Abschied von Boateng und Alaba:Bayerns Achse bricht

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Zwei gehen, einer bleibt: Die Münchner Verteidiger: Boateng, Hernández und Alaba. (Foto: Franck Fife/AFP)

Das Ausscheiden in Paris ist das letzte Champions-League-Spiel von David Alaba und Jérôme Boateng für Bayern. Ihr Abschied sagt viel über die absehbare Trennung von Trainer Hansi Flick.

Kommentar von Sebastian Fischer

Am Ende erinnert man sich gerne noch mal an den Anfang, in diesem Fall an einen unspektakulären Abend in der Münchner Arena. 2:0 gewann der FC Bayern im November 2019 sein Champions-League-Gruppenspiel gegen Olympiakos Piräus, es war das Debüt von Hansi Flick als Interims-Cheftrainer nach der Entlassung von Niko Kovac, und es war die Premiere für die berühmte Mittelachse der Mannschaft zwischen Torwart Manuel Neuer und Robert Lewandowski: David Alaba, davor Joshua Kimmich und Thomas Müller. Diese Achse war maßgeblich daran beteiligt, dass die Münchner von 18 Champions-League-Spielen unter Flick nur eins verloren. Doch diese Achse wird es nun auf internationaler Bühne nie mehr geben. Und in dieser Bestandsaufnahme stecken viele Erklärungsansätze für die Gesamtsituation beim deutschen Rekordmeister.

Die beiden Viertelfinals gegen Paris, 2:3 im Hinspiel und 1:0 im Rückspiel, zeigten zunächst mal, wie unverzichtbar besagte Achse weiterhin ist. Hinten hielt Neuer besonders im Rückspiel herausragend gegen den herausragenden Neymar. Vorne fehlte Lewandowski, auch wenn für ihn der zweimalige Torschütze Eric Maxim Choupo-Moting vorbildlich einsprang. Außerdem war es dem Spiel in Paris anzumerken, dass Abwehrchef Alaba in Abwesenheit des verletzten Leon Goretzka neben Kimmich ins Mittelfeld vorrücken musste. Bei seinem letzten Champions-League-Auftritt in bald zwölf Jahren als Bayern-Profi spielte der Österreicher nicht mehr da, wo ihn sein Trainer am stärksten sieht.

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Von Martin Schneider

Boatengs Leistung passt zur trotzigen Stimmung

Hansi Flick, so kompliziert das bei den finanziellen Vorstellungen des Spielers wohl geworden wäre, hätte den im Sommer davonziehenden Alaba gerne behalten, ebenso wie den Spanier Thiago im Sommer zuvor. Genau wie er nur ungern sah, dass der Klub den Vertrag von Alabas Nebenmann Jérôme Boateng nun auslaufen lässt. Das ist die vereinspolitische Dimension des Achsenbruchs, die zum großen Abschiedsthema dieser Tage führt, dem möglichen Ende von Flicks Zeit im Klub im Sommer, das er nun so deutlich angedeutet hat wie nie zuvor.

Sein für die drohende Trennung maßgeblicher Streit mit Sportchef Hasan Salihamidzic handelt nicht nur, aber zu einem Großteil von der unterschiedlichen Bewertung einzelner Spieler und der Mitsprache, die der Trainer in Fragen der Kaderplanung einfordert. Dass sich Boateng, 32, gegen das wohl beste Sturmduo der Welt, Neymar und Kylian Mbappé, noch mal zu einer Weltklasse-Leistung aufschwang, passte zur trotzigen Stimmung, die sich in der Bayern-Kabine als Reaktion auf das seifenopernartige Treiben rundherum entwickelt zu haben scheint. Von seinem beschlossenen Abschied, so heißt es, soll Boateng von Salihamidzic kurz vor dem Hinspiel erfahren haben. Zehn Jahre im Klub, in denen er zweimal die Champions League gewann, endeten quasi nach dem Anschwitzen.

So unvorteilhaft solche Geschichten für den Klub sind und so wenig das Ausscheiden zum Allesgewinner-Anspruch des FC Bayern passt, so hatte der Abend aber auch einen positiven Aspekt. Dort, wo die Münchner Achse im Sommer ein neues Scharnier braucht, spielte der vor knapp zwei Jahren 80 Millionen Euro teure Lucas Hernández nach Monaten als Ersatz-Linksverteidiger mal wieder auf seiner Lieblingsposition als linker Innenverteidiger. Er hatte die undankbare Aufgabe, sich wie im Waschmaschinenschleudergang von Neymars Übersteigern durchschütteln lassen zu müssen, aber er behielt die Orientierung - und machte ein gutes Spiel. Vielleicht wird man sich also auch an das Ausscheiden in Paris mal als einen Anfang erinnern.

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