Werner und Havertz bei Chelsea:"So große, schwere, massive Verteidiger"

FC Chelsea: Timo Werner beim Premier-League-Debut gegen Brighton & Hove Albion

Feierte ein eher schmerzhaftes Debüt beim FC Chelsea: Timo Werner (rechts).

(Foto: dpa)

Die deutschen Nationalspieler erleben bei ihrem Debüt für Chelsea, wie es ist, auf der Insel zu spielen: Timo Werner hat Schmerzen, holt aber einen Elfmeter raus. Kai Havertz bleibt blass.

Von Sven Haist, London

Die Offensivspieler des FC Chelsea beobachteten sich erst mal gegenseitig. Keiner schien sicher zu sein, wer gegen Brighton & Hove Albion die Verantwortung für den ersten Elfmeter der Saison übernehmen sollte. Der Brasilianer Willian, bisher der etatmäßige Strafstoßschütze des Teams, ist zum Stadtrivalen Arsenal gewechselt. Für den Status der neuen Nummer eins am Elfmeterpunkt hätten die beiden deutschen Nationalspieler Timo Werner und Kai Havertz bei ihrem Pflichtspieldebüt für Chelsea gute Argumente gehabt. Mit einem zackigen Antritt holte zuvor der frühere Leipziger Werner den Strafstoß für die Londoner heraus, nach einem Foul von Torwart Ryan - und Havertz hatte zuvor jeden seiner sieben Elfmeter für Bayer Leverkusen verwandelt.

Doch Werner und Havertz hatten das Nachsehen, sie mussten sich in der internen Hierarchie dem stellvertretenden Kapitän Jorginho unterordnen. Damit verpassten die teuren Zugänge aus Deutschland, geholt für insgesamt rund 150 Millionen Euro, die Gelegenheit, ihren Einstand direkt mit einem Treffer aufzuwerten.

Als Entschädigung gab es für Werner, 24, und Havertz, 21, mit dem 3:1 an der Südküste in Brighton den ersten Sieg im ersten Ligaspiel mit ihrem neuen Verein. Mit seinem souverän in die linke Ecke verwandelten Elfmeter brachte Jorginho den Punktgewinn auf den Weg (23.); Reece James (56.) und Kurt Zouma (66.) packten weitere Tore drauf nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich durch Leandro Trossard (54.). Nach Manchester United und Arsenal ist Chelsea nun der dritte Verein in der Historie der Premier League, der die 2000-Punkte-Marke passiert hat. "Im ersten Saisonspiel geht es einzig darum zu gewinnen. Dafür haben wir einige Dinge gut gemacht, aber wir werden noch besser werden", sagte Chelseas Trainer Frank Lampard.

"Das Knie des Torwarts hat meinen Muskel getroffen"

Das klare 3:1 täuschte über das ereignisarme, insgesamt schwache Spiel hinweg, in dem sich Lieblingsgegner Brighton als mindestens ebenbürtig erwies - bis Werner der Abwehr nach einem haarsträubenden Fehlpass am Strafraum entwischte. Die Szene deutete seine Handlungsschnelligkeit und seinen Torjägerinstinkt an, zudem repräsentierte die Szene jene rigorose Gangart, die Werner von seinen Gegnern auf der Insel erwarten muss. Ein Eisbeutel am rechten Knie wies nach dem Spiel auf den Schlag hin, den er bei der Elfer-Szene kassiert hatte. "Das Knie des Torwarts hat meinen Muskel getroffen, der hart wurde. Es hat sehr wehgetan, ich konnte einige Bewegungen nicht mehr machen", sagte Werner: "Ich habe noch nie gegen drei so große, schwere, massive Verteidiger gespielt. So etwas gibt es in Deutschland nicht."

An seiner Spritzigkeit war zu erkennen, dass er im Gegensatz zu den Mitspielern, deren Vorbereitung durch Chelseas Teilnahme am Champions-League-Endspurt beeinträchtigt war, im Juli einen Monat Urlaub hatte - und danach sieben Wochen Zeit, um sich in Form zu bringen. Nur neun Tage standen Landsmann Havertz nach seinem Wechsel zur Akklimatisation in London zur Verfügung. Und so spielte er auch: noch ohne Bindung und Energie, eingeengt im rechten Mittelfeld. In der 80. Minute wurde Havertz entkräftet ausgewechselt. Die englische Presse hielt dies nicht davon ab, gewohnt scharf zu urteilen. Die Sun schrieb, Havertz habe kein erinnernswertes Debüt geliefert - wohingegen "Turbo Timo" laut Telegraph "sofort eingeschlagen" habe. Lampard glaubt, beide könnten für Chelsea "große Spieler" werden.

Auf den Einsatz weiterer Zugänge verzichtete der Coach in dieser Partie. Der marokkanische Spielmacher Hakim Ziyech hat Knieprobleme, Linksverteidiger Ben Chilwell und der neue Abwehrchef Thiago Silva haben noch Trainingsrückstand. Am Sonntag trifft Chelsea im ersten Heimspiel auf Meister Liverpool. Ob es dann klappt für Werner mit seinem ersten Tor? "Es wird noch schwerer", sagt er, "aber ich versuche es."

Zur SZ-Startseite
LONDON ENGLAND SEPTEMBER 01 Crystal Palace chairman Steve Parish arrived for the Premier League

SZ PlusCrystal Palace in der Premier League
:"Niemand besitzt Vereine für immer"

Miteigentümer Steve Parish erklärt, warum auch Underdogs wie Crystal Palace in der Premier League Spaß haben können - und wieso Liverpool und Chelsea eine schwere Saison bevorsteht.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: