Champions-League-Reform:Mehr, mehr und mehr für die Topklubs

Europapokal-Reform vor Abschluss - Entscheidung am Mittwoch

Wie sieht die Champions League künftig aus? Das ist die große Frage.

(Foto: Jonas Güttler/dpa)

Die Uefa berät über eine Champions-League-Reform ab 2024. Details sind noch offen, aber anhand der Eckpunkte ist klar: Die Großen werden die Kleinen weiter abhängen.

Kommentar von Martin Schneider

Es gibt in der Debatte um die Champions-League-Reform ab 2024 viele Standpunkte, aber worauf sich eigentlich alle einigen können, ist der Punkt: Niemand mag sinnlose Fußballspiele. Der FC Bayern hatte dieses Jahr zum Beispiel zwei davon, nämlich gegen Atlético Madrid und zu Hause gegen Lokomotive Moskau, weil die Münchner sich schon vorzeitig fürs Achtelfinale qualifiziert hatten - ein häufiges Phänomen in der aktuellen Gruppenphase der Champions League. Daran etwas ändern zu wollen, ist erst mal kein verwerflicher Gedanke. Die Frage ist nur: Wie und mit welchen Folgen?

Am Mittwoch berät das Exekutivkomitee der Europäischen Fußball-Union (Uefa) über den neuen Modus der Königsklasse von 2024 an. Es gilt als sicher, dass der Wettbewerb aufgestockt wird - von bisher 32 auf 36 Mannschaften. Es gilt ebenso als sicher, dass die Gruppenphase in der aktuellen Form abgeschafft wird und durch das sogenannte "Schweizer Modell" ersetzt wird - eine einzige Liga aus 36 Mannschaften, bei der aber nicht jeder gegen jeden spielt, sondern nur eine bestimmte Anzahl an Spielen gespielt werden. In dieser Liga sollen sich die ersten Acht fürs Achtelfinale qualifizieren, die Plätze neun bis 24 in Playoffs die weiteren Teilnehmer ausspielen. Auch das gilt als sicher.

Anderes ist noch unklar: Wie viele Spiele werden zusätzlich gespielt? Nach welchem System werden sie bestimmt? Aber auch: Wer bekommt die vier neuen Plätze? Und vor allem: Wer bekommt wie viel Geld? Der Streit darüber ist offensichtlich nicht gelöst - die Uefa vertagte die Entscheidung am Dienstag just auf den 19. April.

Ein weiterer "Rettungsmechanismus" für die Topklubs

Dennoch bewegt sich der europäische Fußball seit geraumer Zeit in eine klare Richtung, die man grob so zusammenfassen kann: Die Topklubs bekommen immer mehr. Entweder mehr Geld oder mehr Sicherheit, was wiederum zu mehr Geld führt. Bei der letzten Champions-League-Reform wurde zum Beispiel die Qualifikation für die drei Top-Ligen abgeschafft, seitdem muss der FC Bayern in der Bundesliga schon Tabellenfünfter werden, um nicht an der Königsklasse teilzunehmen. Nun ist offenbar ein weiterer "Rettungsmechanismus" eingeplant. Nur per Uefa-Koeffizient sollen Startplätze vergeben werden, das würde in diesem Jahr zum Beispiel den FC Liverpool retten, der aktuell Tabellensiebter ist.

Erneut wird mit der "Gefahr der Super League" argumentiert. Seit Ewigkeiten lautet das Verhandlungsargument: "Wenn wir (also die Top-Klubs) keine Privilegien bekommen, gründen wir eben unsere eigene intergalaktische Liga." So langsam hat man aber den Eindruck, dass diese Super League als Drohszenario viel mehr bringt als es ihre tatsächliche Umsetzung je getan hätte. Denn dass sich die Topklubs in Europa längst in eigenen Sphären befinden, ist kaum noch zu bestreiten.

Wie sehr die Reform diesen Effekt noch mal verstärkt - da kommt es auf die Details an. Es wäre zum Beispiel auch denkbar, dass Klubs der Größenordnung Borussia Mönchengladbach profitieren, denn die hätten dann auch mehr Spiele und ergo mehr Geld. Was aber sicher ist: Klubs wie Real, Barcelona, Paris oder der FC Bayern werden garantiert nicht schlechter dabei wegkommen. Und alle Vereine, die sich nie für Europa qualifizieren können, werden noch weiter abgehängt.

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