Der argentinische Fußball-Intellektuelle und Ex-Profi bei Real Madrid Jorge Valdano lobt vor dem Champions-League-Finale zwischen Real und Atlético Madrid (20.45 Uhr, SZ-Liveticker) den deutschen Mittelfeldspieler Toni Kroos: "Kroos ist ein großartiger Dirigent; mit dem Ball am Fuß gibt es kaum einen besseren", sagte Valdano im Interview mit der Süddeutschen Zeitung (Wochenend-Ausgabe).
Bei Real habe Kroos sich anfangs schwer getan, "die Pflichten eines defensiven Mittelfeldmanns zu erfüllen." Inzwischen, mit dem Spieler Casemiro im Rücken, wirke er befreiter. Im Vergleich mit Uli Stielike, mit dem Valdano in den 1980er-Jahren bei Real Madrid Seite an Seite spielte, könne man an Kroos "die Evolution des deutschen Fußballs nachzeichnen."
Valdano wurde 1986 mit Argentinien Weltmeister und stieg nach seinem Karriereende zum angesehensten Fußballinterpreten der spanischsprachigen Welt auf. Als Sportdirektor etablierte Valdano Real Madrid als globales Wirtschaftsunternehmen.
"Durch Pep hat der FC Bayern eine andere globale Dimension bekommen"
Valdano gilt als Freund des schönen Spiels - und als Anhänger der Spielidee von Pep Guardiola. Der Katalane habe den FC Bayern in seinen drei Jahren als Trainer in Bezug auf Spiel und Image vorangebracht: "Durch Pep hat der FC Bayern eine andere globale Dimension bekommen. Ich arbeite in Mexiko, in den USA, in Asien. Dort wird Bayern jetzt als eine Mannschaft mit einem fußballerischen Lächeln wahrgenommen, mit einer neuen Attraktivität", sagte Valdano.
Er zeigt aber auch großen Respekt vor Atlético Madrids Trainer Diego Simeone. "Er hat eine Bewegung erschaffen, die Atlético etwas Verlorenes zurückgab: Stolz und Grandezza", sagte der 60-Jährige. Simeone habe seiner Meinung nach bei den Rojiblancos keinen Fehler gemacht: "Er verstrickt sich nie in Widersprüche."
Im Finale in Mailand erwartet Valdano jetzt zwei Mannschaften von erhöhter Wachsamkeit: "Real wird alles tun, um Fehler zu vermeiden, auf die Atlético wartet - sowie auf die Inspiration seiner Angreifer hoffen. Es treffen der historische Selbstglaube Reals, der ein sehr großer Glaube ist, und Atléticos Gegenwarts-Glaube aufeinander. Auch dieser Glaube ist groß. Aber Endspiele haben etwas Diabolisches."
