Champions League:Gelbe Diskussionen

Zwei wichtige Spieler fehlen dem FC Bayern gegen Lyon - wegen Gelbsperren. Dabei ist diese Sanktion wenig sinnvoll und gäbe es deutlich bessere Strafmöglichkeiten.

Jürgen Schmieder

Das Regelwerk des Deutschen Fußball-Bundes für die Saison 2009/2010 umfasst 120 Seiten. Es enthält schöne Sätze wie diesen: "Der Ball ist regelkonform, wenn er kugelförmig ist." Oder diesen: "Die Tore sind fest im Boden verankert. Tragbare Tore sind nur zulässig, wenn sie dieser Anforderung entsprechen." Oder dieser: "Die Verwendung von Funkkommunikation zwischen Spielern und/oder technischen Betreuern ist nicht zulässig."

die gelbe Karte.

Oft gesehen, bislang kaum diskutiert: die gelbe Karte.

(Foto: Foto: dpa)

Dem Kapitel "Verbotenes Spiel und unsportliches Betragen" werden 15 Seiten eingeräumt - was durchaus erstaunlich ist, weil der Absatz "Wie ein Tor erzielt wird" gerade einmal zwei Seiten bekommt. Zahlreiche Beispiele werden aufgezählt im Foul-Kapitel, wie sich ein Spieler danebenbenehmen kann, doch der Abschnitt über die disziplinarischen Maßnahmen ist knapp. Neben der mündlichen Ermahnung gibt es nur die gelbe Karte zur Sanktionierung und den Feldverweis in Form einer gelb-roten oder roten Karte. Je nach Wettbewerb ist ein Spieler nach einer gewissen Anzahl gelber Karten für eine Partie gesperrt (Bundesliga: fünf, Champions League: drei, DFB-Pokal: zwei).

Vor dem Champions-League-Halbfinale kann man nun nicht nur diskutieren, ob es denn wettbewerbsverzerrend sei, dass der französische Fußballverband Bayern-Gegner Olympique Lyon die Verlegung einer zwischen den Halbfinalspielen angesetzten Ligapartie gestattet - sondern auch über Verhältnismäßigkeit der gelben Karten und der daraus resultierenden Sperren.

Dabei geht es zum einen um das Problem, dass es nur eine Sanktion (gelbe Karte) für mannigfaltige Vergehen (vom Trikotausziehen beim Torjubel über das Ignorieren des Abstandes beim Freistoß bis hin zu harten Fouls) gibt. Zum anderen geht es aber auch über den Sinn der Sperre. Beim FC Bayern etwa dürfen Mark van Bommel und Holger Badstuber aufgrund der dritten gelben Karte nicht mitwirken. Der Niederländer wurde in den Partien gegen Florenz und dem Rückspiel in Manchester verwarnt, Badstuber in der Vorrunde gegen Bordeaux und in beiden Spielen gegen United. Bestraft werden sie, indem sie gegen Lyon nicht mitwirken dürfen.

Schalkes Trainer Felix Magath monierte diese Regelung schon vor einem Jahr und forderte stattdessen, Geldstrafen einzuführen. "Das trifft die Spieler hart: Die erste gelbe Karte kostet einen Tagessatz, die zweite zwei, die dritte drei und so weiter. Das Geld könnte man gut in den Breiten- und Amateursport umverteilen", sagte Magath. Schließlich solle der Foulende bestraft werden - und es sei ungerecht, bei einem Vergehen das aktuelle Spiel beenden zu dürfen und erst im kommenden Spiel zu fehlen.

Die Strafe muss auf dem Fuß folgen, nicht erst im kommenden Spiel. Aus diesem Grund forderte Uefa-Präsident Michel Platini auch die Einführung einer weiteren Karte (orange), die mit einer Zeitstrafe verbunden ist. Diese Zeitstrafe kennen jene, die Michel Platini noch live haben spielen sehen, aus dem Amateurfußball: Der Foulende wird für eine gewisse Zeit vom Feld geschickt, was nicht nur die Mannschaft des Foulspielers schwächte und für interessante taktische Variationen sorgte, sondern oftmals auch den Täter beruhigte. Zudem hatte so nicht der kommende, sondern der aktuelle Gegner einen kleinen Vorteil.

In anderen Sportarten (Handball, Eishockey) hat sich die Zeitstrafe als Sanktionsmöglichkeit bereits bewährt. Und das Fußball-Regelwerk würde mit solch einer Regelung auch nicht übermäßig anwachsen.

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