Champions League:Was passiert mit Zinédine Zidane?

Champions League: Bleibt er Trainer in Madrid? Zinédine Zidane irritiert mit Aussagen zu seiner Zukunft.

Bleibt er Trainer in Madrid? Zinédine Zidane irritiert mit Aussagen zu seiner Zukunft.

(Foto: AFP)
  • Real Madrid spielt 1:1 gegen Stadtrivale Atlético, baut aber die Tabellenführung aus, weil Barcelona gegen Málaga verliert.
  • Doch weil Pepe zwei Rippenbrüche erleidet und auch Raphael Varane ausfällt, muss Real in der Champions League gegen den FC Bayern ohne zwei starke Verteidiger auskommen.
  • Trainer Zinédine Zidane sorgt mit Aussagen zu seiner Zukunft für Irritationen.

Von Javier Cáceres, Madrid

Waldgepfeife gibt es auch im Schatten einer Betonschüssel namens Estadio Santiago Bernabéu. In vieltausendstimmigem Chor, auf der Calle del Padre Damián. "No pasa nada/la Liga está ganada", riefen die Anhänger von Real Madrid (sinngemäß: "Nix passiert, die Meisterschaft ist eh gewonnen"), als sie das Stadion verließen.

War was? Kaum mehr als zehn Minuten war es her, dass Real Madrid gegen den aus seiner Sicht lästigen Stadtnachbarn noch ein 1:1 hinnehmen musste, doch letztlich konnten sich die Rot-Weißen von Atlético nur kurz daran ergötzen, dem spanischen Rekordmeister die Laune verdorben zu haben. Denn ein paar Stunden später hatte der von einem früheren madridista namens Míchel trainierte FC Malaga den FC Barcelona mit 2:0 besiegt; die Angst, die Tabellenführung zu verlieren, war besiegt. Oder umgekehrt: Die insgesamt 33. Meisterschaft war tatsächlich näher gerückt, am Ende eines lauen, frühlingshaften Samstagabend von Madrid.

"Wir sind enttäuscht, aber nicht angeschlagen. Angeschlagen? Nie!", hatte Real Madrids Trainer Zinédine Zidane noch unmittelbar nach dem Derby gesagt, und um dies zu unterstreichen, zog er die Mundwinkel demonstrativ nach oben: "Sieh her, ich lächele extra für Dich noch einmal", sagte er. Doch dann sorgte er dafür, dass die Debatten in den Bars rund ums Bernabéu-Stadion wieder um ihn kreisten.

Hat Zidane es leid, Trainer bei Real Madrid zu sein?

Da war zum einen das Sportliche. Denn dass Atlético einen Punkt erbeuten konnte, lag auch an Zidanes kurioser Entscheidung, im eigenen Mittelfeld einen Kurzschluss zu fabrizieren, indem er den deutschen Mittelfeldlenker Toni Kroos in der 75. Minute vom Platz nahm. Das weckte Erinnerungen an den Mai 2016, an das Champions-League-Finale von Mailand gegen Atlético. Auch damals hatte er Isco für Kroos und die Statik der eigenen Elf durcheinander gebracht. Atlético erlangte Übergewicht im Mittelfeld und letztlich den Ausgleich.

In Mailand hatte noch Sergio Ramos die Real-Führung erzielt, diesmal war es Pepe (52.), von dem noch die Rede sein wird. In Mailand glich Atlético durch Carrasco aus, diesmal tat dies Atléticos feiner Franzose Antoine Griezmann (86.). Der Unterschied: Damals gab es eine Verlängerung und Elfmeterschießen, in dem Real siegte, diesmal nicht. "Ich habe Isco gebracht, weil ich die linke Seite etwas mehr schützen und den Ball länger in unseren Reihen haben wollte. Wir haben nur die letzten fünf Minuten nicht gut interpretiert", sagte Zidane.

