Champions League:Passiv aggressiv

Champions League: Technisch fein und brandgefährlich: Wolfsburgs Siegtorschütze Lukas Nmecha (rechts).

Technisch fein und brandgefährlich: Wolfsburgs Siegtorschütze Lukas Nmecha (rechts).

(Foto: RONNY HARTMANN/AFP)

Nach dem Erfolg in seinem ersten Bundesliga-Match als Trainer von Wolfsburg gewinnt Florian Kohfeldt auch seine Champions-League-Premiere. Durch das 2:1 gegen Salzburg wahrt der Werksklub seine Chance auf die K.o.-Runde in der Königsklasse.

Der einzige Wolfsburger, der nach dem Schlusspfiff ganz ruhig blieb, war Florian Kohfeldt. Alle Spieler, Ersatzkräfte, Betreuer und auch Zuschauer um ihn herum brachen in lauten Jubel aus. Unter seinem neuen Trainer hat der VfL Wolfsburg am Dienstagabend auch den ersten Sieg in dieser Champions-League-Saison geschafft. Nach dem 2:1 (1:1)-Erfolg gegen den Tabellenführer FC Red Bull Salzburg ist für den Bundesligisten in der Vorrunden-Gruppe G wieder alles drin. Der deutsche Nationalspieler Ridle Baku hatte die "Wölfe" vor den Augen des Bundestrainers und Tribünengasts Hansi Flick schon in der vierten Minute in Führung gebracht. Nach dem Ausgleich durch einen direkt verwandelten Freistoß von Maximilian Wöber (30.) fiel der Siegtreffer von Lukas Nmecha (60.) dann genau in der Phase, als der VfL eigentlich viel zu passiv agierte.

"Wir hatten heute Feuer im Bauch. Dieser Sieg bedeutet sehr viel", sagte Siegtorschütze Nmecha im DAZN-Interview. "Wir haben einfach das Selbstvertrauen zurückbekommen", sagte der 22-Jährige - auch als Lob für Neu-Trainer Kohfeldt. Vor den beiden letzten Gruppenspielen beim FC Sevilla und gegen OSC Lille können die Wolfsburger nun sogar noch Gruppensieger werden. Die ersten Ergebnisse des Champions-League-Debütanten Kohfeldt sind jedenfalls bemerkenswert: Nach acht Pflichtspielen ohne Sieg und der Trennung von Mark van Bommel gab es unter seinem Nachfolger nun zwei Siege gegen den Bundesliga-Spitzenklub Bayer Leverkusen und den österreichischen Serienmeister aus Salzburg. "Ich verspüre Freude aus verschiedenen Gründen", sagte der neue Trainer. "Ich bin froh darüber, dass wir die Gruppe wieder offen gestaltet haben und auch darüber, dass die Mannschaft den Weg, den sie in Leverkusen begonnen hat, weiter geht."

Teenager Adeyemi enttäuscht sich selbst

Welchen Effekt dieser Trainerwechsel bislang hat, ließ sich auch im Vergleich zu der 1:3-Hinspiel-Niederlage in Salzburg vor zwei Wochen erkennen. In Österreich wurde der VfL noch zeitweise überrannt. Kohfeldt jedoch stärkte die Wolfsburger Abwehrkräfte in nur einer Woche wieder so sehr, dass die Salzburger zwar erneut dominant, diesmal jedoch nur selten gefährlich waren. Auffälligster Angreifer auf dem Platz war Salzburgs deutscher Nationalspieler Karim Adeyemi. Der 19-jährige und von Flick ebenfalls genau beobachtete Stürmer vergab jeweils zu Beginn beider Halbzeiten zwei klare Chancen (2./50.). "Ich bin extrem enttäuscht von mir und zu Recht ausgewechselt worden", übte Adeyemi Selbstkritik und haderte mit der mangelnden Chancenverwertung. "Die war nicht so gut, und bei Wolfsburg ist gefühlt jeder Schuss reingegangen."

Wolfsburgs Torjäger Wout Weghorst konnte da vor 16 112 Zuschauern nicht mithalten. Der Niederländer stand zwar gleich nach dem Ende seiner zweiwöchigen Corona-Quarantäne schon wieder in der Startformation, wurde aber nur in der 36. Minute einmal im Strafraum gefährlich in Szene gesetzt. Dafür, dass die Wolfsburger dieses Spiel unbedingt gewinnen mussten, traten sie vorne eigentlich viel zu selten in Erscheinung. Der Siegtreffer von Nmecha fiel zu diesem Zeitpunkt wie aus dem Nichts. Nur fünf Minuten später hatte der U21-Europameister sogar die Chance, auf 3:1 zu erhöhen. Diesmal schoss er aus kurzer Distanz jedoch über das Tor. Der VfL konnte sich das leisten, weil der kompakte Abwehrverbund in Kohfeldts neuem 3-4-3-System bis zum Schlusspfiff dichthielt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: