Champions League:Reförmchen für Italiens Calcio

Milan-Torino

Carlos Bacca müsste mit seinem AC Mailand bald nur noch Vierter in der Serie A werden, um sich in die Champions League einzuziehen.

(Foto: dpa)

Die ersten vier Nationen in der Fünfjahreswertung bekommen künftig vier feste Plätze in der Champions League. Profitieren werden davon die Italiener - das große Geld ist so kaum zu verpassen.

Kommentar von Klaus Hoeltzenbein

Wie Globalisierung im Fußball funktioniert? Ganz einfach: In Monaco wird etwas bekannt gegeben, worüber sich Mailand freut, weshalb im fernen Peking und Nanjing die Sektkorken knallen. So geschehen am Freitag, Ortszeit Monaco, als dort die Europäische Fußball-Union Uefa eine Reform ihrer Champions League verkündete. Diese mag jetzt vielen als Reförmchen erscheinen, denn Revolutionäres wurde nicht verkündet. Allerdings sind Italiener (und damit Chinesen) ganz besondere Nutznießer der Werkelei am Modus.

Weiterhin wird ab der Saison 2018/19 die Vorrunde mit acht Gruppen zu je vier Teams gespielt, weiterhin ziehen die beiden Gruppenersten ins Achtelfinale ein. Neu ist, dass die vier Führenden in der Uefa-Fünfjahreswertung - derzeit Spanien, Deutschland, England, Italien - nun definitiv vier feste Startplätze bekommen. Für die Bundesliga bedeutet dies, dass dem Liga-Vierten die Qualifikation erspart bleibt, in der Borussia Mönchengladbach gerade die Young Boys aus Bern insgesamt 9:1 vermöbelte.

Für Spanien (gescheitet ist der FC Villarreal) und England (durchgesetzt hat sich Manchester City) gilt das Gleiche. Beim Ranglistenvierten, Italien, sind aktuell jedoch nur zwei Teams gesetzt - Juventus Turin, Neapel -, während sich der AS Rom soeben mit 0:3 gegen den FC Porto eliminierte. Derweil sich die Römer in der Qualifikation blamierten, wurde weiter nördlich auf dem einstmals so stolzen Fußball-Stiefel im Sommer sehr viel bröckelnde Tradition verkauft.

Verlierer der Reform wären die Meister aus Tschechien und der Schweiz

Inter Mailand, über Jahrzehnte im Besitz der Moratti-Familie, ging nach einem Intermezzo mit einem indonesischen Investor weiter an die Suning Commerce Group mit Firmensitz in Nanjing. Der AC Mailand, bis zuletzt im Besitz des Berlusconi-Clans, wurde an ein Konsortium mit dem sperrigen, doch nach viel frischem Geld klingenden Namen Sino-Europe Investment Management Changxin veräußert, an dem sogar Chinas Staatsfonds Haixia Capital beteiligt ist.

Vier statt zwei Startplätze demnächst für die Serie A: Das verspricht mehr Planungssicherheit für Investoren. Vielleicht geht dann für Milan, den Vorjahres-Siebten, auch auf dem Rasen mal wieder was, nachdem der dreimalige Champions-League-Sieger (1994, 2003, 2007) gerade mit einem 3:2-Zittersieg daheim gegen den FC Turin in die Saison startete.

Natürlich gibt es auch Verlierer beim Reförmchen. Der Mittelbau muss Plätze abgeben, laut Uefa-Rangliste hätten Tschechien oder die Schweiz keinen festen Startplatz mehr. Die neuen Mächtigen aber, die globalen Großklubs, sind dem Ziel näher gekommen, das Risiko ihres größten anzunehmenden Versagens (Verpassen der Champions League) weiter zu minimieren.

Die Amerikanisierung einer Zunft, die Betriebsunfälle mittels Modus zu verhindern versucht, schreitet voran, von München bis Nanjing.

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