Stammtischthema war der einstige französische Mittelfeldspieler und Weltmeister von 1998 aber auch, weil Madrid sich fragt, was er nur gemeint haben mag, als er am Freitag sagte, er wisse noch nicht, ob er in der kommenden Saison Trainer bei Real sein werde. Und ob seine Verweil auf dem Trainerposten davon abhänge, ob er den Meistertitel gewinnt, solle man "jemand anderes" fragen, Klub-Präsident Florentino Pérez also. Kurios an diesen Einlassungen ist vor allem: der Zeitpunkt.

Das Spiel gegen Atlético war so etwas wie das erste von vier Finals, die Real im April bestreiten muss; am Mittwoch wartet der FC Bayern in München im Viertelfinale der Champions League, in zwei Wochen reist der FC Barcelona nach Madrid. Da macht man als Vorturner eher selten ein Fass auf, sondern trachtet nach Ruhe. Und so kreisen statt Wolken Fragen überm Himmel von Madrid: Hat Zidane es leid, Trainer bei Real Madrid zu sein? Sind ihm unfreundliche Kommentare aus der Beletage des Vereins zu Ohren gekommen? Oder hat er nur eine Selbstverständlichkeit von sich gegeben, die besagt, dass ein Trainer damit rechnen muss, ans Arbeitsamt überwiesen zu werden, wenn er nichts gewinnt?

Innenverteidiger Pepe fällt für den Rest der Saison aus

Nun ist es mit der Faktensucherei in Madrid so eine Sache. Zwar betonte Kapitän Sergio Ramos auf dem Heimweg, wie sehr die Mannschaft Zidane schätzt. "Wir sind sehr froh, wie er die Kabine führt und dieses Schiff lenkt." Aber Zweifel an Zidane, so viel ist gewiss, gibt es schon länger. Dass Vereinsboss Pérez nach einem nationalen Meisterschaftstitel und nach dem schönen Spiel lechzt, ist ebenfalls gesichert. Aber: Für Letzteres bürgt Madrid seit Jahren nicht, zumindest nicht im Vergleich mit dem FC Barcelona, und die Überlegenheit vom Samstag gegen Atlético, die mit vielen guten Chancen einherging, war insofern verzerrend, als die Rot-Weißen zynisch unterkühlt auf ein Remis schielten und die Handbremse erst nach dem Rückstand durch Pepe lösten. Eine spanische Meisterschaft hat Real seit 2012 nicht mehr feiern können - eine Ewigkeit in Madrid.

Zidane wiederum steht im Ruf, den 24/7-Job bei einem Klub weniger zu mögen, als er vorgibt. Angeblich will er 2018 den weniger alltagsstressigen Nationaltrainer-Posten in Frankreich übernehmen, wozu passt, dass er sich unlängst eine neue Villa in Paris zulegte. "Ich arbeite jeden Tag hart und mit Freude", sagte freilich Zidane am Samstag.

In den kommenden Tagen wird die Arbeit nicht weniger werden, und der Grund heißt: Pepe. Wenige Minuten nach seinem Treffer prallte der Innenverteidiger mit dem Mann zusammen, der ihm den Ball per Freistoß serviert hatte: Toni Kroos. Pepe kehrte nach einer Behandlung noch mal für Sekunden zurück aufs Feld. Doch dann brach er zusammen unter der Pein, die ihm die Fraktur der linksseitigen siebten und achten Rippenknochen bereiteten, sie wurde nach dem Spiel in einem Madrider Krankenhaus diagnostiziert. Pepe fällt damit nicht nur am Mittwoch aus, sondern für den Rest der Saison, die wohl die letzte im Dress Real Madrids sein wird. Der Vertrag des 34-Jährigen läuft im Sommer aus.

Für Zidane ist das auch deshalb bitter, weil in Raphael Varane ein weiterer Innenverteidiger verletzt ist. Als Ersatzmann steht nur noch der solide und talentierte, aber trotz seiner 27 Jahre unerfahrene Nacho parat. Was ihn erwartet, kleidete sein Kollege Sergio Ramos in gewohnt martialische Worte. Das Spiel in München sei "ein Finale", sagte er, und dort müsse man "bereit sein, zu sterben."

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