Monster von Paris? Den Titel trägt heute kein Glöckner mehr, und nicht mal Zlatan, der wuchtige Schwede. Sondern Thiago Silva, Kapitän und unbestrittener Abwehrchef gleich zweier Mannschaften, die derzeit mehr als alle anderen im Fokus des internationalen Interesses stehen: Paris St. Germain, das aus dem Nichts erblüht ist und nach der Champions-League-Trophäe greift, wofür es am Dienstag ein gutes Hinspiel-Resultat in Leverkusen braucht - und Brasiliens Auswahl, die beim WM-Turnier im Sommer zum Siegen verurteilt ist.
Monströse Lasten haben sich diese Teams auferlegt, und sie dürfen sich glücklich schätzen, dass sie die Sicherung ihrer Defensive diesem schnellen, höchst athletischen Innenverteidiger anvertrauen können: Thiago Silva, genannt O Monstro, seit er mit Fluminense Rio de Janeiro Triumphe in der Heimatstadt feierte.
Aber das interessiert in Brasilien keinen mehr. Das Land brodelt der WM entgegen, die mit mehr Pannen und Problemen belastet ist als jede zuvor, und für Nationalcoach Felipe Scolari ist der humorlose, wortkarge Abwehrchef eine schicksalshafte Besetzung: Der Fels in der Brandung. Der Mann, der die Elf aus dem Tunnel ins Stadionlicht führt, den Blick kurz für ein Stoßgebet gen Himmel richtet - und dann 90 Minuten mit aller Härte in der eigenen Hälfte aufräumt.
Insofern gibt Thiago Silva, 29, beim französischen Meister Paris den unspektakulären Gegenentwurf zu Ibrahimovic ab; die stürmende Dampframme ist mehr für effektvolle Außenwirkung zuständig.
Zwei, die sich gut verstehen. Wenn auch vorzugsweise auf italienisch, die französische Sprache haben sie noch nicht fließend intus. Aber ihre Kommunikationskünste hatten ja nicht den Ausschlag gegeben, als sie Sommer 2012 im Doppelpack vom AC Mailand nach Paris gewechselt waren, für angeblich 62 Millionen Euro (42 davon für Silva).