Chinesische U20:Konter der Volkszeitung

Chinas Parteiorgan verschärft den Ton in der Regionalliga-Affäre: "Die Verantwortlichen auf der deutschen Seite sollten sich schämen für ihr Verhalten."

Von Kai Strittmatter, Peking

Jetzt steigt auch die Volkszeitung in den Ring: Die deutsche Seite solle sich "schämen" für ihre Rolle in dem Eklat um die verpatzte Trainingsrunde der chinesischen U20-Mannschaft in einer deutschen Fußball-Regionalliga, schrieb das Pekinger Blatt am Montag. Der scharfe Kommentar des offiziellen Organs der Kommunistischen Partei Chinas ist der vorerst jüngste Akt in dem Fußballtheater, das mit einem Mal politisch wurde. Der chinesische Fußballverband CFA gab zudem bekannt, er hole seine U20-Spieler zurück: "Wir haben die Rückreise der Mannschaft nach Hause organisiert."

Ursprünglich sollte Chinas U20-Auswahl eine Reihe von Testspielen gegen Mannschaften aus der Regionalliga Südwest bestreiten. Schon beim ersten Spiel gegen den TSV Schott Mainz am 18. November war es dann zur Spielunterbrechung und zum Protest der Chinesen gekommen, weil einige Zuschauer auf der Tribüne Tibet-Fahnen ausgepackt hatten. Chinas Mannschaft weigerte sich, weiterzuspielen, solange die Fahnen zu sehen waren. Der DFB entschied daraufhin am Ende voriger Woche, die geplanten weiteren Spiele erst einmal nicht auszutragen. Öffentlich stellte sich der DFB hinter die in Deutschland geltende Meinungsfreiheit, der Sprecher des chinesischen Außenministeriums seinerseits forderte die deutsche Seite auf, Chinas Haltung zu Tibet zu "respektieren".

Die englische Ausgabe der Volkszeitung nannte die Vorkommnisse in Deutschland "eine Ohrfeige" für das chinesische Team, die chinesische Ausgabe verglich die Unterstützung für die Sache Tibets gar mit der Unterstützung für den Nationalsozialismus. Die Volkszeitung ist die Parteizeitung der KP und als solche die Stimme mit der höchsten politischen Autorität in Chinas Propaganda- und Presselandschaft. Die Zeitung schrieb, es sei "unglaublich", dass der Spielabbruch und die Proteste der chinesischen Seite in Deutschland als "Angriff auf die Meinungsfreiheit" dargestellt worden seien. "Geradezu absurd" sei es gewesen, dass die DFB-Verantwortlichen nicht ausschließen konnten, dass die Tibet-Flaggen bei künftigen Spielen wieder auftauchen könnten. "Tibet ist seit Alters her ein Teil Chinas", schrieb die Zeitung: "Die Verantwortlichen auf der deutschen Seite sollten sich schämen für ihr Verhalten, das eines Gastgebers nicht würdig war."

Auch die deutschen Medien bekamen eine Breitseite ab, namentlich FAZ und SZ. Die deutsche Presse habe nicht nur versäumt, "ernsthaft ihr Tun zu reflektieren, sondern im Gegenteil noch den Spieß umgekehrt" und "komplett ignorant und voreingenommen" China kritisiert. Es gebe Grenzen auch für die Meinungsfreiheit, findet die Volkszeitung: "Oder deckt sie in Deutschland etwa auch Unterstützung für Nazis?"

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