielzeit als Einwechselspieler einen großen Teil dazu beigetragen. Doch immerhin ist der 32-Jährige nun fürs Erste, bis der als unersetzlich geltende Lewandowski seine Bänderdehnung auskuriert hat, ein dringend benötigter Ersatz für den Weltfußballer.

Als der gebürtige Hamburger im vergangenen Oktober von Sportvorstand Hasan Salihamidzic als einer von vier kurz vor Transferschluss erworbenen Zugängen präsentiert wurde, war vor allem von seinen hervorragenden integrativen Fähigkeiten die Rede gewesen, die er auch in Paris bewiesen hatte, wo er sich mit allen Ausnahmekönnern gut verstand. In München, so nahm mancher skeptisch an, würde die vorrangige Aufgabe des früheren Angreifers von Mainz 05 und Schalke 04 darin bestehen, keine schlechte Laune zu bekommen, wenn sich Lewandowski erwartungsgemäß weigern würde, Pausen einzulegen.

Zu seinen herausragenden Fähigkeiten gehört das Teambuilding

Dass er auch beim FC Bayern zum Teambuilding beiträgt, war seitdem des Öfteren zu beobachten. Das jüngste Beispiel war der Torjubel von Serge Gnabry beim 4:0 gegen den VfB Stuttgart im März: Der Nationalspieler lief zur Bank und führte dort einen choreografierten Tanz mit dem Auswechselspieler Choupo-Moting auf. Es sind im Fußball mitunter ja solche Rituale, in denen sich ein funktionierendes Gruppengefüge andeutet. "Choupo", sagte am Dienstag Trainer Hansi Flick, sei "enorm wichtig, weil er einfach ein guter Typ ist und die Mannschaft ein bisschen vereint".

Allerdings hatte es schon in Paris, in einer Kabine voller Eitelkeiten, nicht nur mit seiner sympathischen Art zu tun, dass er sich den Respekt der Kollegen verdiente. Thomas Tuchel, einst schon sein Coach in Mainz, hatte den 2018 ablösefreien Angreifer keineswegs nur als Sozialarbeiter zu PSG gelotst, sondern auch als fußballerisch edlen Reservisten. Und Tuchel sah seinen Plan unter anderem beim Rondo aufgehen, dem Kreisspiel im Training: Hochbegabte wie Neymar und Kylian Mbappé wollten Choupo-Moting dabei haben, weil sie in ihm einen ebenfalls technisch hochveranlagten Spieler erkannten. Seit jeher ist der 1,91 Meter große Angreifer auch als Dribbler auf dem Flügel einsetzbar.

"Choupo", sagte Flick nun, habe es "als Back-up" in den vergangenen Monaten schwergehabt. Aber anders als bei den aus verschiedenen Gründen umstrittenen übrigen drei Oktober-Verpflichtungen, Marc Roca, Bouna Sarr und Douglas Costa, galt der ablösefreie Transfer von Choupo-Moting schon länger als gelungener Zug von Sportvorstand Hasan Salihamidzic. Waren seine Einsätze auch eher kurz und selten, schoss der Stürmer immerhin ein Bundesligator und erzielte zwei Champions-League-Treffer. Die Chancen sollen nicht schlecht stehen, dass sein Einjahresvertrag noch mal verlängert wird.

Zuvor ist er aber nun noch mindestens "rund vier Wochen" besonders gefragt. So lange, also bis nach dem Viertelfinal-Rückspiel, droht Lewandowski nach Klubangaben auszufallen. Gegen Paris hat Choupo-Moting auch die Aufgabe des Experten, mit dem Flick seine Gegner-Analyse überprüft, wie er am Dienstag sagte. Und dass es der Trainer versteht, Spieler gegen ihren Ex-Klub besonders zu motivieren, weiß man aus dem Finale im August. Siegtorschütze Kingsley Coman lief in seiner Jugend für PSG auf.

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