Champions League:Plötzlich überholt jemand Aubameyang

Das passiert ihm ungefähr so oft wie Usain Bolt. Mario Götze ist tatendurstig wie lange nicht mehr, Ousmane Dembélé entgleitet der Spieltrieb. Der BVB gegen Real Madrid in der Einzelkritik.

Von Felix Meininghaus, Dortmund

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Roman Bürki

Borussia Dortmund v Real Madrid CF - UEFA Champions League

Quelle: Bongarts/Getty Images

Beim Ligaspiel in Wolfsburg wies der Schweizer erstmals nach, dass aus ihm ein Torhüter von internationalem Topformat werden kann. Also genau das, was es benötigt, um in der Champions League Großes zu vollbringen. Gegen Real Madrid konnte sich Bürki nicht wirklich auszeichnen. Den Freistoß von Ronaldo in der Anfangsphase zu halten war keine Kunst. Als der Portugiese dann traf, war Bürki machtlos. Kein Abend, an dem sich ein Torhüter legendär behaupten kann.

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Lukasz Piszczek

SOCCER-CHAMPIONS-DOR-MAD

Quelle: REUTERS

An Spiele gegen Real Madrid hat der Pole beste Erinnerungen. Schließlich bekommt er es ständig mit Cristiano Ronaldo zu tun und hat sich dabei bislang so geschickt angestellt, dass ihn die Königlichen schon mal in die spanische Hauptstadt lotsen wollten. Dieses Mal trafen sich die Wege nur unregelmäßig, weil sich Ronaldo überall auf dem Platz rumtrieb. Piszczek blieb dort, wo er hingehörte und machte seine Seite zu. Im Spiel nach vorn hielt sich Piszczek dagegen zurück, weil der BVB in der Offensive ohnehin üppig mit geschultem Fachpersonal besetzt war.

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Sokratis

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Quelle: AP

Neulich beim Kantersieg in Warschau waren die Innenverteidiger Sokratis und Bartra so unterbeschäftigt, dass sie sich die Langeweile weiter vorn vertrieben und als Torschützen glänzten. Eine ähnlich entspannte Schicht war gegen Real mit seiner galaktischen Offensive nicht zu erwarten, und prompt sah auch Sokratis schlecht aus, als sich die Viererkette beim Führungstreffer von Real übertölpeln ließ. "Dann gehe ich doch mal wieder vorne rein", dachte sich Sokratis, scheiterte mit seinem Kopfball allerdings an Torhüter Navas.

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Matthias Ginter

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Quelle: AP

Weil Marc Bartra trotz überstandener Adduktorenverletzung gegen seine Landsleute passen musste und nicht mal auf der Bank saß, rückte erneut Matthias Ginter nach. Viele trauen es dem 22-Jährigen nicht zu, auf gehobenem Niveau mitzuhalten, deswegen war die Skepsis gerade gegen die Madrider Sturmmacht besonders groß. Ginter machte vieles richtig, doch der Eindruck, dass der junge Mann immer mal wieder unglücklich aussieht, verfestigte sich. So wie beim 0:1, als ihm der Pass von Bale durch die Beine kullerte.

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Marcel Schmelzer

Marcel Schmelzer, Gareth Bale

Quelle: AP

Als Tormaschine hat sich Marcel Schmelzer im europäischen Fußball keinen Namen gemacht, de facto tendiert seine Gefahr für den gegnerischen Keeper gen null. Eines der ganz wenigen Erfolgserlebnisse feierte Dortmunds Außenverteidiger ausgerechnet gegen Real Madrid, als ihm vor vier Jahren der Siegtreffer gelang. Sein eigentlicher Arbeitsplatz liegt wesentlich weiter hinten, auf der linken Außenbahn bekam es Schmelzer mit einem weiteren Genie zu tun, der in der Lage ist, seinem Gegenspieler mit Turbogeschwindigkeit wegzurennen: Gareth Bale. Den hielt Schmelzer ganz gut in Schach, aber immer wenn im Spiel nach vorn Kreativität gefragt war, wurde deutlich, dass bei Dortmunds Kapitän die Mittel auf diesem Niveau limitiert sind.

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Julian Weigl

Borussia Dortmund v Real Madrid CF - UEFA Champions League

Quelle: Bongarts/Getty Images

Bei der bislang einzigen Dortmunder Saisonniederlage demonstrierte der Gegner aus Leipzig, wie man dem BVB beikommen kann: Julian Weigl vor der Viererkette konsequent zustellen und so das Aufbauspiel der Borussia blockieren. Das Videostudium haben sie bei Real wohl geschwänzt, oder sie hatten einen gänzlich anderen Matchplan. Sie ließen Weigl gewähren, der sehr präsent wirkte und in der ersten Hälfte mit seinen Pässen die Optimalausbeute von 100 Prozent erreichte. Eine starke Vorstellung des Youngsters.

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Gonzalo Castro

Borussia Dortmund v Real Madrid CF - UEFA Champions League

Quelle: Bongarts/Getty Images

Aubameyang? Götze? Schürrle? Kagawa? Dembélé? Alles Waisenknaben im Vergleich zu Gonzalo Castro. Viele befürchteten, der 29-Jährige würde bei der geballten offensiven Schaffenskraft im Kader des BVB untergehen, doch das Gegenteil ist der Fall: Castro befindet sich in blendender Verfassung und ist in dieser Saison bislang Dortmunds Top-Scorer. Auch gegen Madrid zeigte er, was in ihm steckte, war in der Schaltzentrale ständig anspielbereit und spulte ein irrwitziges Pensum herunter. Wer unbedingt meckern wollte, dem fiel auf, dass der finale Pass nicht immer ankam.

