Chelsea gegen Liverpool:Ein Traumtor stört die Ruhe in Edens Garten

Premier League - Chelsea v Liverpool

Da kann Kepa nur staunen: Liverpools Daniel Sturridge (nicht im Bild) macht mit einem Traumtor das 1:1 für Liverpool gegen Chelsea.

(Foto: John Sibley/Reuters)
  • Der FC Chelsea spielt in der Premier League 1:1 gegen den FC Liverpool.
  • Die Architekten dieses wahnwitzig schnellen und attraktiven Spiels - die Trainer Maurizio Sarri und Jürgen Klopp - beglückwünschten sich nach dem Schlusspfiff gegenseitig.
  • Pep Guardiola und Manchester City führen die Tabelle nach dem siebten Spieltag an, punktgleich mit dem FC Liverpool und mit zwei Punkten Vorsprung vor dem FC Chelsea.

Von Felix Haselsteiner

Maurizio Sarri gilt als äußerst intelligenter Trainer. Umso eindrucksvoller waren die Aussagen, die er vor dem Spitzenspiel gegen den FC Liverpool tätigte. Sarri, 59, zeigte sich verwundert über ein Phänomen, das den FC Chelsea in den letzten Jahren begleitet hat. "Die Geschichte dieses Vereins ist ein wenig komisch", sagte Sarri und bezog sich dabei vor allem auf die jüngere Vergangenheit.

87 Punkte holte Chelsea in der Saison 2014/15, wurde Meister. Im Jahr darauf waren es nur 50 Punkte, was Platz zehn bedeutete. Es folgte ein Trainerwechsel, der zur Spielzeit 2016/17 erst 93 Punkte einbrachte - und in der vergangenen Saison dann aber wieder deutlich weniger, nämlich 70. "Ich muss immer noch verstehen, wie das möglich war", sagte Sarri. Er deutete an, dass es an dieser englischen Liga liegen müsse, die manchmal schwer zu begreifen ist und in die er mit dem FC Chelsea dennoch hervorragend gestartet ist. Auch wenn er sie vielleicht noch nicht komplett versteht.

Jürgen Klopp, der sich vom knurrigen Kettenraucher Sarri nicht nur in puncto Zigarettenkonsum unterscheidet, ist da schon weiter. In seiner vierten Saison als Trainer des FC Liverpool hat er den englischen Fußball verstanden, mindestens. Manches deutete in den letzten Wochen, in denen die Reds so famos und ungeschlagen in die Premier League gestartet sind, daraufhin, dass Klopp diese Liga durchschaut hätte. Und dass er sie mit seiner Mannschaft daher möglicherweise dominieren könnte.

Am Samstagabend trafen nun diese beide Trainer in einem Duell aufeinander, das 1:1 (1:0) endete und zwei wesentliche Erkenntnisse lieferte: Weil der FC Chelsea sich anschickt, eine sehr gute Saison zu spielen und weil der FC Liverpool charakterstärker ist als in den letzten Jahren ist der Meisterschaftskampf in England ausgeglichener als noch im vergangenen Jahr - und äußerst hochklassig.

Auch am Samstag rückte Eden Hazard wieder in den Fokus

Zeuge dieser wahrlich beeindruckenden Klasse wurden 41000 Zuschauer an der Londoner Stamford Bridge, die die Kulisse für ein Wiedersehen unter stark veränderten Bedingungen lieferte: Bereits unter der Woche hatten sich beide Klubs in der dritten Runde des Ligapokals getroffen. In Anfield liefen beide noch mit einer besseren B-Elf auf - sowohl Klopp als auch Sarri wollten sich nicht allzu sehr in die Karten schauen lassen. Entschieden wurde die Pokalpartie durch eine Einzelaktion des derzeit vielleicht formstärksten Spielers der Liga: Eden Hazard.

Es dauerte 25 Minuten bis der Belgier wenige Tage nach seinem Sololauf durch die Abwehr der Reds erneut in den Fokus rückte. Hazard leitete den Führungstreffer des FC Chelsea am Samstag im zentralen Mittelfeld selbst ein, dann setzte ihn Mateo Kovacic mit einem Schnittstellenpass in Szene. Hazard entwischte Innenverteidiger Joe Gomez und schloss den besten Angriff der ersten Halbzeit mit einem präzisen Schuss ins lange Eck ab. Spätestens mit dieser Aktion wurde klar, warum die Stamford Bridge derzeit als "The Garden of Eden" bekannt ist, als der Garten von Eden.

Liverpools Ausgleich verdiente sich das Prädikat "Traumtor"

Für die einzige Ruhestörung auf Hazards Grundstück sorgte in der ersten Halbzeit der ehemals formstärkste Spieler der Premier League: Liverpools Mohamed Salah. Innenverteidiger Antonio Rüdiger klärte den Abschluss des Ägypters gerade noch auf der Linie (32.). Abseits dieser Aktion dominierte Chelsea eine temporeiche und attraktive Partie über weite Strecken. Vor allem das Dreier-Mittelfeld aus Kovacic, Jorginho und N'Golo Kanté ließ Liverpool kaum zu Chancen kommen, überhaupt herrschten in Edens Garten die zentralen Mittelfeldspieler vor, weil sie die Mitte absicherten: Die große Mehrheit der Torchancen entstand über die Außenpositionen.

Ein Trend, der sich auch in der zweiten Halbzeit fortsetzte. Klopp schickte seine ohnehin schon hoch attackierende Mannschaft mit noch mehr Aggressivität aus der Kabine, doch Liverpool brauchte eine knappe Viertelstunde, um aus der nun gewonnenen Dominanz Chancen zu kreieren: In der 58. Minute hätte Sadio Mané den Ausgleich erzielen können, er scheiterte jedoch aus kurzer Distanz am starken Torwart Kepa. Die beiden Schlussmänner spielten zunehmend die Hauptrollen, Liverpools Allison klärte in der 64. Minute im Eins-gegen-Eins gegen Hazard, was fast schon als eine Art Majestätsbeleidigung aufgefasst werden konnte.

Liverpool erzielte den Ausgleich schließlich auf eine Art und Weise, die dem Kombinationsreichtum der 90 Minuten zwar nicht gerecht wurde, sich dennoch das Prädikat "Traumtor" verdiente: der eingewechselte Daniel Sturridge traf in der 89. Minute aus gut 25 Metern ins Kreuzeck und sorgte so für ein gerechtes Unentschieden, das entsprechend aufgefasst wurde.

Die Architekten dieses wahnwitzig schnellen und attraktiven Spiels beglückwünschten sich nach dem Schlusspfiff gegenseitig. Jürgen Klopp und Maurizio Sarri umarmten sich, sie lachten und vermutlich tat es ihnen ein weiterer Premier-League-Trainer gleich: Pep Guardiola und Manchester City führen die Tabelle nach dem siebten Spieltag an, punktgleich mit dem FC Liverpool und mit zwei Punkten Vorsprung vor dem FC Chelsea.

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