Champions League:Test-Auslosung der Uefa sagt Achtelfinals voraus

Lesezeit: 2 Min.

So war es am Mittwoch, so war es am Donnerstag: die Achtelfinals der Champions League. (Foto: Getty Images)

Bloß Zufall - oder steckt mehr dahinter? Bei einer Test-Auslosung am Mittwoch schießt die britische BBC ein Foto, darauf sind die gleichen Partien zu sehen wie tags darauf nach der offiziellen Achtelfinal-Auslosung. Für die Reputation der Uefa könnte das ein Problem werden.

Von Carsten Eberts

Zufall, natürlich kann es Zufall sein. Eine Test-Grafik vom Mittwoch, die Auslosung am Donnerstag - beide Male stehen die exakt gleichen Partien auf der Tafel. So geschah es bei der Auslosung zum Achtelfinale der Champions League, offiziell durchgeführt am Donnerstagmittag vom europäischen Fußballverband Uefa in Nyon.

Das Problem für die Uefa: Das Vertrauen in die Dachverbände des Fußballs hat in den vergangenen Jahren, nun ja, ein wenig gelitten. Skandälchen wurden zu Skandalen, die Vergabe ganzer Großveranstaltungen geriet unter den Verdacht, vorab finanziell "geregelt" worden zu sein. Auch um Auslosungen zu Turnieren gab es immer wieder Verschwörungstheorien. Kein Wunder, dass nun die Debatte auf den Verband hereinstürzt, diese Auslosung sei manipuliert worden.

Der Fall von vorne. Wie üblich bei großen Auslosungen führt die Uefa einen Tag zuvor einen Testlauf durch. Die Partien werden zum Schein gezogen, das Prozedere überprüft - damit tags darauf vor den Kameras nichts schiefgeht. Die übertragende BBC hat den Vorgang verfolgt und ein Bild davon geschossen. Auch Twitter-User Anthony Gamet veröffentlicht ein Foto.

Auf diesem Bild werden folgende Begegnungen gezeigt: AC Mailand - FC Barcelona, Celtic Glasgow - Juventus Turin, FC Arsenal - Bayern München, Galatasaray Istanbul - FC Schalke 04, Schachtjor Donezk - Borussia Dortmund, Real Madrid - Manchester United, FC Valencia - Paris Saint-Germain, FC Porto - FC Malaga.

Tags darauf dann die echte Auslosung. Die ging ausgesprochen zackig vorüber, nach nur 14 Minuten war alles vorbei. Glücksfee Steve McManaman mischte kräftig durch, zog die Kugeln. Ermittelt wurden die Begegnungen: Mailand - Barcelona, Glasgow - Turin, Arsenal - München, Istanbul - Schalke, Donezk - Dortmund, Madrid - ManU, Valencia - Paris, Porto - Malaga.

Alles nur Zufall? Natürlich möglich. Das Magazin 11 Freunde sprach mit Holger Drees vom Institut für Mathematische Statistik und Stochastische Prozesse an der Uni Hamburg. Der sagt: Alles halb so wild. Manche Begegnungen seien laut Regularien gar nicht möglich, schließlich dürften Teams aus einem Land im Achtelfinale gar nicht aufeinandertreffen.

Stimmen zur Champions-League-Auslosung
:"Der Gegner! Das Stadion!"

Der FC Bayern reagiert erfreut auf die Auslosung des Champions-League-Achtelfinals, Dortmund hofft auf den späten Beginn der Saison in der Ukraine - und Schalke-Trainer Keller packt den Floskelkoffer aus. Stimmen zur Auslosung.

Drees findet: "Berücksichtigt man aber, dass es in den verschiedenen Ligen über die Jahre vermutlich zu Hunderten ähnlicher Ziehungen kommt, so scheint es kein übermäßig erstaunliches Ergebnis, dass es irgendwann zu einer solchen Doppelung kommt." Die Wahrscheinlichkeit läge immerhin bei mehr als 0,2 Promille.

Außerdem gab es leichte Abweichungen beim Testlauf. Es wurden zwar dieselben Partien gezogen, jedoch in einer anderen Reihenfolge. So wurde die Partie Galatasaray Istanbul gegen Schalke 04 am Donnerstag beispielsweise direkt zu Beginn gezogen. Beim Test am Mittwoch war sie als letzte übrig geblieben.

Die Uefa sagt bislang nicht viel zu den Vorwürfen. Man werde den Vorgang prüfen, heißt es, und anschließend eine Presseerklärung abgegeben. Es gäbe viele verschiedene technische Proben vor der Auslosung, nur bei einer sei das gleiche Ergebnis angezeigt worden, sagt eine Uefa-Sprecherin der Nachrichtenagentur dpa: "Es war nur ein Zufall, dass der Fernsehsender gerade diesen Test gefilmt hat."

Nur Zufall? Vielleicht. Aber auf jeden Fall wird das den Leumund des Verbands bei den vielen Verschwörungstheoretikern in dieser Fußballwelt nicht verbessern.

Mit Material von dpa und sid

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