Champions League:Mit vier Gegentoren ins Finale

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  • 4:2 (1:2) gewinnt der AS Rom gegen den FC Liverpool, am Ende fehlt den Italienern nur ein Tor für eine Verlängerung.
  • Für Trainer Jürgen Klopp ist es der zweite Einzug ins Champions-League-Finale, es ist der vorläufige Höhepunkt seiner 17 Jahre langen Trainerkarriere.
  • Doch es scheint Unstimmigkeiten mit Zeljko Buvac zu geben, der 17 Jahre lang an seiner Seite assistierte.
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Von Sebastian Fischer, Rom/München

Wer weiß, wie die Römer singen, der konnte Eusebio Di Francesco verstehen. "Wir glauben daran", hatte der Trainer von AS Rom tatsächlich gesagt und den Finaleinzug in der Champions League gemeint, obwohl seine Mannschaft dafür im Halbfinal-Rückspiel gegen den FC Liverpool drei Tore Rückstand hätte aufholen müssen nach dem 2:5 im Hinspiel. Im Viertelfinale gegen Barcelona war das ja schon mal geglückt. Und als dann am Mittwoch die Zuschauer im ausnahmsweise sogar voll besetzten Stadio Olimpico wieder die wunderbare Vereinshymne sangen, als die "centomila voci", die hunderttausend Stimmen, wie es im Text heißt, ihre Liebe beschworen, da schien das nächste römische Fußballwunder gar nicht mehr so unmöglich.

Allerdings waren die hunderttausend Stimmen nach neun Minuten eher ruhig, als Liverpool das erste von zwei Toren schoss. 4:2 (1:2) hieß es zwar am Ende, doch es war längst nicht so dramatisch wie es klingt. Liverpool steht im Finale.

Neun Minuten waren gespielt, als Roms Radja Nainggolan einen von vielen fahrigen Fehlpässen spielte, Roberto Firmino nahm den Ball auf, spielte Sadio Mané frei, der traf. Es war bereits das 29. Tor im laufenden Wettbewerb durch Liverpools in dieser Saison berauschend aufspielende Angriffsreihe um Mané, Firmino und den überragenden Mohamed Salah.

Dabei wollte Rom vom Anstoß weg bedingungslos offensiv spielen, Di Francesco hatte wie sein Gegenüber Jürgen Klopp drei Angreifer aufgeboten, anstatt wie üblich nur zwei: Neben Edin Dzeko stürmten Patrik Schick und Stephan El Shaarawy. Doch schon in den ersten Minuten zeigte sich, dass die Taktik nicht so recht aufgehen würde, zu oft war Dzeko auf sich allein gestellt, rieb sich auf, passte quer, meist ins Leere. Das 1:1 erzielte Liverpool selbst, Verteidiger Dejan Lovren wollte klären, doch sein Befreiungsschlag landete am Kopf seines Kollegen James Milner, der Ball flog ins Netz (15.). Das nächste Tor fiel dann wieder auf der Gegenseite, erneut nach einem groben Fehler: Nach einer Ecke verunglückte eine Kopfballabwehr Dzekos, Georginio Wijnaldum traf (26.).

In Rom fehlte Zeljko Buvac bereits

Auch wenn die Tore scheinbar zufällig zustande kamen, waren sie doch auch auf die Taktik Klopps zurückzuführen, seine Mannschaft verteidigte eng gestaffelt. Zwar wurde Rom stärker, glich durch Dzeko aus (52.) und gewann nach zwei späten Toren von Naingolan in der 86. Minute nach einem Fernschuss und durch einen verwandelten Handelfmeter in der Nachspielzeit mit 4:2. Liverpool wirkte plötzlich nachlässig, aber der Vorsprung aus dem Hinspiel war dennoch niemals in Gefahr.

Der Einzug ins Champions-League-Finale - Klopps zweiter, nachdem er 2013 mit Borussia Dortmund gegen den FC Bayern verlor (1:2) - ist der vorläufige Höhepunkt seiner 17 Jahre langen Trainerkarriere. Und doch ist Klopp in diesen Tagen wohl nicht vollends glücklich. 17 Jahre lang hat an seiner Seite der Trainer Zeljko Buvac assistiert, Klopp nannte ihn mal sein "Gehirn" und den "Meister aller Trainingsformen". Nun ist die Zusammenarbeit überraschend erst mal vorbei, in Rom fehlte Buvac bereits. Er nehme sich eine Auszeit aus persönlichen Gründen, heißt es in einer Klub-Mitteilung, Klopp wollte sich dazu nicht äußern, doch britische Medien berichten von einem Zerwürfnis.

Es ist ein kleiner Makel einer so zufriedenstellenden Saison für Klopp. Am Wochenende kann Liverpool in der Liga die Qualifikation für die Champions League sichern. Und am 26. Mai in Kiew gegen Real Madrid werden die Reds zwar Außenseiter sein, doch ihre Fans werden wohl sehr viel lauter singen als die spanischen. Sie werden an den Erfolg glauben.

© SZ vom 03.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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