Champions League:Ob Spanien Angstgegner ist? Eigentlich wurscht

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Enttäuschung in Madrid, mal wieder: Bayerns Franck Ribéry. (Foto: AP)

Nach der schwierigen Champions-League-Woche darf sich die Bundesliga freuen: auf das spannende Duell FC Bayern gegen Dortmund.

Kommentar von Christof Kneer

Natürlich würde sich nach diesem Champions-League-Spieltag wieder die bewährte Debatte anbieten. Sie besitzt alle Zutaten, die eine anständige Debatte braucht, es kommen große Namen vor, die man auch noch gut gegeneinander schneiden kann, und am Ende ist die Debatte immer noch ergebnisoffen genug, dass jeder alles behaupten kann. Frage also: Ist Spanien nach den drei direkten Champions-League-Duellen in dieser Woche immer noch der Angstgegner des deutschen Fußballs?

Einerseits: Ja, wahrscheinlich.

Andererseits: Ist vielleicht auch wurscht.

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Im Grunde ist die Deutschland/Spanien-Debatte viel zu breit für ein paar knackige Schlagzeilen. Alleine hinter dem Zauberwort "Spanien" verbergen sich ja Mannschaften wie der FC Barcelona, Real Madrid und Atlético Madrid, die außer ihrem Herkunftsland wenig gemeinsam haben. Barcelona spielt Strategofußball, Real spielt Heldenfußball, Atlético spielt Pitbullfußball. Was genau daran ist jetzt also angstgegnertauglich, und sind diese Mannschaften dann Angstgegner für den FC Bayern oder für Dortmund oder für Mönchengladbach oder für alle?

Die spanischen Teams taugen in der Tat als hochkarätiger Maßstab, aber in Wahrheit begegnen sich die deutschen Topklubs in dieser Champions-League-Saison vor allem selbst. Die Dauerdiskussion, ob die Bundesliga langweilig ist (und wenn ja, wen man dafür zur Rechenschaft ziehen kann), lenkt von der vielleicht spannendsten Frage im deutschen Vereinsfußball ab. Sie lautet: Auf welchem Weg befinden sich Bayern München und Borussia Dortmund?

So hat dieser zweite Vorrundenspieltag der Champions League schon mal jenes Thema angerissen, das den deutschen Fußball in naher Zukunft beschäftigen wird. Das Duell Bayern/BVB lässt sich im goldenen Spiegel der Champions League anders betrachten als im üblichen Wer-schlägt-Werder-Bremen-höher-Quervergleich der Bundesliga. Gegen die besten Teams Europas lässt sich am ehesten ermessen, in welche Richtung diese beiden gegensätzlichen Experimente laufen. Die Jungs vom Dortmunder Abenteuerspielplatz versuchen ja gerade, ihr Niveau bei aller kindlichen Freude am Kicken stabil nach oben zu verschieben; dagegen versuchen die Männer aus der Münchner Erfolgsfabrik, ihr Niveau zumindest zu halten und gleichzeitig einen Generationswechsel vorzubereiten. Der weitere Verlauf der Champions League wird zeigen, wie gut der BVB schon und der FC Bayern noch ist.

Der Amüsierbetrieb des deutschen Fußballs darf sich freuen über diese Konstellation. Wenn der deutsche Fußball künftig am Dienstag- und Mittwochabend Champions League schaut, dann wird er nicht nur gut unterhalten. Dann lernt er auch noch was über sich selbst.

© SZ vom 30.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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