Premier League:Warum Chelsea die Transfersperre verschmerzen kann

FC Chelsea - Pressekonferenz und Training

Chelsea-Trainer Maurizio Sarri (l.) und Angreifer Gonzalo Higuain, der im Winter von Juventus Turin kam.

(Foto: dpa)
  • Der Weltfußballverband Fifa belegte den FC Chelsea mit einer Transfersperre. Erst im Sommer 2020 darf Chelsea wieder Spieler verpflichten.
  • In 29 Fällen sollen die Londoner bei internationalen Transfers und Anmeldungen von minderjährigen Spielern gegen Regeln verstoßen haben.
  • Doch der FC Chelsea kann diese Sperre besser wegstecken als fast jeder andere Klub dieser Welt.

Von Johannes Kirchmeier

Man kann diesem Londoner Fußballklub zumindest nicht vorwerfen, dass er sich nicht vorbereitet hätte auf die Situation, die ihn am Freitag ereilte. Am 23. Januar verpflichtete der FC Chelsea den Mittelstürmer Gonzalo Higuain von Juventus Turin. Der Argentinier wurde für ein halbes Jahr ausgeliehen - mit einer interessanten Klausel: Die Londoner könnten ihn im Sommer fest verpflichten oder ihn, wenn sie denn müssen, noch einmal ein Jahr lang ausleihen. Drei Wochen zuvor holte Chelsea bereits Christian Pulisic von Borussia Dortmund, für sagenhafte 64 Millionen Euro. Der 20-jährige Flügelstürmer wurde allerdings noch einmal ein halbes Jahr an den BVB verliehen. Erst zum 1. Juli 2019 spielt er an der Stamford Bridge.

Viele sahen darin einen Transfercoup der Dortmunder. Doch am Ende könnte es vielleicht sogar ein vorzüglicher Coup des FC Chelsea gewesen sein. Schon seit September 2017 wussten die Klubbosse, dass der Weltfußballverband Fifa gegen sie ermittelt. Am vergangenen Freitag dann belegte dieser den Verein mit einer Transfersperre - erst im Sommer 2020 darf Chelsea wieder Spieler verpflichten. In 29 Fällen sollen die Londoner bei internationalen Transfers und Anmeldungen von minderjährigen Spielern gegen Regeln verstoßen haben. Chelsea bekam 90 Tage Zeit, die Angelegenheiten der betroffenen Jugendlichen zu regeln. Der Verein will die Entscheidung "kategorisch anfechten".

Was andere Vereine eiskalt trifft, können die Londoner verschmerzen

Die Fifa berief sich auf Artikel 19, wonach ein Spieler nur international transferiert werden darf, wenn er mindestens 18 Jahre alt ist, innerhalb Europas muss er immerhin 16 Jahre alt sein. Bei Verstößen gegen die entsprechenden Statuten spricht die Fifa meist harte Strafen aus. Auch der FC Barcelona, Atlético und Real Madrid wurden schon mit Transfersperren sanktioniert.

Was andere Vereine eiskalt treffen könnte, darüber sind natürlich auch die Londoner nicht erfreut. Doch sie können diese Sperre besser wegstecken als fast jeder andere Klub dieser Welt. Denn auch wenn im Sommer kein offizieller Zugang kommen darf, verfügt Chelsea über insgesamt 41 potenzielle Zugänge aus Europa und Südamerika.

Der flinke Flügelflitzer Pulisic ist ja nur der Anfang. Seit Jahren ist Chelsea zum Leihhaus des europäischen Fußballs geworden, sie haben auf Ihrer Homepage sogar eine eigene Rubrik, wenn man sich den Kader ansehen möchte - sie heißt "On loan", zur Leihe. Im Sommer werden neben vielen 18- und 19-Jährigen vier Spieler zurückkommen, die sofort weiterhelfen können: Mittelstürmer Michy Batshuayi (Crystal Palace), Innenverteidiger Kurt Zouma (FC Everton) sowie die großen Talente Kenedy (Mittelfeld, Newcastle United) und Ola Aina (Außenverteidiger, FC Turin). Zudem wird der 21-jährige englische Nationalspieler Tammy Abraham (Aston Villa) zurückerwartet, er könnte zuvor noch Torschützenkönig in Englands zweiter Liga werden.

Die Transfersperre könnte Chelsea am Ende zupasskommen

Zudem gibt es da ja noch einen bisher eher verschmähten 18-jährigen Außenstürmer im Kader, für den der FC Bayern Münchner im Januar angeblich rund 40 Millionen Euro zahlen wollte: Callum Hudson-Odoi. Im Januar wirkte es noch so, als hätte der FC Bayern den Klub mit seiner Offerte erst darauf hingewiesen, dass sich ein Fußballerjuwel in seinem Besitz befindet. Nun dürfte es auch im Sommer schwer werden für die Bayern, Hudson-Odoi zu verpflichten, weil auch der Stellenwert des Hochtalentierten im Klub wächst. Nach dessen Tor in der Europa League am Donnerstag sagte Trainer Maurizio Sarri: "Ich glaube, dass wir ihn genau richtig einsetzen. Aus 20 Einsätzen in dieser Saison werden 30 in der nächsten und 40 in der übernächsten." Auch wenn man hierbei anmerken muss, dass Hudson-Odois Vertrag aktuell nur bis 2020 läuft - und dass die Zukunft von Trainer Sarri in London fraglich ist.

Während FCB-Sportdirektor Hasan Salihamdzic im Winter öffentlich noch offensiv um Hudson-Odoi geworben hatte, äußert er sich nun verhalten: "Da kann ich nichts dazu sagen. Es ist, glaube ich, auch keine Zeit dafür, jetzt über Transfers zu reden", sagte er am Samstag bei Sky. Bereits an diesem Sonntag könnte Hudson-Odoi zu seinem nächsten Einsatz kommen, im League-Cup-Finale gegen Manchester City (17.30 Uhr).

Salihamidzic weiß natürlich auch, dass die Transfersperre eine unverhoffte Chance sein könnte für die hoffnungsvollen Jungen in London. Die U18 des Klubs wurde zuletzt zweimal Meister und fünfmal englischer Jugend-Pokalsieger in Serie, jeweils einmal war auch der U17-Weltmeister Hudson-Odoi beteiligt. Vielleicht wirkt es für den Klub also mal reinigend, wenn er nicht so viel tauscht. Die einst großen, aber von Chelsea immer wieder verliehenen beiden belgischen Talente Kevin De Bruyne und Thorgan Hazard zum Beispiel brillieren nun bei Manchester City respektive Borussia Mönchengladbach. Was sicher nicht im Sinne des Leihhaus-Erfinders war.

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Dem Klub wird vorgeworfen, er habe die Transferregeln bei Jugendlichen verletzt. Nun darf er zwei Perioden lang keine Spieler verpflichten. Das könnte die Pläne des FC Bayern um Callum Hudson-Odoi zerschlagen.

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