Chinas Fußballnachwuchs in Regionalliga:Es geht immer noch absurder

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Jubeln chinesische Fans bald in der deutschen Regionalliga Südwest? Marketing könnte das möglich machen. (Foto: dpa)

Die U20 von China soll in der deutschen Regionalliga starten. Das mag vielen Fans seltsam erscheinen - aber das interessiert den Fußball ja nicht.

Kommentar von Sebastian Fischer

Nun, da demnächst Chinesen gegen deutsche Regionalligisten antreten werden, sollte man unbedingt an die Blütezeit des Fußball- Mäzens Hans Viol aus Bonn erinnern, der eine ähnliche Idee bereits im vergangenen Jahrtausend hatte. Viol, ein Unternehmer in der profitablen Granit- und Natursteinbranche, hatte 1999 genug von der chronischen Erfolglosigkeit des von ihm alimentierten Bonner SC in der Oberliga Nordrhein. Deshalb beschloss er, die kubanische Nationalmannschaft zu verpflichten. Und zwar: die ganze.

An einem Mittwoch im April vermeldeten die Nachrichtenagenturen die Landung der "Kicker von der Zuckerinsel" auf dem Köln-Bonner Flughafen, sie berichteten auch von Viols diplomatischem Geschick: Er werde regelmäßig Fanartikel nach Havanna schicken, im Gegenzug sollten die Kubaner den gegnerischen Amateuren Knoten in die Beine dribbeln. Leider scheiterte der Plan an ein paar Spielberechtigungen, außerdem legte der Deutsche Fußball-Bund sein Veto ein. Das war den Funktionären dann doch zu absurd. Im Jahr 2017 jedoch ist im Fußball nichts zu absurd.

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Die Vorfreude auf die Gäste aus China ist in der vierten Liga groß

Die U 20-Nationalmannschaft Chinas wird künftig, vorbehaltlich einer Managertagung am 11. Juli, in der deutschen Regionalliga Südwest mitspielen, zur Vorbereitung auf die Olympischen Spiele 2020 in Tokio. Allerdings, das ist ein Unterschied zu den Kubanern in Bonn, unter eigener Flagge - und außerhalb der Wertung, denn es wird der jeweils spielfreie der 19 Südwest-Regionalligisten auf Freundschaftsbasis gegen die Chinesen antreten. Der andere, gravierendere Unterschied besteht darin, dass es im Austausch um mehr Fanartikel geht, als sie der Bonner SC in seiner Klubgeschichte produziert hat - und um noch wertvollere Fernsehverträge. Ende 2016 haben DFB, Deutsche Fußball-Liga und Vertreter der chinesischen Regierung einen Kooperationsvertrag über fünf Jahre unterzeichnet. Der deutsche Fußball nimmt nicht nur das Geld aus Vermarktungs- Offensiven in Asien für sein Premiumprodukt Bundesliga; er gibt nun auch.

Die Chinesen, von Fußball-Euphorie gepackt, bauen pompöse Nachwuchsinternate, nur fehlt es hie und da noch am Sachverstand. Deshalb ist der chinesische Markt erst mal zur Fortbildung zu Besuch, bevor er demnächst erobert wird. Man könnte den Kulturwandel kritisch sehen, wie es mancher Fan tut, der bald ein DFB-Pokalfinale in Shanghai fürchtet. Doch Kritik am Geschäft gilt 2017 natürlich als völlig naiv. Nein, wieso? Es profitieren ja alle ganz wunderbar davon, von Trier bis Tianjin!

Die Regionalligisten sollen für zwei Spiele gegen die Chinesen zwischen 15 000 und 20 000 Euro erhalten, und sie wittern innovative Vermarktungswege, heißt es. Womöglich werden in Guangzhou bald Wormatia-Worms-Trikots verkauft, passenderweise ist das Wappentier ja bereits ein Drache. Und ist es nicht die rührende die Idee des Sports, Völker zu verbinden? Damals, 1999, verliebten sich die Kubaner Vladimir Alejo und Yomber Aguado in Bonn. Sie blieben da.

© SZ vom 23.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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