Inter besiegt Milan:Vorteil für die Schwarzblauen

Inter besiegt Milan: Edin Dzeko, rechts, erzielte das 1:0 für Inter.

Edin Dzeko, rechts, erzielte das 1:0 für Inter.

(Foto: Antonio Calanni/AP)

Im Stadtderby gewinnt Inter dank zweier früher Tore von Edin Dzeko und Henrikh Mkhitaryan. Die AC Mailand hat Glück, dass die Niederlage im Hinspiel des Champions-League-Halbfinales am Ende nicht höher ausfällt.

Von Thomas Hürner, Mailand

Sehnsucht kann einen speziellen Sound entwickeln, doch in San Siro klingt das nochmal anders. Lauter. Imposanter. Das Mailänder Stadion, die Heimstätte von AC und Inter, war mal die große Bühne in Europas Fußball, ein aus Stein gebauter Schmelztiegel für Dramen und Glorie - ehe die Klubs eine sportliche Dürreperiode befiel, die mehr als eine Dekade lang andauern sollte.

Die Sehnsucht war also groß, als sich die Stadtrivalen am Mittwochabend zum Champions-League-Halbfinalduell trafen. Nach dem ersten Akt, dem Hinspiel, darf sich nun aber insbesondere der schwarz-blaue Teil Mailands Hoffnungen machen, seiner Vereinsgeschichte bald ein weiteres, großes Kapitel hinzuzufügen: Inter siegte 2:0, nach Treffern von Edin Dzeko (8. Minute) und Henrikh Mkhitaryan (11.). Der Finaleinzug ist für die Nerazzurri damit in greifbare Nähe gerückt.

Auf dem Papier handelte es sich um ein Auswärtsspiel für Inter, das war von der Realität auch durchaus gedeckt. San Siro war in weiten Teilen in schwarz-rot gekleidet, den Farben Milans, aber auch die Inter-Fans zogen in ihrer Curva Nord eine imposante Choreografie auf. Das war kein Wunder. Das Derby hatte in den vergangenen Wochen grell ausgestrahlt, nicht nur in den italienischen Sportgazetten, die eine tägliche und aufgeregte Vorberichterstattung betrieben. Keine Geschichte oder Tangente, die nicht genau beleuchtet wurde: Welche Trikots des jeweiligen Teams sind die Verkaufsschlager? Aus welchen Ereignissen der Vergangenheit lassen sich Brücken in die Gegenwart schlagen?

Nun ja, am beliebtesten sind die Trikots von Sandro Tonali bei Milan und Lautaro Martínez bei Inter, aber von Relevanz fürs Spiel waren insbesondere die ballottaggi - die medial geführte Wahrscheinlichkeitsrechnung, welche Spieler ein Mandat für die Startelf erhalten. Die Kurse werden mitunter stündlich aktualisiert, wie an der Börse. Milan hatte bis zuletzt um den Einsatz von Rafael Leão gezittert, den wohl herausragenden Akteur im Team, ein Angreifer mit Tempo und Esprit. Die Adduktoren zwickten, sein Fehlen ließ sich nicht kaschieren. Ohne Leão fehlte Milan das Überraschungsmoment, seine Läufe und Dribblings sind elementar fürs Spiel der Rossoneri.

Mit Blick auf Inter war eher darüber diskutiert worden, wie der Überfluss an Möglichkeit organisiert werden kann. Trainer Simone Inzaghi wies dem Ex-Bundesliga-Profi Hakan Calhanoglu die Rolle als Mittelfeldregisseur zu, draußen bleiben musste der Kroate Marcelo Brozovic. Vorn in seinem 3-5-2-System stürmten Lautaro Martínez und Edin Dzeko, weshalb dem Belgier Romelu Lukaku nur ein Bankplatz blieb. Es waren die in der Rückschau exakt richtigen Personalentscheidungen: Calhanoglu war es, der einen Eckball von links in den Fünfmeterraum zirkelte, von wo aus Stürmer Dzeko mit einem formvollendeten Volleyschuss zum 1:0 traf. Kurz darauf rannte Federico Dimarco mit viel Tempo über die linke Seite, ein Interista seit frühesten Kindestagen. Seinen Querpass vor den Strafraum ließ Martínez passieren, genau in den Lauf von Mkhitaryan, der zentral den Strafraum andrang und dann staubtrocken in die Tormitte schoss. Inter lag damit nach nicht mal einer Viertelstunde 2:0 in Führung, das verschaffte der nominellen Gästemannschaft Selbstvertrauen und Stabilität. Milan hingegen taumelte, trotz der permanenten Unterstützung der stimmgewaltigen Anhänger, die einfach nicht verhallen wollte.

Inter besiegt Milan: Henrikh Mkhitaryan machte schon früh das 2:0 für Inter.

Henrikh Mkhitaryan machte schon früh das 2:0 für Inter.

(Foto: Claudia Greco/Reuters)

Inter gab die Initiative daraufhin gerne an den Stadtrivalen, doch die Spielkontrolle blieb bei der Inzaghi-Elf. Milan rannte an, die Nerazzurri verteidigten und lauerten - und behielten sowohl in der ersten als auch in der zweiten Halbzeit mit dieser Strategie die Oberhand. Calhanoglu traf den Pfosten, Martínez und Dzeko vergaben gute Gelegenheiten. Milans beste Chance hatte Sandro Tonali, dessen Schuss leicht abgefälscht ebenfalls den Pfosten touchierte. Doch die Hoffnung nach einer Rückkehr zu alter Glorie, die hat seit Mittwoch vor allem der schwarz-blaue Teil der Stadt.

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