Champions League:Tuchel lobt nach 0:1 das "überragend gute Spiel" des BVB

  • Die Dortmunder Mannschaft von Trainer Thomas Tuchel unterliegt im Hinspiel des Champions-League-Achtelfinales bei Benfica Lissabon 0:1.
  • Vor allem in der Offensive schwächelt die Borussia - Stürmer Pierre-Emerick Aubaymeyang verschießt einen Elfmeter.
  • Hier geht es zu den Ergebnissen der Champions League.

Von Felix Meininghaus, Lissabon

Als das Spiel eine Stunde vorbei war, schlich Hans-Joachim Watzke durch die Tiefen des Estádio da Luz in Lissabon. Er sah aus wie ein Mann, der leidet. Der Geschäftsführer von Borussia Dortmund ist dafür bekannt, dass ihn ein Duell besonders mitnehmen kann, 2013 hatte er sich beim dramatischen Champions-League-Halbfinale gegen Real Madrid in der Schlussphase auf der Toilette eingeschlossen. Nun, am Dienstagabend, ging es ihm nicht viel besser.

Er hatte ein Spiel erlebt, das es so eigentlich gar nicht geben kann. Er hatte gesehen, wie überlegen der BVB auftrat, das Chancenplus der Borussia summierte sich auf neun zu eins. Doch keine dieser Chancen konnte der BVB nutzen, und deshalb verloren die Dortmunder das Hinspiel im Champions-League-Achtelfinale in Lissabon mit 0:1. Auch Sportdirektor Michael Zorc konnte nicht richtig fassen, was er gerade gesehen hatte. "Es gibt so Tage, da ist es wie verhext", sagte er, und Verteidiger Sokratis ergänzte: "Von zehn solchen Spielen gewinnst du im Normalfall neuneinhalb." Diesmal aber gewann Benfica, und das könnte für die Borussia noch fatale Auswirkungen haben. Kapitän Marcel Schmelzer sprach hinterher von einem Resultat, "das zu den schlimmsten Ergebnissen zählt, die du auswärts erzielen kannst, weil der Gegner beim Rückspiel tief stehen und abwarten kann".

Dabei hätte Pierre-Emerick Aubameyang die Dortmunder fast allein in Richtung Viertelfinale schießen können, doch der Torjäger ließ vier erstklassige Chancen aus - darunter einen Elfmeter in der zweiten Halbzeit, den er so unplatziert in die Mitte des Tores ballerte, dass sich Benficas überragender Torhüter Ederson kaum dagegen wehren konnte, zum Helden zu werden.

Die Mitspieler bauen Aubameyang wieder auf

Nach dem Fehlschuss reagierte Thomas Tuchel umgehend und nahm den abschlussschwachen Angreifer aus Gabun aus dem Spiel. Später sprach Dortmunds Trainer von einer "ganz normalen sportlichen Entscheidung, es war keine erzieherische Maßnahme". Er habe in keiner Sekunde damit geliebäugelt, von außen einzugreifen und Aubameyang die Ausführung des Strafstoßes zu verweigern. Niemals werde er sich "in die interne Rangordnung einmischen", sagte Tuchel, "denn würde ich einen Schützen bestimmen, würde ich ihm einen viel zu großen Druck aufbürden".

Überhaupt wirkte Tuchel im Gegensatz zu Watzke optimistischer. Gut gelaunt sprach er nach dem Schlusspfiff mit den Journalisten und betonte, er habe von seiner Mannschaft ein "überragend gutes Spiel" gesehen, "wir waren nur in drei Minuten nach der Pause nicht ganz aufmerksam. Da haben wir uns abkochen lassen". In dieser kurzen Phase kassierte der BVB nach einem Eckball den Treffer, der das Spiel entscheiden sollte. Lukas Piszczek verlor ein Kopfballduell gegen Luisao, daraufhin bugsierte Kostas Mitroglou den Ball ins Tor (48.).

Der Hauptgrund für die Niederlage war aber nicht die zuletzt oft kritisierte Dortmunder Defensive. Es haperte vor allem im vorderen Spielfelddrittel. Ballbesitz, Präsenz, Ausstrahlung, Kombinationsfluss - es war so viel von dem vorhanden, was eine überdurchschnittliche Leistung ausmacht. Und doch fehlte eine entscheidende Zugabe, Dortmunds Chancenverwertung war nämlich: katastrophal. Das sah auch Nationalspieler Marco Reus so: "Es ist momentan unser Problem, dass wir aus unseren Chancen viel zu wenig Tore machen."

Was wiederum zu Pierre-Emerick Aubameyang führte. "Es war ganz bestimmt nicht sein Tag", meinte BVB-Torhüter Roman Bürki und schob dann deftig und verteidigend hinterher: "Er hat uns doch schon in so vielen wichtigen Spielen den Arsch gerettet." Kollege André Schürrle berichtete, wie niedergeschlagen der Gabuner in der Kabine gesessen habe: "Aber morgen wird er wieder lächeln, und am Samstag gegen Wolfsburg macht er zwei Tore." Der bislang so zuverlässige Angreifer wird wissen, was er in den kommenden Spielen ändern muss. Der Dortmunder Tross wählte am Mittwoch einen späten Abflugtermin, weil Tuchel mit seiner Mannschaft vor der Rückreise noch trainieren wollte. Nach Lage der Dinge dürfte er vor allem eines üben lassen: Torabschlüsse.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: