Süddeutsche Zeitung

Trauerfeier für Neonazi:Chemnitzer FC stellt Strafanzeige gegen unbekannt

  • Der Chemnitzer FC hat nach der Gedenkminute für einen toten Neonazi bei der Staatsanwaltschaft Chemnitz Strafanzeige erstattet.
  • Der Klub sieht den Anfangsverdacht der "schwerwiegenden Nötigung" gegeben. Es hätten "massive Ausschreitungen" gedroht.
  • Zudem seien Rechtsextreme an diesem Tag extra nach Chemnitz gereist.

Der Chemnitzer FC hat nach der umstrittenen Trauerbekundung für einen toten rechtsextremen Fan Strafanzeige gestellt. Das teilte der Fußball-Regionalligist am Montag mit. Die Anzeige richtet sich "gegen unbekannt wegen aller in Betracht kommenden Delikte". Der Verein sicherte den Ermittlungsbehörden vollständige Unterstützung zu.

Vor der Partie am Samstag gegen die VSG Altglienicke (4:4) hatte es eine Trauerbekundung für den gestorbenen Thomas Haller gegeben. Dabei wurde auf der Video-Leinwand dessen Porträt eingeblendet, zudem wurde eine Art Schweigeminute abgehalten, ein schwarzes Kreuz und ein Transparent waren ausgerollt worden, wie TV-Bilder zeigen. Zudem hatten schwarz gekleidete Fans in der Südkurve eine Pyro-Show in Rot und Weiß gezündet.

"Nach Aussagen der zuständigen Mitarbeiter 'drohten massive Ausschreitungen'", betonte nun Klaus Siemon, der Insolvenzverwalter des Chemnitzer FC. "Dieser Umstand begründet zumindest den Anfangsverdacht für eine schwerwiegende Nötigung, der von den zuständigen Ermittlungsbehörden aufzuklären ist. In der Sache ist damit ein schwerer Landfriedensbruch gemäß Paragraf 125 StGB angedroht worden, was für die Verantwortlichen des CFC nicht hinnehmbar ist", erklärte Siemon. In einer ersten Stellungnahme bezeichnete der Verein die gemeinsame Trauer noch als "Gebot der Mitmenschlichkeit". In dieser Mitteilung hieß es auch noch, Fans und Hinterbliebene hätten um die Gedenkminute gebeten.

Nun heißt es, es soll geklärt werden, wie es geschehen konnte, "dass auf der Südtribüne die Verwendung der sonst üblichen Fahnen von bis zu 99 Fanclubs unterbunden wurde, diese Fahnen zum Teil offenbar abgehängt wurden und eine sonst nicht übliche Choreografie durchgeführt wurde", schreibt der Klub. Es sollen Erkenntnisse vorliegen, dass einschlägig bekannte Personen aus der rechtsextremen Szene für diesen Tag aus anderen Städten nach Chemnitz und Sachsen gereist seien.

Am Tag nach den Vorkommnissen hatte der Kaufmännische Geschäftsführer Thomas Uhlig mit sofortiger Wirkung alle Ämter niedergelegt. Er habe in seiner Funktion die Verantwortung für die Spieltage des CFC und dessen Begleiterscheinungen, hatte er in einer Mitteilung gesagt.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4362622
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
Sz.de/dpa/schm
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.