Champions League: Schalke 04:Aus einem Guss

Mit dem 3:0 gegen Olympique Lyon qualifiziert sich der FC Schalke 04 fürs Achtelfinale. Die Elf von Felix Magath zeigt dabei vorzügliche Kombinationen und scheint langsam in diese Saison zu finden.

In der 75. Minute wurde es bekannt in der Schalker Arena: Hapoel Tel Aviv führte 2:0 gegen Benfica Lissabon, die mehr als 50000 Zuschauer stimmten Gesänge an. Das lag daran, dass auch ihr Klub, dass Schalke 2:0 (2:0) gegen Olympique Lyon führte und somit nicht nur die Tabellenführung in der Champions-League-Gruppe B übernommen hatte, sondern - sollte alles so bleiben - vorzeitig für das Achtelfinale qualifiziert war.

UEFA Champions League - FC Schalke 04 - Olympique Lyon

Auch beim Jubeln aus einem Guss: Klaas Jan Huntelaar, Jose Manuel Jurado, Raul und Jefferson Farfan.

(Foto: dpa)

Rasch floss die Zeit an diesem Mittwochabend von der Uhr, und als sowohl in Tel Aviv wie auch in Gelsenkirchen der Schlusspfiff ertönt war, hatte sich nichts Wesentliches geändert - gut, Huntelaar hatte zur Freude des Publikums noch das 3:0 für Schalke erzielt, und auch Tel Aviv hatte noch ein Törchen draufgelegt. Das heißt: Der FCSchalke erlebt gerade eine wunderbare Woche; nach dem 4:0 gegen Bremen vom Samstag zeigte das Team am Mittwoch erneut eine Galavorstellung.

Der FC Schalke 04 des Novembers hat mit dem FC Schalke 04 des Augusts so viel zu tun wie der FC Barcelona mit dem FC Worpswede. Es ist, als erblühe die von Felix Magath gepflanzte Saat erst jetzt, da die Bäume die Blätter verloren haben und an manchen Abenden der Schneeregen waagerecht durch Luft treibt. Schalke wurde ausgelacht wegen der Abwehr aus Wackeldackeln und einem Sturm, in dem der knapp 100 Jahre alte Raúl als Statue seiner selbst zu wirken beliebte.

Nur wenige Wochen später wird Schalke bewundert, weil in der Abwehr Höwedes und meist auch Metzelder einen Riegel errichten und im Sturm neben dem ewig jungen, dem quirligen und treffsicheren Raúl Spieler wie Farfan und Huntelaar wirbeln; eine Besetzung, die sich mit den besten Sturmreihen Europas messen kann. Wie hat Trainer Felix Magath das nur wieder gemacht?

Er schien seine Magie verloren zu haben, so viel Geld hatte er ausgegeben für so viele Spieler, die nicht zu einer Mannschaft werden wollten. Nun spielt Schalke bisweilen wie aus einem Guss. Es ging ja nicht gegen irgendwen am Mittwochabend, es ging gegen Lyon, das vor wenigen Monaten erst im Halbfinale der Champions League am FC Bayern gescheitert war. Zum hohen Sieg in der Bundesliga am vergangenen Wochenende ließ sich anmerken: Es ging gegen die Bremer, und gegen die würde im Moment auch der FCWorpswede gewinnen. Zwar ist Lyon nur Achter in der französischen Liga, aber erstens liegt der Klub nur zwei Punkte hinter der Spitze, und zweitens befindet er sich nicht in der Krise. Die Leistung Schalkes gegen diese Mannschaft sagt also wirklich etwas aus.

Auch die Behörden der Stadt Gelsenkirchen dürften sich über den Besuch aus Frankreich gefreut haben, denn er bringt vermutlich Geld in die Kassen. Lyon lief nämlich mit einer in Deutschland verbotenen Trikotwerbung auf, die Franzosen warben für einen privaten Wettanbieter. In einem vergleichbaren Fall musste der AC Mailand im Jahr 2007 in München 100000 Euro Strafe zahlen.

Das Schalker Team scherte sich nicht um solche Details. Es begann mit einer erstaunlichen Lust am Fußballspielen, mit genauen Pässen, verblüffenden Hackentricks und verwirrenden Kombinationen. Unglaublich, dass diese Maschine einmal nicht rund gelaufen sein soll. Raúl allein war das Eintrittsgeld wert, bereits nach einer halben Minute setzte er Farfan mit einem feinen Pass auf dem rechten Flügel ein.

In der 13. Minute war es wieder Raúl, der Farfan suchte und fand, diesmal erzielte der Peruaner aus rund elf Metern das 1:0. Wie viel Raúl von diesem Spiel versteht, zeigte er vor dem 2:0 in der 20. Minute: Er stand so geschickt im Weg herum, dass Dejan Lovren einen, wie es schien, kilometerlangen Umweg laufen musste auf seinem Weg zu Huntelaar und also zu spät kam. Der Schalker Holländer schob die Kugel aus rund zwölf Metern ins Netz.

Ein wenig nahm sich Schalke anschließend zurück, doch verlegte die Elf sich nicht aufs reine Konterspiel, sondern versuchte, die Begegnung im Gleichgewicht zu halten. Um ein Haar wäre noch das frühe 3:0 gefallen. Raúl hatte mal wieder Farfan mit einem Traumpass angespielt, Farfan lief allein aufs Tor zu, legte sich jedoch den Ball zu weit vor und probierte daher eine lächerlich Schwalbe, wofür er vom Schiedsrichter mit einer gelben Karte bedacht wurde (30. Minute).

Als nach einer Stunde Spielzeit Lyons Alleskönner Yoann Gourcuff verletzt vom Platz musste, war klar: Diese Mannschaft ist zu harmlos, um Schalke in Gefahr zu bringen. Dennoch igelte sich Schalke immer mehr ein, was dazu führte, dass Lyon mehr Spielanteile hatte als nötig. Das allerdings nützte den Franzosen an diesem Abend nichts, im Gegenteil: Sie mussten in der 89. Minute noch den dritten Gegentreffer hinnehmen.

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