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Ousmane Dembélé

Borussia Dortmund - Real Madrid

Quelle: dpa

Viele halten Ousmane Dembélé für eines der größten Talente, das der europäische Fußball zu bieten hat. Aber ist der 19-jährige Franzose schon bereit, gegen den erfolgreichsten Verein der Welt zu zaubern? Klar, die ungebremste Spielfreude ist bei Dembélé wahrscheinlich auch dann zu sehen, wenn er morgens im Bad mit Zahnpasta, Shampoo und Deo jongliert. Allerdings muss der Spieltrieb noch kanalisiert werden. So übersah Dembélé in der ersten Hälfte Castro und Götze, die sich neben ihm die Haare rauften. Wenn jemand Ousmane Dembélé ein für alle Mal eintrichtert, dass es beim Fußball darum geht, Tore zu schießen, wird er ein Großer.

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Raphaël Guerreiro

Borussia Dortmund v Real Madrid CF - UEFA Champions League

Quelle: Bongarts/Getty Images

Eigentlich haben sie Raphaël Guerreiro für die linke Abwehrseite eingekauft, bislang hatte der Portugiese auch noch nichts anderes gespielt. Doch schnell erkannte sein Trainer Thomas Tuchel, dass die technischen und strategischen Fähigkeiten des 22-Jährigen dermaßen üppig sind, dass er in der Viererkette verschenkt ist. Guerreiro darf weiter vorn wirbeln, doch dabei tat er sich gegen Real schwer. Beim Wiedersehen mit Kumpel Ronaldo, mit dem er im Sommer den EM-Triumph zelebriert hatte, wirkte der Edeltechniker merkwürdig gehemmt und fand nur schwer ins Spiel. Stark jedoch sein Freistoß vor dem Dortmunder Ausgleich zum 1:1.

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Mario Götze

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Quelle: AFP

Das Schlimmste war überstanden, als Mario Götze gegen Freiburg seinen ersten Heimauftritt nach seiner Rückkehr zum BVB absolvierte und dabei überwiegend freundschaftliche Töne zu vernehmen waren. Götze war "sehr erleichtert", er habe "sehr, sehr viel Respekt" vor diesem Abend gehabt. Es sprach also viel dafür, gegen Real befreit zu wirbeln und einem Millionenpublikum die ganze Klasse eines Ausnahmekickers zu präsentieren. Das gelang nur bedingt. Götze war unheimlich viel unterwegs, wirkte tatendurstig wie lange nicht mehr, doch die genialen Momente, zu denen Götze fähig ist, die blieben aus. Nach einer Stunde war Schluss, Kumpel Schürrle kam in der 58. Minute für den entkräfteten Götze.

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Pierre-Emerick Aubameyang

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Quelle: AP

Seit Pierre-Emerick Aubameyang in Dortmund anheuerte, betont er immer wieder, wie wohl er sich im Revier fühlt. Mindestens genau so oft erzählt der Stürmer, welches seine erklärte Lieblingsadresse ist: Real Madrid. Mithin bot sich eine perfekte Gelegenheit, beim Traumverein vorzuspielen und sich nachdrücklich zu empfehlen. Erst einmal musste Aubameyang erleben, wie er von seinem Gegenspieler Varane im Sprintduell überlaufen wurde. Das passiert ihm ungefähr so häufig wie Usain Bolt. Aubameyangs Ausgleich kurz vor dem Pausenpfiff war dem glücklichen Umstand geschuldet, dass die Faustabwehr von Navas aus dem Kuriositätenkabinett war. Dortmunds Sturmführer blieb gefährlich, traf aber nicht mehr.

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André Schürrle

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Quelle: AP

Der Nationalspieler hatte in den letzten Wochen verletzt zusehen müssen, nun kam er, um in einer halben Stunde zumindest noch ein Unentschieden zu retten. Das gelang ihm - und wie. Sein knallharter Schuss in den Winkel wenige Minuten vor dem Abpfiff war ein fulminanter Schlusspunkt eines wirklich unterhaltsamen Schlagabtausches. Genau für solche Momente haben sie in Dortmund viele Millionen Euro nach Wolfsburg überwiesen.

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Christian Pulisic

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Quelle: AP

Noch einer aus der Riege der Hochbegabten, die der Borussia Dortmund unter Vertrag hat. Der Amerikaner kam in der 73. Minute für Dembélé und später mit vollem Speed über rechts, doch Navas vereitelte in der Schlussphase die gute Chance.

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Emre Mor

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Quelle: AP

Kam in der 77. Minute für Guerreiro. Ist ja auch so eine Offensivkraft, die ein Spiel allein entscheiden kann. Wenn es gut läuft, und wenn der Gegner nicht Real Madrid heißt. So blieb es beim Versuch, Mor wird noch wesentlich erinnerungswürdigere Auftritte in der Champions League erleben.

© SZ.de/ska
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