Leverkusen in der Champions League:Seoane steht vor dem Aus

Leverkusen in der Champions League: War's das schon für Trainer Gerardo Seoane in Leverkusen?

War's das schon für Trainer Gerardo Seoane in Leverkusen?

(Foto: Luis Vieira/AP)

Bayer Leverkusen verliert in Porto ein Spiel, das Trainer Gerardo Seoane kaum mehr verlieren durfte. Als Nachfolger wird bereits der Name Xabi Alonso gehandelt.

Von Ulrich Hartmann

Reiner Calmund wäre nicht verwundert, bekäme Gerardo Seoane nun bald den Allerwertesten frankiert. Bayer Leverkusens früherer Fußballmanager, medial omnipräsent und um keinen Flachs verlegen, umschreibt den Vorgang einer Trainer-Entlassung seit Jahren gern mit einer frechen Metapher. "Das ist nun mal so im Fußball: Bei anhaltendem Misserfolg gibt's eine Briefmarke auf'n Arsch", sagte Calmund auch über Seoane kürzlich schon, als dessen Bayer-Mannschaft ihr Champions-League-Auswärtsspiel beim FC Porto noch gar nicht verloren hatte.

Als die 0:2 (0:0)-Niederlage am späten Dienstagabend dann aber feststand, hatte sich die Situation für den 43 Jahre alten Schweizer nicht gerade verbessert. Er droht noch vor dem Bundesliga-Heimspiel am kommenden Samstag gegen Schalke 04 aus Leverkusen fortgeschickt zu werden, ausreichend frankiert zwar, aber die Briefmarke würden sie ihm vermutlich ersparen.

Nachdem Bayers Fußball-Geschäftsführer Fernando Carro am Sonntag im Fernsehen dem Trainer eine Niederlage in Porto gewissermaßen verboten hatte, würde eine zeitnahe Freistellung nun niemanden mehr überraschen. Man sei vorbereitet, hatte Carro dort verlauten lassen, schließlich war die Saison auch schon vor dieser jüngsten Niederlage eine Katastrophe gewesen: Aus im DFB-Pokal beim Drittligisten Elversberg, Vorletzter in der Bundesliga mit nur einem Sieg und fünf Punkten aus acht Spielen, und nun, in der Champions League, die zweite Niederlage im dritten Spiel. Das alles trifft als Umschreibung für anhaltenden Misserfolg ziemlich präzise zu.

Als Nachfolger für Seoane wird bereits der frühere Bayern-Profi Xabi Alonso gehandelt

Eine ereignisreiche erste Halbzeit in Porto war zwar null zu null, aber keineswegs torlos ausgegangen. Auf jeder Seite wurde ein Treffer aberkannt, zudem verschoss Patrik Schick für Leverkusen einen Elfmeter. Bayers vermeintliche Führung durch Callum Hudson-Odoi in der 15. Minute galt nicht, weil Robert Andrich beim vorangegangenen Ballgewinn im Mittelfeld ein Foul begangen hatte. Auch Portos vermeintliche Führung in der 42. Minute fand keine Anerkennung, weil Abwehrmann David Carmo vor der Einleitung des dazu behilflichen Konters im eigenen Strafraum ein vom englischen Referee zunächst übersehenes Handspiel begangen hatte.

In Portos Torjubel hinein erkannte Schiedsrichter Anthony Taylor vom Monitor am Spielfeldrand aus dann folglich nicht nur Portos Tor ab, sondern entschied für Leverkusen zugleich auf einen Elfmeter, mit dem Schick in der 45. Minute jedoch am Torwart Costa scheiterte. In der zweiten Halbzeit verloren zunehmend entmutigte Leverkusener jegliche Gefahr. Zaidu Sanusi (69.) und Galeno (87.) schossen Porto 2:0 in Führung, ehe Jeremie Frimpong in der 88. Minute auch noch Gelb-Rot sah und vom Feld musste. Insgesamt war Leverkusen zu nervös und zu einfallslos. Die Misserfolgsserie sowie das drohende Schicksal ihres Trainers zeigten Wirkung.

"Es ist uns in der zweiten Halbzeit nicht mehr gelungen, die gleiche gute Leistung zu bringen wie in der ersten", sagte Seoane nüchtern in der Pressekonferenz nach dem Spiel. Die Leistung seiner Mannschaft sei deutlich besser gewesen als bei der 0:4-Bundesliga-Niederlage beim FC Bayern München am vergangenen Freitag, aber dennoch: "Wir sind sehr enttäuscht über das Resultat." Der emotionale Zustand der Mannschaft habe gewiss eine Rolle gespielt, vermutete Seoane.

Als Trainer-Kandidaten für Leverkusen brachte der in den USA beheimatete Sportsender ESPN am Dienstag den Spanier Xabi Alonso ins Spiel. Der frühere Bayern-Profi trainierte bis zum vergangenen Mai drei Jahre lang die zweite Mannschaft von Real Sociedad San Sebastian. Vor eineinhalb Jahren war der 40-Jährige mal gerüchteweise als Trainer bei Borussia Mönchengladbach gehandelt worden. Von 2014 bis 2017 hatte er für Bayern München und gespielt und dort seine Karriere beendet.

Für Seoane dürfte die Zeit bei Bayer nach einem Jahr und vier Monaten enden. Die erste Saison war mit dem dritten Platz und der Qualifikation für die Champions League ein großer Erfolg gewesen. Doch seit dem Sommer geht nichts mehr. Übertriebenes Mitleid zeigt Bayer-Beobachter Calmund nicht: Ein Trainerposten in der Bundesliga sei eben "kein Beamtenjob auf Lebenszeit".

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